Die Braut des Shawnee-Kriegers
aus Federn und kleinen Glasperlen. Dazu gehörten noch Beinlinge und ein Paar schöner neuer Mokassins in ihrer Schuhgröße.
Clarissa drückte das Geschenk an die Brust, überwältigt von seiner Pracht und der Großherzigkeit der Spender. Ganz hingerissen strich sie über das seidenweiche Leder, und plötzlich fiel ihr ein, was White Moon gerade gesagt hatte.
"An dieser wundervollen Arbeit kann ich nicht beteiligt gewesen sein", sagte sie verunsichert, weil sie niemanden verletzen wollte. "Dazu bin ich gar nicht geschickt genug."
"Oh, da täuschst du dich gewaltig!" White Moons schwarze Augen lachten. "Du warst es, die die Häute gespannt und geschabt hat. Du hast die schwerste Arbeit von allen getan."
Clarissas Kehle wurde eng, als sie auf die meisterlich gearbeiteten Kleidungsstücke sah. Die Rehhäute! Diese verfluchten schrecklichen, stinkenden Rehhäute! Wenn sie damals nur gewusst hätte, was daraus werden würde! Tränen trübten ihren Blick, und für einen Augenblick war sie unfähig, ein Wort hervorzubringen.
"Zieh deine neuen Sachen an", sagte White Moon sanft. "Wir müssen hier fertig werden, damit wir zurückgehen und das Fest vorbereiten können."
Lachend halfen die Frauen Clarissa beim Anziehen. Das geschmeidige Rehleder glitt an ihrem Körper hinab und passte wie angegossen. Dennoch gab es ihr volle Bewegungsfreiheit – die Freiheit, zu laufen, zu reiten, zu arbeiten und zu tanzen.
Als alles an Ort und Stelle war, führten die Frauen sie zu dem Stein, auf dem Swan Feather saß. Ein ehrfürchtiges Schweigen senkte sich über die Gruppe, und Clarissa spürte, dass dies der wichtigste Teil der Zeremonie war. Der Augenblick, in dem sie endgültig eine Shawnee wurde.
White Moon erhob ihre Stimme. "Swan Feather, wir haben deine Tochter vorbereitet. Bist du bereit, sie anzunehmen?"
Swan Feather erhob sich. Ihr runzliges braunes Gesicht verriet keine Gemütsbewegung. Meine Mutter, dachte Clarissa. Die Vorstellung erschien ihr so sonderbar wie ein seltsamer Traum. Sie konnte sich kaum an ihre eigene Mutter erinnern, wusste nur noch, dass sie elegant und schön gewesen war und nach Rosenwasser geduftet hatte. Wie war es möglich, dass diese brummige, ungepflegte alte Frau nun ihren Platz eingenommen hatte?
Diese alte Frau, die behauptete, sie zu lieben.
Swan Feathers Lippen bewegten sich stumm. Dann räusperte sie sich geräuschvoll und spuckte ins Gras. "Hat meine Tochter einen Namen?" fragte sie.
"Wir haben ihren Namen gemeinsam ausgewählt." White Moon wies auf die älteren Frauen, die neben ihr standen. "Ihr Haar hat die Farbe des Fuchsfells, und ihre Bewegungen sind rasch und anmutig. Deine Tochter soll Dancing Fox heißen."
" We-sah, es ist gut." Swan Feather nickte kurz und gab damit ihr Einverständnis. Clarissa wartete verlegen. Was sollte sie jetzt tun? Sollte sie die alte Frau umarmen? Etwas sagen? Ihre Hand nehmen?
Schweigen hing über den Anwesenden, während die beiden, Mutter und Tochter, einander ansahen – Clarissa angespannt und erwartungsvoll und Swan Feather so gelassen wie ein verwitterter grauer Baumstumpf. Schließlich, als wäre nichts von Bedeutung geschehen, wandte die alte Frau sich ab. "Das Essen wird anbrennen", brummte sie. "Wir sollten zurückgehen und danach sehen."
Plappernd und schnatternd machten die Frauen sich auf den Weg, begierig, mit ihrer unterbrochenen Arbeit fortzufahren. Niemand jedoch schalt Clarissa, weil sie am Flussufer zurückblieb. Sie schaute hinaus auf das trübe grünliche Wasser und dachte über ihren neuen Namen nach. Dancing Fox. Der Name gefiel ihr. Er klang gut. Trotzdem war er ungewohnt wie ein Paar neuer Schuhe, die noch drückten. Genau genommen war alles, was heute geschehen war, ungewohnt und äußerst seltsam.
Jetzt war sie eine Shawnee. Warum fühlte sie sich dann nicht so? Was stimmte nicht mit ihr?
Der Wind fühlte sich kühl an auf ihrer feuchten Haut. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, und ihre Hand berührte die wunderschöne Schmuckborte an dem Lederkleid, das die Frauen für sie gemacht hatten. Es wird schon alles in Ordnung kommen, beruhigte sie sich selbst. Mit der Zeit würde ihre Verwirrung sich legen, und sie würde sich bei diesen urwüchsigen, offenherzigen Menschen heimisch fühlen. Sie würde eine von ihnen sein. Sie würde dazugehören.
"Dann heißt du jetzt also Dancing Fox." Als sie Wolf Hearts Stimme hinter sich hörte, durchfuhr sie ein freudiger Schreck. Sie drehte sich um und sah ihn zum Ufer
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