Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
dem Ende entgegen, als sie schließlich
den letzten der acht Vortriebe abliefen. Bislang hatten sie nicht den Hauch
eines Goldklumpens entdeckt, selbst Kupfer fanden sie nur in Spuren vor, obwohl
der Berg zumindest damit reichlich gesegnet war. Dieser Stollengang war der am
tiefsten gelegene von allen, demnach auch der feuchteste, da sich sämtliches Wasser
aus der Mine hierin sammelte. Knöcheltief tauchten ihre Füße in die eiskalte
Mixtur aus Abwässern der Feuersetzer, eindringendem Regen- und vor allen Dingen
Grundwasser. Eben dieses Grundwasser war es, welches den Bergmännern, je tiefer
sie gruben, immer mehr Probleme bereitete, da die Minen darin teilweise
förmlich absoffen.
    Auch die Wände dieses Ganges untersuchten
sie in seiner kompletten Länge, ohne etwas Wertvolles zu entdecken. Am
äußersten Ende führte ein schmaler, keine zwei Fuß hoher Schacht weiter in die
Tiefe.
    »Ist das der Abfluss zum Rathstiefster
Stollen?«
    »Ob sich der Stollen am anderen Ende
Rathstiefster schimpft, kann ich Euch nicht sagen, jedenfalls wird dort der
Berg in die Abzucht entwässert. Doch sollte Euch der Stollen einerlei sein,
denn er gehört ganz sicher nicht Eurem Oheim.«
    »Sehr richtig, Osman, aber der Abfluss bis
dorthin allemal. Ich habe ihm versprochen, alles zu untersuchen, also werde ich
mir auch diesen Zugang anschauen müssen. Kriecht Ihr voran und leuchtet aus,
ich werde mit Eurem Freund folgen.«
    Robert, der bislang eher gelangweilt der
Unterhaltung gefolgt war, schaute skeptisch zum schmalen Loch. »Ich glaube
nicht, dass ich dort hindurchpasse, Herr.«
    Leonhardt sah zu
Robert hinauf, zum Abfluss und wieder zurück. »Es könnte zumindest knapp
werden. Gut, lassen wir es lieber nicht drauf ankommen. Wartet also hier auf
uns!«
    »Und was ist mit den
Feuersetzern? Es wird nicht mehr lang dauern, dann kommen sie in den Berg«, gab
Osman zu Bedenken.
    »Sobald das Signal
ertönt, haben wir immer noch genügend Zeit, zumindest, wenn keiner von uns
stecken bleibt. Bei uns beiden Hänflingen sollte das kein Problem sein. Also
los, schnappt Euch die Lampe und geht schon voran!«
    Osman seufzte. Fühlte
er sich bereits in engen Räumen unwohl, so bereitete ihm allein die
Vorstellung, in dieses dunkle Loch hineinzukriechen, arge Beklemmungen, um
nicht zu sagen Angst. Doch was sollte er machen? Robert konnte unmöglich seine
Stelle einnehmen, eine Weigerung kam allerdings auch nicht infrage, schließlich
wollte er sich bei dem jungen Prospektor für weitere Aufgaben empfehlen. Also
nahm er die Ölfunzel, schickte ein kurzes Stoßgebet an seinen Propheten und
tauchte kopfüber und mit geschlossenen Augen in seinen schlimmsten Albtraum
ein.
    »Und wie lang reicht
der Gang, könnt Ihr schon sein Ende sehen?«
    Osman war bislang vorangekrochen, ohne die
Augen geöffnet zu haben. Auf diese Weise konnte er eine aufkommende Panik am
besten unterdrücken. Nun jedoch musste er sie öffnen, wollte er den als
zukünftigen Arbeitgeber auserkorenen Spund nicht verärgern.
    Nur einen Augenblick flackerte die Lampe
vor ihm auf, bevor ein Luftzug die Flamme ausblies. Dieser kurze Moment reichte
aus, um in Osman nacktes Entsetzen hervorzurufen. Er sah gerade noch, dass der
Gang vor ihm kein Ende zu nehmen schien, dann wurde es dunkel wie in einem
Grab. Sein Puls begann zu rasen, und Osman schnappte japsend nach Luft.
Unwillkürlich erinnerte er sich an Erzählungen über Scheintote, die man
lebendig begraben hatte. Osman wollte schreien und um sich schlagen, doch er
war wie gelähmt.
    »Was ist, Osman, was habt Ihr?«
    Antworte ihm, verdammt, sag was, sonst
wirst du mindestens ein weiteres Jahr in dieser Mine zubringen und Steine
schleppen, solltest du jemals aus diesem engen Loch herauskommen. »Meine Lampe
ist aus«, hörte er sich schließlich überraschend gefasst sagen.
    »Keine Sorge, meine leuchtet noch! Kriecht
nur weiter nach vorn, so lang kann der Ablauf ja nicht sein!«
    Er hat gut reden, dachte sich Osman, er
muss ja nicht im Stockdunkeln einen glitschigen engen Gang hinabkriechen. Osman
überlegte, was nun eigentlich anders sei, immerhin hatte er bis eben die Augen
geschlossen gehalten. Allerdings gerade das Wissen, dass er eben noch einen
warmen, tröstenden Lichtschein bei sich getragen hatte und nun nicht mehr,
genügte, um seine Unruhe voranzutreiben.
    Er sinnierte über Zweck und Art der
Konstruktion, in der er sich befand, und das half ihm, die Angst nicht
übermächtig werden zu lassen.
    Was hatte August,

Weitere Kostenlose Bücher