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Die Braut im Schnee

Die Braut im Schnee

Titel: Die Braut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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verlassen hat, das zu einer alten Maschinenfabrik gehört. Der Fotograf hat gerade die Tür dieses Hauses abgeschlossen, und der Trucker hat gehupt. Drewitz hat ihn angesehen und sich dann schnell weggedreht. So, als ob er dort nicht gesehen werden wollte.»
    «Haben Sie sich die Personalien des LK W-Fahrers geben lassen?», fragte Marthaler.
    «Ja, der Mann wohnt in Chemnitz. Er fährt die Strecke nach Frankfurt mehrmals die Woche.»
    «Gut. Wir müssen handeln, sofort», sagte Marthaler. «Wo sind Sie jetzt?»
    «Ich stehe vor der ‹Neptun-Klause›. Die Küche hat vor ein paar Minuten geschlossen, und Drewitz macht gerade Feierabend. Ich denke, er wird gleich rauskommen. Deswegen wollte ich mit Ihnen sprechen.»
    «Meinen Sie, er hat etwas gemerkt?», fragte Marthaler. «Hat er mitgekriegt, dass Sie sich nach ihm erkundigen?»
    «Ich glaube nicht. Aber ich bin mir nicht sicher. Dummerweise kam er einmal kurz aus der Küche, als ich gerade mit dem LK W-Fahrer gesprochen habe. Er ist aber sofort wieder verschwunden.»
    «Ich beeile mich», sagte Marthaler. «Ich bin in spätestens zwanzig Minuten bei Ihnen. Versuchen Sie Drewitz zu folgen. Wahrscheinlich geht er nach Hause. Aber kein Zugriff! Ist dasklar, Toller? Egal, was passiert, Sie machen keine Alleingänge! Wenn wir ihn heute Nacht nicht mehr kriegen, dann kriegen wir ihn morgen früh! Aber besser wäre es, wir erwischen ihn gleich.»
    Marthaler ließ sich die Nummer von Tollers Mobiltelefon geben. «Ich rufe in fünf Minuten wieder an», sagte er. Dann unterbrach er die Verbindung und ging zurück zu Tereza, die am Tisch auf ihn wartete. Sie schaute ihn an und lächelte.
    «Schon gut», sagte sie. «Ich habe schon gezahlt. Ich nehme an, du bist in großer Beeilung.»
    «Ja, Tereza. Das bin ich. Ich muss sofort los. Wir rufen dir ein Taxi. Ich weiß, es ist unser erster gemeinsamer Abend seit langem. Ich wollte alles besser machen. Und jetzt muss ich doch wieder weg. Es tut mir sehr Leid.»
    «Es ist o.   k.», sagte sie, «wir haben ja schon Wein getrunken bei dir. Und ich bin müde sowieso.»
    «Und ich muss dich noch um etwas bitten: Kannst du mir dein Handy leihen? Meins ist leider kaputtgegangen.» Sie reichte ihm ihr Telefon. Dann küsste sie ihn.
    «Und, Robert, bitte   …»
    «Ich weiß», sagte er, «ich soll feige sein. Hab keine Angst, es wird nichts passieren.»

ACHTZEHN
    Marthaler rannte zu Fuß durch die Dunkelheit. Zum Glück hatten sie nicht weit vom Restaurant einen Parkplatz gefunden. Trotzdem war er außer Puste, als er auf dem Fahrersitz saß und die Serviette aus seiner Tasche kramte, auf die er Tollers Nummer geschrieben hatte. Toller meldete sich sofort.
    «Und?», fragte Marthaler.
    «Er verlässt gerade die ‹Neptun-Klause›. Ich sitze in meinem Wagen. Er ist alleine. Er schließt seine Jacke. Jetzt steckt er sich eine Zigarette an. Er scheint es nicht eilig zu haben. Wissen wir, ob ein Auto auf ihn zugelassen ist?»
    «Nein», sagte Marthaler. «Keine Ahnung. In der Akte stand nichts dergleichen. Oder ich habe es überlesen.»
    «Okay. Er geht los. Ich muss mich ducken.» Toller flüsterte. «Er überquert den Parkplatz. Anscheinend ist er zu Fuß hier. Jetzt hat er den Weg am Mainufer erreicht. Er geht Richtung Gerbermühle. Es sieht so aus, als will er nach Hause. Ich muss ihm nach. Meinen Wagen lasse ich hier.»
    «Ich melde mich gleich wieder», sagte Marthaler. «Am besten, wir lassen die Verbindung bestehen.»
    Er warf Terezas Handy auf den Beifahrersitz, dann startete er den Motor. Er trat aufs Gas, und mit einem Satz schoss der Wagen los. Aber dann brauchte er eine Weile, bis er aus dem Labyrinth der Einbahnstraßen im Nordend herausgefunden hatte. Er fluchte. Schließlich stand er auf der Eckenheimer Landstraße. Als er an einer roten Ampel halten musste, nahm er das Telefon wieder auf. Er rief Tollers Namen, aber der antwortete nicht.
    «Toller, was ist. Wo stecken Sie? Melden Sie sich!»
    Marthaler merkte, wie seine Aufregung wuchs. Er fühlte sich hilflos. Er wusste nicht, was dort unten am Main geschah. Mit der Linken presste er das Handy an sein Ohr. Ohne abzuwarten, dass die Ampel auf Grün schaltete, fuhr er weiter. Hinter ihm wurde gehupt. Endlich hörte er Tollers Stimme.
    «Ich weiß nicht, was er macht. Er ist an der Gerbermühle vorbeigegangen. Eigentlich hätte er nach rechts abbiegen müssen. Aber er geht den Mainuferweg weiter runter. Ich habe keine Ahnung, was er vorhat.»
    «Verdammter Mist», fluchte

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