Die Braut fuer eine Nacht
auf. Er wollte gerade duschen, als er den großen Umschlag auf seinem Nachttisch entdeckte. Er öffnete ihn und spürte einen Stich: Es war Kellys jüngstes Drehbuch. Eigenartig, wie es ihn schmerzte, dass sie nicht mehr da war! Er setzte seine Brille auf und begann zu lesen.
Zwei Stunden später legte er das Script zur Seite und seufzte tief auf. Wenn er das seinem Agenten gab, würde ganz Hollywood aufhorchen, und Kellys Leben würde sich total verändern.
Ihr erstes Drehbuch war gut gewesen, für eine Anfängerin sogar ausgezeichnet. Aber zwischen den Zeilen hatte man erkennen können, dass die Autorin noch jung und unerfahren war.
Inzwischen, während der gemeinsamen Zeit mit ihm, war viel mit ihr geschehen. Und in den Seiten dieses neuen Drehbuchs war alles eingefangen, was sie in den vergangenen Wochen erlebt hatte: ihre Freude und ihr Schmerz, ihre Verwirrung und Anspannung, Sinnlichkeit und Streit. Es war ein emotionsgeladenes, beeindruckendes Werk. Und es wurde Kelly zum Star machen, davon war Steve überzeugt.
Das Schuldgefühl, das ihn seit der Nacht, in der er sie zur Frau gemacht hatte, immer wieder bedrängte, verschwand plötzlich. Er hatte ihr zwar nicht seine Liebe schenken können, doch jetzt wusste er, dass er ihr etwas gegeben hatte, das ihr niemals jemand wegnehme n konnte.
Steve sehnte sich nach einer heißen Dusche und einer Tasse schwarzen Kaffee. Als er die Beine aus dem Bett schwenkte, entdeckte er das kleine blaue Kuvert, das zu Boden gefallen war. Er öffnete es.
Ein einziger Satz stand darin, ein Satz, der die wunderbarste Zeit seines Lebens zusammenfasste.
„Ich wünschte, es wäre alles anders gekommen. Aber ich werde die Zeit, die ich mit dir verbringen durfte, nie bereuen."
Erst jetzt traf ihn die Wucht seines Verlustes mit aller Macht. Er schloss die Auge n. Das große alte Haus erschien ihm plötzlich furchtbar leer. Obwohl sich Kelly oft in ihrem Zimmer aufhielt, wenn er nach Hause kam, hatte er doch immer ihre Gegenwart gespürt.
Steve wusste, dass es in seinem Leben keine andere Frau mehr geben würde, die Kellys Platz einnehmen könnte. Immer würde ihr ein Teil seines Herzens gehören.
Steve kämpfte mit sich selbst und versuchte sich einzureden, dass er das Richtige getan hatte.
Ihm fiel ein Ausspruch seiner Kollegin Genie Bouchet ein. An einem der Drehtage hatte ihr Mann ihre drei Kinder mitgebracht, und Steve hatte die kleine Familie beobachtet. Ein paar Tage später hatte er Genie gefragt, wie es sei, eine Mutter zu sein.
Ihre Antwort war ganz einfach gewesen. „Es ist, als ginge ein Stück deines Herzens außerhalb deines Körpers umher."
Genauso war es für ihn, Kelly zu lieben.
Als Steve die Augen wieder öffnete, waren sie feucht. Und ihm war klar, dass nicht nur Kelly sich während ihrer gemeinsamen Zeit verändert hatte.
Pünktlich um sechs Uhr läutete der Wecker, und Kelly rief ein Taxi.
Sie konnte es nicht ertragen, in ihre leere Wohnung zurückzukehren, deshalb wollte sie ein paar Tage bei Bette und Colleen wohnen. Sie brauchte Menschen um sich, die sie liebten, brauchte einen sicheren Ort, an dem sie in Ruhe zusammenbrechen konnte.
Danach würde sie überlegen, was sie mit dem Rest ihres Lebens anfangen sollte.
Steve stand unter der Dusche, als es an der Tür läutete. Er stellte das Wasser ab. War Kelly zurückgekommen? Doch dann hörte er ihre Stimme.
„Ich komme sofort."
Sie ist noch immer hier!
Er griff nach einem Handtuch und band es sich um die Hüften, dann lief er ans Fenster.
Vor dem Haus stand ein Taxi, der Fahrer lud gerade einen Koffer in den Kofferraum.
Kelly stand neben dem Wagen und blickte vor sich hin. Sie schien bedrückt.
Wenn sie erst einmal in das Taxi gestiegen war, würde er sie nie wiedersehen, das war ihm klar.
Aber du liebst sie doch, sagte ihm seine innere Stimme.
Ohne zu wissen, was er tat, rannte er die Treppe hinunter, riss die Tür auf und stand vor einer völlig überraschten Kelly.
„Wer zum Teufel sind Sie?" fragte er den verdutzten Taxifahrer.
„Hey, Sie sind doch dieser Nick Denger! "rief der Mann begeistert.
„Derringer!" sagten Kelly und Steve wie aus eine m Mund.
Steve machte einen Schritt auf Kelly zu, doch sie wandte sich blitzschnell um und öffnete die Tür des Taxis.
„Bleib doch stehen, verdammt noch mal!"
Aber Kelly ließ sich nicht aufhalten.
Da sprang Steve vor, hielt sie fest, und sie fielen zusammen zu Boden. Im Fallen löste sich der Knoten seines Handtuchs, und Kelly lag
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