Die Braut des Wuestenprinzen
hat man dich angelogen?“, fragte er nur.
„Man hat mir gesagt … sie hat gesagt …“ Elenor musste weinen und drückte dabei ihr Kind fest an sich. „Sie haben gesagt, dass ich eineTotgeburt hatte. Warum, Karim?“
Mitleidig, aber ungläubig starrte er sie an. Bevor er antworten konnte, begann Roshan, sich in Elenors Armen zu winden, und sie ließ ihn gehen.
Lächelnd sah der kleine Junge sie an. „Mama, du bist sehr schön!“, sagte er.„Baba hat es erzählt, und es stimmt.“
Dann musste sie sich aufrichten und ihm in sein Zimmer folgen, wo er ihr seine Spielsachen zeigte. Und wo Dallia, ihre frühere Kammerzofe, saß. Sie bestickte gerade den Kragen eines winzigen Hemdchens und sah sehr verängstigt aus.
Elenor hatte von dem Baby geträumt, am Anfang ständig, später etwas seltener. In den Träumen hatte er Karims Augen und seine Haare, und sie hielt ihn in den Armen und liebte ihn über alles. Dann wachte sie mit leeren Armen auf. Ihre Familie versuchte alles, um sie zu trösten, doch es half nicht.
Nach ihrer Flucht war sie in die Vereinigten Staaten gegangen, um ein paar Monate bei ihrer Familie zu verbringen. Ihre Mutter weinte beinahe, als sie Elenor sah. Sie war abgemagert, ihr Haar war glanzlos und fiel teilweise aus, und die Wunden der Geburt waren noch nicht geheilt.
Es dauerte eine ganze Weile, bis ihr Appetit zurückkehrte und sie wieder aß und an Gewicht zunahm. Im September kehrte sie nach London zurück. Dass sie ein Studienjahr verloren hatte, erregte dort kein Aufsehen.
Lana freute sich über das Wiedersehen. Elenor konnte sofort wieder bei ihr einziehen.
„Erinnerst du dich daran, für wie gefährlich ich Karim immer gehalten habe?“, rief sie Lana ins Gedächtnis.
„Ich dachte ja immer, dass du nur so komisch auf ihn reagiert hast, weil du Angst hattest, dich in ihn zu verlieben“, gab Lana zu.
„Aber verstehst du nicht, dass das alles nur eine Täuschung war? Wenn er mich von Anfang an für dich gehalten hat, war ganz klar, dass er so tun musste, als wäre er in mich verliebt.“
„Hm. Viele Leute haben ja eine sonderbare Vorstellung vom Reichtum Amerikas“, erwiderte Lana. „Aber ich habe noch nie jemanden getroffen, der glaubte, dass ein einzelner Mensch einen ganzen Krieg finanzieren kann.“
„Ich glaube schon, dass das Geld etwas hätte bewirken können“, widersprach Elenor.
„Bist du nie auf die Idee gekommen, dich ihm anzuvertrauen?“, fragte Lana. „Ich meine, hast du ihm nie erzählt, was diese komische Puran dir alles gesagt hat?“
„Nicht direkt. Ich wusste ja, dass es stimmte.“
„Du hast gesagt, dass du ihn liebst.“
„Das dachte ich auch. Aber wir waren nicht einmal wirklich verheiratet. Diese ganze Zeremonie war nichts weiter als eine Art Verlobung. Während es für ihn nur eine Art ‚Ehe auf Probe‘ war, dachte ich, es wäre für immer.“
Lana sah sie an. „War das so? Bist du sicher?“
„Wie meinst du das?“
„Ich glaube, du warst dir selbst nicht hundertprozentig sicher.“
Damit mochte sie recht haben.
„Berechtigterweise! Er wollte nur Geld und einen Erben von mir, und ich konnte ihm weder das eine noch das andere geben.“
„Ich glaube, er hat dich geliebt. So, wie ich ihn erlebt habe – er war wahnsinnig verliebt.“
„Das glaube ich nicht.“
„Vermutlich trauerst du immer noch dem Baby hinterher. Meine Mutter sagt, dass eine Frau nach dem Verlust eines Kindes mindestens ein Jahr lang in einer Art Ausnahmezustand ist. Und dass sie in dieser Zeit nichts Unüberlegtes tun sollte – ihren Mann verlassen, zum Beispiel. Aber das ist ja leider bereits passiert. Wenn es irgendwo anders wäre, würde ich dir raten, zurückzugehen. Aber in diesem Fall geht das wohl nicht.“
„Ich würde auch sonst nicht zurückgehen! Er hat mich verstoßen!“
„Vielleicht war er einfach nur wütend“, warf Lana ein.
„Ich war schwanger. Er hätte es nicht sagen dürfen.“
Lana seufzte. „Wen willst du eigentlich überzeugen, mich oder dich selbst?“
„Was hätte ich denn tun sollen?“, rief Elenor empört. „Weitermachen, als wenn nichts passiert wäre? So tun, als würde ich glauben, das er mich liebt?“
„Verheiratet ist verheiratet“, meinte Lana.
„Das Beste wäre wohl gewesen, du hättest ihn geheiratet“, entgegnete Elenor wütend. „Du wärst die perfekte Ehefrau gewesen, und dein Vater hätte die Stammesange hörigen mit Kalaschnikows ausgerüstet.“
„Ich habe ihn nicht geliebt“, erwiderte
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