Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut des Vagabunden

Die Braut des Vagabunden

Titel: Die Braut des Vagabunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
Vom Netzwerk:
nicht!“
    „Hmm.“ Statt ihr zu antworten, ging er in sein Ankleidezimmer. Als er zurückkam, schnürte er einen Hausmantel zu.
    „Ich weiß nicht, wie du nur denken kannst, ich wäre so kühn, so unverschämt, so …“
    „Darüber reden wir später“, unterbrach er sie. „Wenn ich nicht wackle, darf ich mich dann auf das Bett setzen?“
    Temperance sah ihn an. Nun, da sie wusste, dass sie ihn liebte, war alles anders. Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten oder was sie zu ihm sagen sollte. Natürlich war das schon so seit seiner Ankunft auf Kilverdale Hall – aber zum ersten Mal empfand sie Scheu.
    „Tempest? Darf ich mich setzen?“, wiederholte er.
    „Ja, ja natürlich“, antwortete sie verlegen. „Aber kannst du mir zuerst bitte noch ein wenig von dem Brot geben?“, fügte sie hinzu, sich jetzt bewusster denn je, dass sie unter den Bettlaken nackt war.
    „Wenn es dir besser geht, wird es an dir sein, dich zu meinem Vergnügen nackt bei Tageslicht zu zeigen“, sagte Jack. Die Heiterkeit in seiner Stimme bewies, dass er verstanden hatte, warum sie nicht selbst nach dem Brot greifen wollte.
    Er hörte sich genauso an wie immer. Ihre Welt hatte sich auf den Kopf gestellt, und er dachte weiterhin an Brot und morgendliche Übelkeit. Der Unterschied zwischen dem, worüber er sprach, und dem neuen Gedanken, der ihren Kopf erfüllte, war verwirrend.
    „Du bist ein Schuft und ein Schürzenjäger“, erklärte sie und versuchte, sich seinem neckenden Tonfall anzupassen. Es war so viel leichter gewesen, mit ihm zu streiten, als er nur ein charmanter Abenteurer war. Jetzt, da sie wusste, dass sie ihn liebte, war alles sehr viel schwerer. Trotz seines Mitgefühls war er noch immer ein erfahrener Mann von Welt. Wenn sie ihm ihre Gefühle verriet, würde er das vermutlich belustigt als naive Sentimentalität ansehen.
    „Ich weiß.“ Er stieg hinüber auf seine Seite des Bettes und legte ihr den Arm um die Schulter. Zum ersten Mal, seit sie erkannt hatte, dass sie ihn liebte, berührte er sie. Sie fühlte die plötzliche körperliche Verbundenheit bis tief in ihre Seele hinein.
    „Ich bin mein ganzes Leben lang ein Schürzenjäger gewesen“, sagte er und küsste sie auf die Schläfe. „Aber es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht. Ich wollte dich heute zu einem Spaziergang mitnehmen, nur …“
    „Gehen kann ich trotzdem“, sagte sie rasch. „Bald werde ich mich wohler fühlen, und ich brauche nicht lange, um mich fertig zu machen.“
    „Es hat keine Eile.“ Er umfasste ihre Schultern fester. „Wir haben den ganzen Tag Zeit.“
    „Du willst was?“ Jack starrte Temperance an, als hätte sie den Verstand verloren.
    „Tanzstunden“, wiederholte Temperance mit fester Stimme. „Ich will, dass du mich tanzen lehrst.“
    Sie saß auf der Bank, die auf dem kleinen Hügel stand, von dem aus man das Haus übersehen konnte. Jack stand vor ihr, beunruhigend prachtvoll in seinem Überrock aus Brokat, der Perücke und dem Federhut. Bei ihrer ersten Begegnung im „Dog and Bone“ hätte sie das niemals vermutet, aber sie glaubte allmählich, dass er sich gern gut kleidete. Sie hatte die duftenden Puder und Flaschen mit Orangenwasser auf seinem Frisiertisch gesehen, und er hatte sie überrascht mit seinen Kenntnissen, als er mit dem Seidenhändler sprach.
    Bisher hatte sie sich in Kleidungsfragen an die Dowager Countess gewandt, doch jetzt dachte sie, sie könnte genauso gut Jack um Rat bitten – sobald er sich von seinem gegenwärtigen Erstaunen erholt hatte.
    Warum war er so verwundert? Hatte sie seine Würde als Duke verletzt, als sie ihn bat, sie zu unterrichten?
    „Du könntest immer noch …“, begann sie und wollte ihm vorschlagen, einen Tanzlehrer zu engagieren.
    „Du siehst Tanzstunden als eheliches Recht an?“, fragte Jack im selben Moment.
    „In Anbetracht unserer besonderen Situation tue ich das“, sagte sie und reckte das Kinn. „Einer echten Lady hätte man vom Tage ihrer Geburt an beigebracht, wie man sich in vornehmer Gesellschaft benimmt. Ich weiß, wie man Stoff misst und zuschneidet, mit Kunden verhandelt, aber ich weiß nichts von dem, was man als Duchess zu wissen hat – und in ein paar Tagen werden all die vornehmen Gäste zur Hochzeit eintreffen. Du musst mir helfen, eine Duchess zu sein, Jack“, sagte sie und streckte die Arme aus, um seine Hand mit ihren beiden Händen zu umfassen, von Panik erfüllt bei dem Gedanken an das, was noch vor ihr lag.
    Er öffnete den Mund,

Weitere Kostenlose Bücher