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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Zeigefinger, der die zweite Möglichkeit
einleitete, »… oder wir sehen zu, dass wir das Mädchen finden und uns
zurückholen, was unser ist, nachdem wir ihr eine ordentliche Tracht Prügel
verabreicht haben. Von diesem armseligen Kaff bis nach Hildesheim gibt es nur eine
einzige Straße, es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn wir auf dem
Hellweg bis dahin niemanden treffen, der uns Auskunft geben könnte. In
Hildesheim sehen wir dann weiter; ein hübsches Mädchen wie sie, mit diesem
leuchtend roten Haar, fällt gewiss auf.«
    »Und wie willst du bis nach Hildesheim
kommen?«
    Robert wirkte ratlos. »Mit dem Pferd
natürlich«, antwortete er unsicher.
    Osman schüttelte den Kopf angesichts so
viel Beschränktheit. »Nun schau dir das Tier doch mal genauer an! Im Nachhinein
mag’s vielleicht ein Fehler gewesen sein, doch habe ich mir seinerzeit in
Bremen einen Araberhengst ausgesucht, um zumindest ein Stückchen Heimat zu
spüren. Ein herrliches Pferd, elegant und schnell, sicherlich das schönste, das
jemals diesen Stall von innen gesehen hat. Nicht zu vergleichen mit euren
derben, grobschlächtigen Mähren, die eher zum Ziehen eines Pfluges taugen denn
als Reittier. Mich allein trägt es wie der Wind von hier nach dort, bei dir
jedoch verhält es sich schon ganz anders. Da reicht bereits dein bloßer Anblick
und das Tier streckt alle viere von sich, von uns beiden zusammen ganz zu
schweigen! Dieser zarte Rücken ist nur für einen Reiter geschaffen.«
    »Und wie stellst du dir das vor? Soll ich
etwa die ganze Zeit neben dir herlaufen?«
    »Verdient hättest du’s ja«, bemerkte Osman
mit einer Spur Genugtuung, »doch ich hab da noch ’ne andere Idee, obwohl mir
das Herz blutet bei dem Gedanken.«
    »Und?«, unterbrach Robert die Osmans Worten
folgende Stille. Musste man diesem Kerl aber auch jedes Wort aus der Nase
ziehen?
    »Wir verkaufen das Tier und sehen zu, dass
uns ein Kaufmann im Karren mitnimmt. Mit dem Geld wären wir aufs Nächste
versorgt und mit ein bisschen Glück und Geschick sollte es uns gelingen, das
elende Biest aufzugreifen.«
    Das einzig Richtige in dieser verzwickten
Situation, musste Robert offen zugestehen. Und so geschah es dann auch. Das
Pferd verkaufte Osman an einen jungen, geschniegelten Gecken, der mit kleinem
Gefolge im Gasthaus logierte. Dank Osmans Verhandlungsgeschick und des Käufers
Arglosigkeit im Übrigen zu einem deutlich höheren Preis, als er es damals in
Bremen erworben hatte.
    Auch eine Mitreisegelegenheit war
angesichts Roberts Statur schnell gefunden. In jenen unsicheren Zeiten erhöhte
jede weitere Faust die Aussicht, sicher und gesund am Ziel anzukommen, und wenn
sie zu einem baumlangen Kerl gehörte, umso besser. So bot ihnen ein junger
Gewürzhändler aus Celle einen Platz auf seinem Ochsenkarren an. Joseph
Saltzmann hatte gerade sein Gewerbe begonnen und war daher noch nicht imstande,
für seine Sicherheit Schutzbegleiter anzuwerben. Umso dankbarer nahm er daher
das Angebot der beiden Freunde an, ihn auf der langen Reise nach Goslar zu
begleiten.

Donnerstag, der dritte August
Kehrtum
     
    Gleich in aller Früh mit dem ersten Hahnenschrei des neuen Tages
brachen sie auf, den Hellweg in östlicher Richtung auf Hildesheim zu, dorthin
also, wo sie hergekommen waren.
    Die Nacht zuvor hatten beide im Stall
zugebracht, schließlich musste das restliche Geld zusammengehalten werden,
wofür sich nun, völlig wesensfremd eigentlich, Osman zuständig fühlte.
    Die Fahrt zurück nach Hildesheim verlief
ohne besondere Ereignisse. Nur eine Handvoll Reisender kam ihnen entgegen, zu
Roberts und Osmans großer Ernüchterung konnte sich keiner an den Rotschopf
erinnern. Natürlich war es durchaus denkbar, dass sich Anna, oder wie immer sie
auch heißen mochte, abseits des Weges im Wald versteckte, wenn jemand ihren Weg
kreuzte, dennoch wuchs die Sorge der beiden, sich für die falsche Richtung
entschieden zu haben. Vielleicht war sie anfangs gar nicht darauf aus, zur
Diebin zu werden, und wurde nur verführt von der besonderen Gelegenheit eines
hilflos daniederliegenden Gimpels mit einem Beutel voller Geld. Dann freilich
hätte sie auch keine Veranlassung gehabt, über das tatsächliche Ziel ihrer
Reise die Unwahrheit zu sagen. Denkbar auch, dass dieser rote Teufel sogar
derart gerissen war, ihnen in diesem Punkt ausnahmsweise keine Lüge aufgetischt
zu haben, in der weisen Voraussicht, dass ihre Verfolger genau vom Gegenteil
ausgingen. Wie auch immer, Robert und Osman

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