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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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gewesen,
hätte Robert schwören können, dass gerade ein Jahrmarkt abgehalten wurde.
    »Hier sind wir richtig, haben uns also doch
nicht verirrt!«
    »Wie kommst du darauf?« Osmans Zuversicht
verwirrte Robert.
    »Ach du naiver Kindskopf! Was meinst du
wohl, wird hier gefeiert mitten in der Nacht? Nach einer Messe deinem Gott zu
Ehren klingt’s jedenfalls nicht grade!«
    Nun hörte auch Robert einzelne Worte aus
dem Stimmenwirrwarr heraus, und was von dort zu ihm drang, hätte nicht nur
einem Pfaffen die Schamesröte ins Gesicht getrieben. Vor allem die Weiber waren
es, die schrill und laut eindeutige Worte in die Nacht lachten, eine Art, die
Robert nicht so recht gefallen wollte. Osman hingegen schienen diese
Anzüglichkeiten bedeutend weniger abzustoßen, ganz im Gegenteil, er hatte
offenbar seinen Spaß daran. »Nun zieh nicht so ein säuerliches Gesicht, du
freudloser Tropf. Lass uns nach dem wochenlangen Steine­klopfen mal wieder
etwas Freude am Leben haben.«
    »Ich hab’s gewusst«, wirkte Robert
ernsthaft entrüstet, »es war alles nur ein Vorwand, um das Mädchen ging’s dir
gar nicht!«
    »Wie kannst du nur …«, erwiderte Osman ein
wenig zu erregt. »Nach wie vor will ich das hinterhältige Luder ebenso zu
fassen kriegen wie du, doch«, fügte er kleinlaut an, »warum nicht das Angenehme
mit dem Notwendigen verbinden? So, und nun gib Ruhe, sonst werden wir nie etwas
erfahren!«
    Die Finsternis vor ihnen wurde von einem
roten Lichtschein unterbrochen, der aufflackerte, gerade so, als würde gleich
um die Ecke ein Haus lichterloh in Flammen stehen. Das allerdings hätte im
krassen Gegensatz zu der ausgelassenen Stimmung gestanden, die unüberhörbar fröhlich
zu ihnen herüberschwappte.
    »Schau nur, Maria, was für ein strammer
Kerl uns da besuchen kommt.«
    Wie aus dem Nichts waren plötzlich zwei
wohlbeleibte Weiber in dünnen, mit Rotweinflecken übersäten Hemdchen vor ihnen
aufgetaucht. Ganz unverhohlen starrten sie Robert an, maßen ihn von oben bis
unten ab. Mit der einen Hand umklammerten sie einen Krug, mit der anderen
hielten sie einander fest und stützten sich gegenseitig, denn ganz
offensichtlich hatten sie arge Not, gerade zu stehen. Als die andere statt
einer Antwort einen lauten Rülpser von sich gab und beide daraufhin lauthals
gackernd zu lachen begannen, wollte Robert nur noch rasch weiter, am liebsten
zurück in seine Hütte. Er schaute zu Osman herüber, der vergnügt übers ganze
Gesicht grinste. Ganz offenbar hatte sein Freund eine völlig andere Vorstellung
von einer guten Feier als er, erkannte Robert mit einer Spur Resignation, denn
er ahnte, dass diese Nacht lang werden würde.
    »Meine Damen, darf ich mich Euch
vorstellen? Osman Abdel Ibn Kakar ist mein Name, weit gereister Gelehrter aus
dem Morgenland, nur auf der Durchreise in Eurer netten Stadt, denn in
dringenden Geschäften weiter unterwegs nach Cölln. Stets an meiner Seite mein
lieber Freund Robert aus Dormagen, auch, Ihr werdet’s kaum glauben, Robert der
Schmale gerufen!«
    Das nachfolgende laute Prusten brachte
Robert ein weiteres Mal in Erinnerung, dass Osman in Gegenwart von Frauen
wirklich keine Gelegenheit ausließ, sich über ihn lustig zu machen. Bei diesen
beiden Krönungen ihrer Art jedoch war es ihm herzlich egal, wahrscheinlich
hatten sie bereits wieder vergessen, wie man ihn nannte, bevor er zu einem
Riesen heranwuchs.
    Osman trat zwischen die Frauen und umarmte
sie herzlich. Dann brachte er es fertig, beiden gleichzeitig in ihren dicken
Arsch zu kneifen. Was ihm normalerweise mindestens eine schallende Ohrfeige
eingebracht hätte, sorgte hier für weitere Heiterkeit, die Frauen waren dank
ihres schlichten Gemüts offenbar sehr leicht zu unterhalten. Eine von ihnen
nahm Robert an die Hand und gemeinsam schlenderten sie um die Ecke, dem lauten
Trubel entgegen.
    Hier hatte die Nacht ihr Ende gefunden:
Kerzen und Laternen, teilweise behangen mit rotem Tuch, verscheuchten die
Finsternis und beleuchteten die Gasse taghell, halb nackte Weiber und Männer
torkelten, tanzten und sangen um die Wette, Met und Wein rann in Mengen
unzählige durstige Kehlen hinunter und sorgte dafür, dass das wilde Treiben
noch wilder wurde. Und das alles in unmittelbarer Nähe der Frankenberger
Kirche, die, erhöht auf einem Hügel wie auf einer Empore ruhend, ihre Türme
mahnend in den Nachthimmel reckte.
    Wen zum Teufel wollte Osman hier befragen?,
rätselte Robert. Ein Wunder, wenn die Hälfte von ihnen noch in der Lage

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