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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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kunstvoll
gestalteten Figuren in Brunnen zu sprudeln.
    Wehe jedoch dem, der jenseits der
Abwassereinleitung aus der Gose seinen Durst stillen wollte. Die Abzucht führte
Grundwasser aus dem Rammelsberg mit sich, das durch mühsam in den Fels
geschlagene Kanäle abgeleitet wurde, um tiefere Stollen in den Berg treiben zu
können. Das Wasser, zuerst noch klar und sauber, verlor im Laufe der Jahre
seine Reinheit und begann einen stetig anwachsenden, beißenden Geruch zu
entwickeln. Je tiefer es aus dem Berg geflossen kam, umso heftiger wurde der
Gestank. Osman hatte einige sagen hören, dass es die Tränen des Rammelsberges
wären, dessen Eingeweide durch die Gruben zerfressen wurden. Er selbst wollte nicht
daran glauben.
    Was auch immer im Wasser war, die wenigen,
die es dennoch aus Unkenntnis oder Dummheit tranken, starben allesamt eines
grausamen Todes, ob nun gnädig und rasch oder nach jahrelangem Siechtum.
    Und selbst der Fisch,
aus der Gose geangelt, besorgte einem im besten Falle mindestens einen
umgestülpten Magen. Irgendwie erinnerte Goslar Osman an die unwirtlichen Wüsten
in seiner Heimat. Nur dass hier des Menschen Hand nachgeholfen hatte.
    Wirkte das Bergdorf
noch schlicht auf die beiden, ja nahezu armselig mit seinen trostlosen
Holzhütten, so offenbarte sich ihnen nach Passieren der Tore umso deutlicher,
dass es sich bei Goslar um eine wahrhaft reiche Stadt handeln musste.
Stattliche Fachwerkhäuser standen dicht an dicht und schienen sich gegenseitig
übertreffen zu wollen mit ihren prachtvollen Schnitzereien und metallenen
Zierrate. Doch auch für größere Gärten und landwirtschaftliche Anlagen,
gewöhnlich außerhalb von Stadtmauern anzutreffen, war innerhalb der Befestigung
genügend Platz vorhanden. Das Bergwerk hatte den Goslarer Bürgern
augenscheinlich Reichtum beschert.
    Weiter ging es für die
beiden nach Westen zur Kettenstraße hin, in dessen Folge sich der Rosenhagen
anschloss, jene Gasse, in der die losen Mädchen der Stadt ihrem Gewerbe nachgingen.
Ein Nachtwächter kam ihnen entgegen und gab lauthals bekannt, welche Stunde
soeben geschlagen habe. Als er Roberts Silhouette im trüben Licht seiner
Laterne gewahr wurde, zuckte er erschrocken zusammen. Selbst in einer Stadt wie
Goslar, die in Anbetracht ihres Bedarfs an großen, kräftigen Männern für die
harte Grubenarbeit ebendiese anzog wie das Licht die Motte, selbst für hiesige
Verhältnisse also war Robert außergewöhnlich groß geraten. Und so betrachtete
der Wachmann, der schließlich nicht nur die Zeit verkünden sollte, sondern
darüber hinaus für die Sicherheit der Bürger zu sorgen hatte, in einer Mischung
aus Angst und unverhohlenem Argwohn die beiden seltsamen Gestalten, die nachts
in seiner Stadt durch die Gassen schlichen. Und auch die Tatsache, dass der
zweite von ihnen alles andere als kräftig wirkte, sondern vielmehr ein dürrer
Hänfling war, mochte ihn nicht beruhigen, ganz im Gegenteil, erinnerten ihn
dessen exotischen Gesichtszüge an die Erzählungen der wenigen Kreuzzügler, die
wieder in die Heimat zurückkehrten. Deren Berichte trieften vor lauter
Grausamkeiten, sodass ihm schon bei Osmans Anblick das Herz gefror.
    Robert und Osman
spürten den ängstlichen Blick des Wachmanns, ließen sich jedoch nichts
anmerken, waren sie es ja gewohnt, derart angestarrt zu werden. Letztendlich
gingen sie aneinander vorbei, ohne dass einer von ihnen einen Ton von sich gab.
Und bald hörten Robert und Osman wieder den Wachmann die Stunde verkünden,
beklommen erst, aber mit jedem Schritt, mit dem er sich von ihnen entfernte,
lauter und fester.
    Hätten doch nur alle
derart viel Respekt vor ihnen, gedachte Robert des Mädchens, dann würden sie
nicht in dieser Klemme stecken und ihrem Geld nachjagen müssen.
    Inzwischen war es dermaßen dunkel geworden,
dass sie sich vorsehen mussten, nicht irgendwo mit ihrem Schädel anzuschlagen.
Besonders Robert lief Gefahr, mit einem vorspringenden Balken Bekanntschaft zu
machen, da bei den Fachwerkhäusern, die in einer scheinbar endlosen Reihe dicht
an dicht gedrängt ihren Weg säumten, auf Höhe seines Kopfes das zweite, weit in
die Gasse hineinragende Geschoss begann.
    Niemand kam ihnen entgegen, sodass sie
lediglich ihre eigenen Schritte auf dem Pflaster hallen hörten, ab und an
unterbrochen von einem herzhaften Fluch, wenn wieder einmal einer von ihnen in
einen Kothaufen trat.
    Aus der Ferne drang fröhliches
Stimmengewirr und Gesang zu ihnen. Wäre es nicht mitten in der Nacht

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