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Die Braut des Shawnee-Kriegers

Die Braut des Shawnee-Kriegers

Titel: Die Braut des Shawnee-Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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wirst du unser Volk auf den rechten Weg führen."
    "Es gibt Zeiten … da habe ich selbst Mühe, dem rechten Weg zu folgen." Wolf Heart spürte, wie ein blutroter Nebel seinen Blick verschleierte. Er konnte nicht mehr klar denken und hatte Mühe, bei Bewusstsein zu bleiben.
    "Du bist jung und lernst noch", sagte der Häuptling. "Bleib nur dir selbst und deinem Volk treu. Wenn die dunklen Zeiten kommen, wirst du bereit sein." Er stand auf. "Jetzt brauchst du Ruhe. Gib Körper und Geist Zeit, gesund zu werden. Wenn es dir wieder besser geht, reden wir weiter."
    Wolf Heart wollte noch etwas sagen, aber seine Zunge gehorchte ihm nicht mehr. Er sah nur verschwommen, wie der Häuptling sich abwandte und aus der Hütte verschwand, bevor der Nebel ihn einhüllte. Wie aus weiter Ferne hörte er Stimmen, das Geräusch leichter, eiliger Schritte, und dann beugte Clarissa sich über ihn. Ihre moosgrünen Augen waren so zärtlich wie eine Liebkosung, und das rote Haar glühte im Schein des Feuers warm auf. Ihre feste schmale Hand griff nach seiner, und sie verflocht ihre Finger mit seinen. Sie hob seine Hand hoch und drückte die Lippen auf die verschrammten Knöchel.
    "Es wird alles gut", murmelte sie auf Englisch, und er spürte ihre Tränen auf seiner Haut. "Ruh dich aus. Wir kümmern uns um dich."
    Seine Finger gaben den Druck ihrer Hand zurück. Dann schloss Wolf Heart die Augen und ließ sich von dem Nebel forttragen.
     
    Für Clarissa vergingen die Tage wie im Flug. Sein kräftiger Körper heilte rasch, aber Swan Feather erlaubte nicht, dass Wolf Heart ihre Hütte verließ, bevor er wieder ganz gesund war. Tagsüber saß er aufrecht gegen einen Stapel Felle gelehnt. Sein Oberkörper war mit Lederstreifen an einen aus Weidenruten geflochtenen Rahmen gebunden, um die gebrochenen Rippen ruhig zu stellen. Obwohl seine Blicke in dem beengten Raum wie die eines gefangenen Habichts unruhig hin und her schossen, sah er doch ein, dass das Heilen der Rippen Zeit brauchte. Und weil er diese Zeit so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte, zwang er sich, stillzuhalten.
    Nachts lag er ungeduldig in der Dunkelheit der Hütte, zu ruhelos, um zu schlafen. Von ihrem Bett neben der schnarchenden Swan Feather konnte Clarissa all seine kleinen, unruhigen Bewegungen hören. Sein schwerer Atem klang wie der eines gefangenen Pumas, der in seinem Käfig rastlos hin und her läuft. Sie spürte seine innere Unrast, seine Sehnsucht, wieder am aktiven Leben teilzunehmen. Manchmal musste sie sich mit Gewalt zurückhalten, um nicht im Dunkeln zu ihm zu schleichen, die Arme um ihn zu schlingen und sich an ihn zu schmiegen. Sie wollte ihn trösten in einer Sprache, die nur er und sie kannten und in der sie ganz für sich allein waren.
    Würde er sie willkommen heißen? Clarissa hatte keine Ahnung. Seit seiner Vision hatte Wolf Heart sich völlig in sich selbst zurückgezogen, und er weigerte sich, darüber zu sprechen. Clarissa hatte alles darangesetzt, hatte versucht, ihn zu erweichen und zu überzeugen, doch er hatte jedem Überredungsversuch widerstanden. Auch früher schon war er nicht leicht zu durchschauen gewesen, nun hatte er sich vollends in einer Festung des Schweigens verschanzt und sie ausgeschlossen. Clarissa fühlte sich verletzt, verärgert und allein.
    Schon lange war sie sich darüber klar, dass sie Wolf Heart liebte, mit der ganzen Kraft ihres jungen, hingebungsvollen Herzens. Sie liebte die geschmeidige Anmut seines bronzefarbenen Körpers und den schmalen Streifen weißer Haut, den das lederne Gurtband seines Lendenschurzes hinterlassen hatte. Sie liebte den Glanz seines schwarzen Haars, das in Wellen auf seine kraftvollen Schultern herabfiel, das plötzliche Aufblitzen in seinen kobaltblauen Augen, wenn er belustigt, verwirrt oder verärgert war. Sie liebte seinen Anblick, seinen Duft und seine Stimme. Aber selbst diese Liebe war nicht genug, um sie an die Welt der Shawnee zu binden, erst recht nicht, wenn Wolf Heart sie aus seinen Gedanken ausschloss wie einen unwillkommenen Gast.
    Erneut begann sie Pläne für ihre Flucht zu schmieden.
    Obwohl Swan Feather erwartete, dass Clarissa stets zur Hand war, verrichtete doch sie selbst den Löwenanteil der Pflege. Ihre knotigen Hände zerstießen die Kräuter mit dem Mahlstein, rührten daraus Heilsalben, die sie dann behutsam auf Wolf Hearts Wunden strich. Sie schlang die Lederriemen um seine Rippen, mit denen sie seinen Brustkorb fest an den Weidenrahmen band. Er unterwarf sich

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