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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wäre,
seinen eigenen Namen zu nennen.
    »Schaut nur, wen wir hier gefunden haben«,
rief eine der beiden Grazien in die Runde, »Robert der Schmale heißt unser
neuer Freund.«
    Anscheinend beeinträchtigte der übermäßige
Alkoholgenuss nicht jedermanns Gedächtnis, den Spott hatte Robert jedenfalls
auf seiner Seite, doch inzwischen war es ihm gleich. Allmählich begann er sogar
Gefallen an ihrem Abstecher zu finden, zumal ihm hier durchaus das eine oder
andere Mädchen zu gefallen wusste. Dennoch wollte er zuvor ihrem eigentlichen
Ziel gerecht werden und zumindest versuchen, etwas über die Diebin in Erfahrung
zu bringen. Osman umklammerte weiterhin die beiden Dirnen, gerade so, als ob
sie ihm sonst sofort davonlaufen würden, von ihm konnte er also keine Hilfe
erwarten.
    Robert ließ seinen Blick umherschweifen.
Die Reaktionen, die seine Erscheinung in dieser Gesellschaft hervorrief,
konnten unterschiedlicher kaum sein. Während die Mädchen ihn bewundernd
musterten, wurde er von den Männern mit Argwohn beäugt, seine Statur flößte
ihnen offenbar gehörigen Respekt ein.
    Er sah sich die Mädchen genauer an.
Ungewöhnlich viele hatten rote Haare, doch keine von ihnen konnte die Gesuchte
sein; entweder waren sie deutlich zu beleibt oder zu klein, meistens beides.
    Am anderen Ende der kurzen Gasse, zwischen
dem auf der Straße ausschenkenden Wirt und einem Musikanten mit seiner Leier,
thronte auf einem liegenden Weinfass eine besonders dralle Hure. Sie saß dort
breitbeinig obenauf, ihre Beine weit auseinandergespreizt, als wolle sie auf
dem Fass auf und davonreiten.
    Sollte sie nur halb so alt sein, wie sie
aussah, dann war sie schon verdammt alt und jede andere Dirne hätte gut und
gern ihre Tochter sein können. Wenn eine Bescheid wusste über die Mädchen, die
hier ihrem Gewerbe nachgingen, dann ganz sicher sie.
    Robert bahnte sich seinen Weg durch das
Getümmel, sorgsam darauf bedacht, keinem Mann zu nahe zu treten. Es waren
reichlich finstere Gesellen unter ihnen, durch den Alkohol und die aufgeheizte
Stimmung noch aufgekratzter als sonst.
    »Na Kleiner, wie wär’s denn mit ’nem Ritt?«
    Die Dicke auf dem Fass schaute zu ihm auf.
Aus der Nähe betrachtet waren die Falten weitaus tiefer in ihr Gesicht
gegraben. Sie versuchte, so etwas wie ein lüsternes Lächeln zustande zu
bringen, aber so verbraucht, wie es daherkam, geriet es eher zur Farce. Die
beste Zeit lag eindeutig hinter ihr, dachte Robert in einer Mischung aus
Abscheu und Mitleid.
    »Hochverehrte Dame«, begann er höflich in
der Hoffnung, ihr damit zu schmeicheln, »mich drängt es nicht nach einem
Abenteuer, vielmehr bin ich auf der Suche nach einem Mädchen, dessen Vater mir
an seinem Totenbett das Versprechen abrang, ein nicht unerhebliches Erbteil
seinem Kinde zukommen zu lassen. Freilich wäre es nicht zu Eurem Nachteil, wenn
Ihr mir helft, dass das Gold seine Bestimmung findet.«
    Diese Lüge einhergehend mit dem Versprechen
auf eine saftige Belohnung erschien Robert am aussichtsreichsten.
    Argwöhnisch betrachtete ihn die Alte,
offenbar war er nicht der erste, der sich bei ihr nach einer durchgebrannten
Gattin oder Tochter erkundigte, und gewiss war es den Frauen nicht immer gut
ergangen, wenn sie gefunden wurden. Dennoch, die in Aussicht gestellte
Belohnung war einfach zu verführerisch, um widerstehen zu können. Sie gab ihm
ein Zeichen, sich zu ihr herunterzubeugen.
    »Und wer sagt mir, dass Ihr nicht nur ein
mittelloser Habenichts seid, der sein ausgebüchstes Eheweib sucht?«
    Robert schaute in die Runde, suchte und
fand schließlich Osman, immer noch in inniger Umarmung mit seinen beiden
Grazien. Robert nickte ihm zu, Osman schien allerdings nicht im Geringsten
geneigt, sich von seinen Schönen trennen zu wollen. Erst auf ein weiteres,
energischeres Zeichen hin setzte er sich widerwillig in Bewegung.
    »Kann sich ein mittelloser Habenichts etwa
einen Bediensteten leisten?«, fragte Robert und zeigte auf den herantrottenden
Osman. »Bursche, zeig der Dame die Belohnung, die ihr zusteht, wenn sie uns den
Weg zur Füchsin weist!« Warum nur hatten sie sich nicht vorab einen Plan
zurechtgelegt, ärgerte sich Robert und hoffte inständig, dass Osman das Spiel
mitspielen werde.
    Ohne Regung kramte Osman die Geldkatze aus
seinem Wams hervor und zeigte ihr eine Handvoll Silbermünzen.
    »Freilich ist das nur ein kleiner Teil der
Belohnung, die Euch zusteht. Der Rest ist in sicherer Verwahrung«, log Robert
munter weiter, denn die paar

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