Die Braut des Shawnee-Kriegers
seines Gesichts waren sichtbar. Seine Augen waren geschlossen, sein Gesicht war grau und leblos.
"Warte!" Cat Follower versuchte sie zurückzuhalten, aber Clarissa wollte nichts davon hören. Mit einem Schrei sank sie neben Wolf Heart auf die Knie. Mit zitternden Fingern untersuchte sie seinen Kopf und begann dann fieberhaft, mit den Händen Erde und Gestein von ihm zu schaufeln.
"Lebt er noch?" Cat Follower umfasste einen der Felsbrocken, die den Körper seines Freundes zu Boden drückten, hob ihn an und schleuderte ihn zur Seite. Dann nahm er sich den nächsten vor und begann ihn auszugraben.
"Ich weiß es nicht." Clarissa tastete an Wolf Hearts kühlem Hals nach dem Puls. Sei am Leben, betete sie stumm. Bitte, bitte, stirb nicht!
Mit bebenden Fingern suchte sie weiterhin nach einer Bewegung. Nichts … sie fühlte nichts. Wieso hatte sie ihn nicht von dieser albernen Visionssuche abgehalten? Warum hatte sie nicht darauf bestanden, dass er sie in jener Nacht mit in seine Hütte nahm? Dann hätte sie ihn festhalten können … mit ihren Armen, ihrem ganzen Körper.
Warum hatte sie ihm nicht gesagt, dass sie ihn liebte?
Ihre Finger glitten höher, drückten suchend gegen seine Kehle. Bitte! flehte sie. Ich will alles tun. Ich tue alles, was ich nur kann.
"Lebt er?" fragte Cat Follower wieder. Er richtete sich auf, um durchzuatmen und sich den Schweiß vom Gesicht zu wischen.
"Das kann ich noch nicht sagen. Wir müssen erst mehr von ihm freilegen." Clarissa hatte zwar keinen Puls gefühlt, aber solange noch ein Fünkchen Hoffnung bestand, war sie nicht bereit, eine Niederlage zu akzeptieren. Verzweifelt begann sie wieder, mit bloßen Händen Erde und Sand von Wolf Heart zu kratzen, während Cat Follower die schwereren Steinbrocken beiseite räumte. Als sie endlich Wolf Hearts Brust und Gesicht freigelegt hatten, bluteten ihre Handflächen und Finger, doch sie bemerkte es kaum.
Bitte! Wieder tastete sie nach seinem Puls. Sie würde nicht aufgeben. Ein Schluchzer entrang sich ihrer Kehle, als sie den Hauch einer Bewegung unter ihren Fingerspitzen spürte. "Beeil dich!" trieb sie Cat Follower an und schob Wolf Heart die Hände unter den Kopf. " Beeil dich!"
Wolf Heart stöhnte auf, als seine Schultern befreit waren. In Clarissas Ohren hörte es sich an wie ein Wunder. Als seine Lider flatterten und er endlich die Augen aufschlug, wusste sie noch nicht, wie schwer verletzt er war. Der Erdrutsch könnte seine Beine gebrochen haben, seine Rippen, sein Rückgrat. Vielleicht war er verkrüppelt oder gelähmt. Möglicherweise würde es ihn umbringen, wenn sie versuchten, ihn zu bewegen.
"Hol Hilfe", bat sie Cat Follower mit zitternder Stimme. "Männer mit Stangen zum Tragen." Sie wusste nicht, wie sie eine Tragbahre auf Shawnee erklären sollte, doch der junge Krieger schien sofort zu verstehen. Ohne noch einen Blick zurückzuwerfen, rannte er in Richtung des Dorfs davon und ließ sie mit Wolf Heart allein.
Seine Augen waren jetzt weit offen. Verwirrt schaute er zu ihr auf. Wolf Heart wirkte in diesem Augenblick wie ein verlorenes Kind. Ihr Herz flog ihm entgegen, und voll Zärtlichkeit nahm sie seinen Kopf und bettete ihn vorsichtig in ihren Schoß. "Es wird alles gut", murmelte sie wieder und wieder und wünschte sich verzweifelt, dass es auch wahr wäre. "Es wird wieder gut."
Seine Lippen waren trocken und aufgesprungen. Sie bewegten sich krampfhaft, als er zu sprechen versuchte, aber er brachte nur ein heiseres Krächzen hervor. Clarissa verstand, dass er Durst hatte, und es brach ihr fast das Herz. Obwohl der Fluss kaum zweihundert Schritt entfernt war, gab es nichts, worin sie hätte Wasser holen können. Außerdem wagte sie nicht, von seiner Seite zu weichen.
"Schsch!" Sie senkte den Kopf und küsste seine Stirn und Wangen, befeuchtete seine Lippen mit der Zunge. Er stöhnte wieder und versuchte zu sprechen. "Lieg still", flüsterte sie. "Es dauert nicht mehr lange. Cat Follower holt Hilfe."
Seine Kehle bewegte sich, und Clarissa sah, wie er sich anstrengte. "Die Vision …", stieß er heiser hervor.
"Hast du gefunden, was du suchtest?"
"Nein." Sein Gesicht war aschgrau unter der Sonnenbräune. In seinen blauen Augen lag ein gehetzter Ausdruck, als wäre seine Seele durch ein Höllentor gegangen. "Nein", krächzte er noch einmal. Er presste die Lippen zusammen, und ein heftiger Schauder überlief ihn. Clarissa strich ihm tröstend übers Haar. Jetzt sorgte sie sich nicht nur um seinen körperlichen
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