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Die Braut des Vagabunden

Die Braut des Vagabunden

Titel: Die Braut des Vagabunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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eingefallen war, dass auch sein Sohn von Tanzstunden profitieren könnte. Wenn alles glattging, konnten Toby und Isaac ein drittes Paar bilden und Temperance die Möglichkeit geben, sowohl zu viert als auch zu sechst zu tanzen.
    Wenn alles glattging …
    Erneut sah Jack sich im Raum um und fragte sich, warum ihm zuvor nicht aufgefallen war, dass sein edles venezianisches Halstuch zu fest gebunden war. Noch nie hatte er jemandem das Tanzen beigebracht – und seine Frau zu unterrichten vor drei interessierten Erwachsenen und zwei Kindern, die große Augen machten, schien ihm eine größere Herausforderung, als er sich vorgestellt hatte.
    Er räusperte sich gerade in dem Augenblick, da Temperance zu sprechen beginnen wollte. Sofort warf er ihr einen Blick zu von der Art, die jedem zeigte, dass er zwar die Situation beherrschte, sich aber dazu entschieden hatte, seiner Frau den Vortritt zu lassen.
    „Ich habe dieses Buch über Tanzschritte gelesen“, sagte sie und hielt ein Buch hoch, das er nach einem kurzen Blick aus zusammengekniffenen Augen als Playford’s Dancing Master erkannte. „Ich fand es in der Bibliothek.“
    Er freute sich so sehr darüber, dass sie ihm den Anfang auf diese Weise erleichterte, dass er sie am liebsten geküsst hätte. Stattdessen schenkte er ihr ein Lächeln, mit dem ein Lehrer einen fleißigen Schüler belohnen würde, und sagte: „Gut gemacht. Zeigt her.“ Er blätterte das Buch durch und fühlte sich etwas beruhigter, als er eine Ahnung davon bekam, womit er beginnen sollte. „Das ist eine alte Ausgabe. Ihr müsst auch die neuesten Tänze aus Frankreich lernen. Aber wir werden mit etwas Einfachem beginnen.“
    Er gab Temperance das Buch zurück, und sie setzte sich, sodass sie aufblicken musste, um ihm in die Augen zu sehen. Sie besaß sehr schöne blaue Augen. Diese Augen hatten ihn vom ersten Moment an fasziniert. Aufmerksam sah sie ihn an, wie sie es so oft tat, aber in ihrer Miene vermochte er nicht zu lesen.
    „Isaac“, sagte er. „Ich möchte, dass du den Part der Frau tanzt, weil es dir vermutlich leichter fallen wird, später den Part des Mannes zu übernehmen. Toby hat noch nie zuvor getanzt.“ Außerdem vermutete Jack, dass Isaac eher bereit sein würde, die Rolle der Frau zu übernehmen.
    „Euer Gnaden, ich werde jeden Part tanzen, den Ihr mir befehlt“, erklärte Isaac mit so großer Ernsthaftigkeit, dass Jack nicht anders konnte, als gleichermaßen gerührt und belustigt zu sein.
    „Hinchcliff, Musik bitte“, fuhr er fort. „Tempest?“ Er streckte ihr seine Hand entgegen, und eine unerklärliche Erregung durchzuckte ihn, als sie es zuließ, dass er sie auf die Füße zog.
    Sie senkte den Blick und errötete ein wenig, und beinah hätte er sie geküsst. Gerade noch rechtzeitig erinnerte er sich an das Publikum und zog sie brüsk in die Mitte des Raumes, um den Unterricht zu beginnen. Erst als er sie in die ersten Schritte führte, fiel ihm ein, dass es keinen Grund gab, warum ein Mann ein gewisses Maß an Zuneigung zu seiner Frau nicht auch in der Öffentlichkeit zeigen sollte. Vor allem unter den besonderen Umständen, wo jeder glauben sollte, ihre Heirat wäre die Konsequenz einer ausgiebigen Werbung.
    Er erläuterte den Rhythmus der acht Takte und wie sie bei jedem dritten und siebenten Takt eine kurze Pause einlegen sollte, während er gleichzeitig die Möglichkeit erwog, seiner Gemahlin seine Gefühle zu zeigen. Seit Jahren hatte er nicht mehr versucht, eine Frau mit süßen Worten und Gesten zu umwerben. Nicht mehr, seit Vivien ihn buchstäblich abgelegt hatte. Und als er nach England zurückgekehrt und sein Erbe wieder übernommen hatte, war es nicht mehr notwendig gewesen, Frauen in seine Arme zu locken. Hier stand er also, sechsundzwanzig Jahre alt und fähig, den gesamten Hof mit geistreichen Sonetten zu unterhalten, aber vollkommen ungeübt darin, die Art von Bemerkungen zu äußern, mit denen er seiner Gemahlin in Anwesenheit seines Haushalts eine Freude machen könnte.
    „So?“, fragte sie und sah ihn ratsuchend an.
    „Gut. Äh – sehr gut. Ihr habt eine Haltung von natürlicher Anmut“, sagte er und wurde belohnt durch ihr freudiges Erröten. Oder vielleicht war ihr nur warm von der Anstrengung?
    „Ihr macht das sehr gut. Vielleicht sollten wir die Sarabande versuchen“, fuhr er fort.
    „Was immer Ihr meint“, erwiderte Temperance.
    Sie verwirrte seine Gefühle und forderte ihn bei jeder Gelegenheit heraus, aber sie war diejenige, die

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