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Die Braut im Schnee

Die Braut im Schnee

Titel: Die Braut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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geschlungen und küsste ihn auf den Mund. Dann rutschte sie zu ihm ins langsam kühler werdende Wasser.
     
    Einmal war er kurz davor gewesen, den Kellner anzuschreien. Die Beflissenheit, mit der sich dieser immer wieder vergewisserte, ob alles zur Zufriedenheit der Gäste sei oder ob es noch etwas Brot, ein Glas Wein oder eine Flasche Wasser sein dürfe, ging Marthaler auf die Nerven.
    Aber er schrie nicht. Stattdessen antwortete er auf die neuerliche Frage, ob die Damen und Herren noch einen Wunsch hätten, mit Ja. «Ja, wir haben den Wunsch, dass Sie uns jetzt endlich einmal in Ruhe lassen.»
    Trotzdem bereute er die Wahl des Restaurants nicht. Sein Kalbsschnitzel in Limonensoße hatte gut geschmeckt, und auch Tereza war mit ihrem Risotto alla Milanese zufrieden gewesen. Sabato hatte ihm den Tipp gegeben, nicht in das alte «Gattopardo» in Sachsenhausen zu gehen, sondern in der kleinen Filiale im Nordend einen Tisch zu bestellen. Dort sei nicht nur der Koch besser, sondern auch die Portionen größer. Trotz seiner guten Vorsätze hatte Marthaler seinen Teller leer gegessen, und als Tereza sich zum Dessert eine Panna Cotta bestellte, war er kurz in Versuchung gekommen, es ihr gleichzutun, hatte sich dann aber für das Himbeersorbet entschieden.
    «Du siehst aus, als hättest du viel erlebt», sagte Tereza, die ihm gegenübersaß und ihn für ein paar lange Sekunden prüfend angeschaut hatte.
    «Ja», sagte Marthaler, «das habe ich. Aber nichts, über das ich sprechen möchte. Es war nur wenig Schönes dabei. Vom heutigen Abend mal abgesehen. Erzähl du lieber noch ein wenig über Madrid.»
    «Ich habe Madrid schon leer geredet den ganzen Abend», sagte sie. «Du weißt ja schon alles.»
    «Wirklich?»
    «Was meinst du mit ‹wirklich›?»
    «Gab es Männer dort?»
    Sie schaute ihn irritiert an. Sofort ärgerte er sich über seineFrage, aber jetzt hatte er sie gestellt. Er konnte nur noch versuchen, ihr einen ironischen Unterton zu geben und so zu tun, als habe er sie nicht ganz ernst gemeint: «Ich meine, du bist schön. Und du warst oft alleine   …»
    Tereza hob ein wenig die Augenbrauen. «Ich war nicht alleine», sagte sie.
    Dann schüttelte sie leicht den Kopf. Erst jetzt schien sie zu begreifen, was er meinte. Sie antwortete nicht, aber ihr Blick blieb freundlich. Dennoch zeigte er Marthaler, dass er eine Frage gestellt hatte, die ihm nicht zustand und auf die er keine Antwort erwarten durfte.
    Für ein paar Minuten machte sich eine kleine Befangenheit zwischen ihnen breit. Dann tat Tereza wieder etwas, das er nicht erwartet hatte. Statt nun ein unverfängliches Gesprächsthema zu suchen, war sie es jetzt, die ihm eine ernste Frage stellte. «Denkst du noch oft an Katharina?»
    «Ja, aber ebenso oft denke ich an dich.»
    «Gehst du noch an ihre Grabhof?»
    «Ja. Wenn ich Zeit habe, gehe ich oft zum Friedhof an ihr Grab.»
    «Und sprichst du mit ihr?»
    Marthaler nickte. Ihm war ein wenig unbehaglich zumute. Seine tote Frau war eines der Themen, über die er nur ungern redete. Aber er begriff, dass er jetzt nicht ausweichen durfte. Wenn er wollte, dass Tereza und er sich besser kennen lernten, musste er bereit sein, mit ihr über Katharina zu sprechen.
    «Antwortet sie dir?»
    «Nicht mehr so oft wie früher. Aber manchmal antwortet sie noch. Warum fragst du das alles?»
    «Weil man die Toten nicht vergessen darf. Ich möchte, dass du an sie denkst, weil sie zu dir gehört.»
    «Ja», sagte Marthaler. «Sie war lange Zeit das Schönste, was ich hatte. Auch als sie schon tot war. Und jetzt gibt esdich. Aber ich habe mir vorgenommen, euch nicht zu vergleichen. Ich denke, das darf man nicht tun.»
    Tereza dachte einen Moment nach. «Doch», sagte sie. «Du wirst es tun. Es ist nicht schlimm. Ich habe keine Angst. Hauptsache, wir sprechen.»
    «Weißt du noch: Als wir uns kennen lernten, wolltest du nie, dass wir über uns reden.»
    «Ja», sagte Tereza, «es war eine Fehler.»
    «Mir hat es gefallen. Vielleicht war es am Anfang richtig. Vielleicht ist es jetzt falsch geworden», sagte Marthaler. «Und jetzt bestelle ich uns Espresso.»
    Er sah, wie der Kellner zu ihnen herüberäugte. Offensichtlich traute er sich nicht mehr, nach ihren Wünschen zu fragen. Marthaler wollte ihn gerade herbeiwinken, als hinter dem Tresen das Telefon läutete. Der Kellner nahm ab und meldete sich. Er nickte mehrmals, dann kam er an ihren Tisch und reichte Marthaler den Hörer.
    «Wer immer Sie sind», sagte Marthaler ins

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