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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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nachkommen …« August schien erleichtert, dass
dieser Kelch an ihm vorüberging. »Und eins noch«, raunte er Osman zu, »sorge
dafür, dass er den Gestank loswird. Lauf zu meinem Weib und lass dir eine
Zwiebel geben, auch viel Wasser zum Trinken und Waschen könnte Wunder wirken.
Danach kommt so schnell wie möglich wieder hierher! Na los, wird’s bald?«

Der Prospektor
     
    Die Glocken schlugen bereits zur Sexta, Mittagszeit also, als die beiden
wieder bei ihrem Vorarbeiter auftauchten. Robert war inzwischen frisch
gewaschen, er trug sogar sein sauberes Wams, das andere hatte nach Erbrochenem
gerochen. In der Hand hielt er eine Zwiebel, in die er nun herzhaft hineinbiss.
    Bald darauf kam auch Leonhardt, Neffe des
Grubeneigners und angehender Prospektor. Ohne Umschweife eröffnete der junge
Mann, weshalb ihn sein Oheim hierher geschickt hatte.
    »Ihr wollt im Vortrieb nach einer Goldader
suchen?« Osman war sichtlich erstaunt. »Wenn hier Gold läge, so wären wir doch
längst drauf gestoßen.«
    »Es geht das Gerücht, dass einige Gruben
der Zisterzienser voll davon stecken. Mein Oheim will, dass ich dem nachgehe.«
    »Freilich, doch Gerüchte haben noch keinen
Mann satt gemacht. Ein gestandener Hauer hat Robert gesteckt, dass er in seiner
eigenen Mine auf eine Diamantenader gestoßen sei. Dennoch steht der alte
Bergmann weiter Tag für Tag in seiner Grube und hustet sich die Seele aus dem
Leib, ein anderer will die Heilige Barbara in der Mine gesehen haben auf der
Suche nach ihrem Kopf, und dann war da noch …«
    »Es langt, wir werden sehen«, wurde Osman
unwirsch vom jungen Prospektor unterbrochen. Robert indes gab sich unbeteiligt.
Er hielt Abstand, was beiden sehr entgegenkam, da er entsetzlich nach Zwiebeln
roch.
    »Und wie dürfen wir Euch behilflich sein,
Herr?«, fragte Osman nun wieder ganz ergeben.
    »Da Ihr offenbar der Wortführer seid«,
entgegnete Leonhardt und zeigte auf eine große Kiste mit allerlei
Gerätschaften, »soll Euer Freund die Ausrüstung tragen, er scheint eh besser
dazu geeignet. Dann möchte ich, dass Ihr mir jeden Winkel von der Mine zeigt.
Ich werde mir alles genau ansehen und vielleicht auch einige Gesteinsproben
nehmen. Wir haben nur Zeit, bis die Feuersetzer kommen, daher sollten wir uns
sputen.« Er kramte zwei Öllampen aus der Kiste, von denen er eine Osman
reichte, dann bestiegen alle drei rasch den Stollen.
    Sie hatten einen halben Tag zur Verfügung,
den nur wenige hundert Schritte langen Schacht mit seinen acht seitlichen
Vortrieben zu untersuchen. Mehr als genügend Zeit, dachte Osman. Doch als er
feststellen musste, wie akribisch Leonhardt jedes winzige Fleckchen Felswand in
Augenschein nahm, war er sich plötzlich nicht mehr so sicher. Nun, ihm sollte
es recht sein, wenn sie am morgigen Tage die Untersuchung fortsetzen müssten,
denn mit einer Lampe durch die Gänge zu laufen und ab und an Wände
auszuleuchten, war ihm allemal lieber als Steine zu schleppen.
    Auch für Robert war dieser Tag eine
willkommene Abwechslung. Obwohl er an der Kiste deutlich mehr zu tragen hatte
als Osman mit seiner Lampe, hätte er seine übliche Arbeit am heutigen Tage kaum
zustande gebracht. Noch immer, eine ganze Nacht und einen halben Tag nach
seinem Besäufnis, fühlte er sich hundeelend – sein Schädel dröhnte, der Magen wollte
nicht zur Ruhe kommen und einerlei, ob sein Atem nun nach Erbrochenem oder
Zwiebeln roch, beides war ihm widerlich.
    »Scheint so, als ob wir dem Berg seine
Schätze zu früh entreißen, noch jedenfalls ist das Blei nicht zu Gold
geworden«, gab Robert nach längerem erfolglosen Suchen von sich und schaute
dafür in zwei entgeisterte Augenpaare.
    »Du glaubst nicht wirklich, was du eben
gesagt hast?«, fragte ihn Osman.
    »Ich befürchte doch«, antwortete der Neffe
des Grubenbesitzers stellvertretend für Robert, der nicht so recht wusste, was
Osman von ihm wollte. Wusste doch ein jeder, dass das Blei aus den Bergen im
Laufe der Zeit zu immer kostbareren Metallen heranreifte, sodass daraus erst
Silber und schließlich sogar das edelste aller Metalle wurde. Nicht umsonst,
erinnerte sich Robert, verwendeten Alchemisten Blei, wenn sie sich an der
Herstellung von Gold versuchten.
    »Ihr müsst wissen«, fuhr Leonhardt fort und
redete dabei nur mit Osman, da er Robert offenbar für zurückgeblieben hielt,
»dass nach wie vor weitläufig der Glaube vorherrscht, Metalle durchlaufen in
den Bergen eine Reife, so wie dem Samen im Feld der Trieb, dann die Knospe

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