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Die Braut im Schnee

Die Braut im Schnee

Titel: Die Braut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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Wenn die beiden Gebäude zusammengehört haben, dann wird es im Inneren eine Verbindung geben. Und wenn wir es schaffen, in die Fabrik zu kommen, kommen wir auch in das Haus.»
    Neben der Rampe befand sich eine schwere Metalltür mit einem Sicherheitsschloss. Auch sie war verschlossen.
    «Hier kommen wir nirgends rein», sagte Toller. «Wir müssen es von hinten versuchen.»
    Direkt hinter der Stirnseite der Halle befand sich eine Mauer, die das Grundstück begrenzte. Es gab nur einen vierzig Zentimeter breiten Durchgang, durch den sie sich zwängten. Marthaler schaute hoch. In den oberen Teil der Hallenwand war ein rundes Fenster eingelassen, das man von der Maueraus hätte erreichen können. Doch dann sah er, dass das Fenster vergittert war.
    Toller hatte den kleinen gemauerten Anbau zuerst entdeckt. «Da», sagte er, «vielleicht haben wir Glück.» Er ging auf den Schuppen zu und rüttelte an der Tür. «Mist», sagte er, «die haben aber auch alles verriegelt.»
    «Wie man merkt, ist es nötig», sagte Marthaler.
    «Was sollen wir machen?»
    «Öffnen!»
    «Aber das ist Einbruch.» Tollers Stimme verriet, dass er erstaunt war über den Vorschlag seines Vorgesetzten, dass es ihm aber auch gefiel, etwas zu tun, das nicht den Vorschriften entsprach.
    «Ja», sagte Marthaler, «zweifellos ist es ein Einbruch. Andererseits stehlen wir nichts. Und die Tür müsste sowieso mal erneuert werden.»
    Um nicht seinem Kollegen diese Arbeit zu überlassen, rammte Marthaler mit der Schulter gegen die Tür, ohne dass sie sich bewegte. Er stöhnte auf. Seinen schmerzenden Rücken hatte er mal wieder vergessen.
    «So geht das nicht», sagte Toller. «Eine Tür, die nach außen aufgeht, kann man niemals nach innen aufbrechen.»
    Marthaler wunderte sich über Tollers Belehrung ebenso wie über die Information selbst. Er hatte sich noch nie darüber Gedanken gemacht, in welche Richtung sich eine Tür aufbrechen ließ.
    «Ich bin gleich wieder da», sagte Toller, bevor er in dieselbe Richtung verschwand, aus der sie gekommen waren.
    Keine zwei Minuten später tauchte er wieder auf. Er trug etwas in der Hand. Eine Schiene aus Metall. Er ging in die Hocke, führte die Schiene unter die Tür und zog sie mit beiden Händen nach oben, bis sich die Tür durch die Kraft des Hebels so weit verkantet hatte, dass ein Spalt entstanden war.Dann griff er unter die Türkante und stemmte sie mit solcher Kraft nach oben, dass Marthaler hörte, wie das Holz an den Scharnieren splitterte.
    «Das hätten wir», sagte Toller.
    Marthaler ging voran. Der kleine Vorbau führte direkt in die Fabrikhalle. Toller hielt sich dicht hinter ihm. Es roch nach Öl und gefrästem Metall. Als sich ihre Augen ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnten sie die weißen Sicherheitsstreifen auf dem Boden erkennen, die den Gang vom Maschinenraum abgrenzten. Obwohl sie vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzten, hallte jeder ihrer Schritte so laut, dass Marthaler meinte, man müsse sie bis auf die Straße hören. Dann hatten sie das Ende der Halle erreicht. Über zwei Stufen gelangten sie in einen Gebäudeteil, in dem rechts und links des dunklen Flurs die Büros untergebracht waren.
    «Dort hinten muss es sein», sagte Marthaler. «Wo der Gang zu Ende ist, muss das Vorderhaus beginnen. Wenn wir Glück haben, gibt es irgendwo eine Tür.»
    Er tastete sich an den Wänden entlang und suchte nach einem Lichtschalter. Endlich hatte er einen gefunden. Er wollte ihn gerade betätigen, als Toller ihm eine Hand auf den Arm legte.
    «Nein», flüsterte er. Seine Stimme war kaum zu hören. «Da ist jemand.»
    Marthaler schluckte. Er sah, was Toller meinte. Dort, wo der Gang zu Ende war, konnte man direkt über dem Boden einen dünnen Streifen Licht erkennen. Wahrscheinlich war dort die Verbindungstür zwischen den beiden Gebäuden gewesen. Man hatte die Tür verschlossen, hatte die Griffe abgeschraubt und alles mit derselben Tapete beklebt, die auch auf den Wänden war.
    Was auch immer sich in dem Raum hinter der toten Tür befand, dort brannte ein Licht. Toller wollte etwas sagen, aberMarthaler gab ihm zu verstehen, dass er sich ruhig verhalten solle. Dann schob er den anderen in eines der Büros.
    «Wir wissen nichts», sagte Marthaler leise. «Wir wissen nicht, was Drewitz dort tut. Wir haben keine Ahnung, ob er versucht zu fliehen oder ob er sogar bewaffnet ist. Wir müssen uns aufteilen. Vielleicht gibt es noch mehr Türen. Vielleicht gibt es einen Keller, oder er

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