Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut von Rosecliff

Die Braut von Rosecliff

Titel: Die Braut von Rosecliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
Vom Netzwerk:
Holzhütten ersetzt. Seine Arbeiter hatten sich gleich nach der Landung ans Werk ge macht, und Sir Lovell, der geniale Baumeister, über wachte sie und markierte mit Pfl ö cken und Wimpeln die Umrisse der künftigen Burgmauern. Zuerst würde die hohe innere Fe s tungsmauer errichtet werden, danach die äußere. Sogar die Stadt sollte eine Schutz mauer erhalten, denn Rand wollte seinen Besitz gegen alle Feinde sichern. Alle Einwohner, egal ob es nun Englä n der, Waliser oder eine Mischung der beiden Völker waren, sollten das Gefühl haben, unter dem Banner von Randulf Fitz Hugh ruhig schlafen zu kön nen.
    Er schnitt eine Grimasse. König Heinrich hatte ihn gewarnt, dass auf Abkömmlinge walisischer Mütter und englischer V ä ter kein Verlass sein würde – dass sie möglicherweise nicht für ihn kämpfen, sondern sich gegen ihn erheben würden. Doch seine Sorge galt nicht künftigen Generationen. Auf Dauer wü r den sei ne Männer nicht ohne Frauen auskommen können. Sp ä testens im nächsten Winter würden sie nicht allein in kalten Be t ten liegen wollen, sondern weiblicher Nähe und Wärme bedü r fen. Rand musste dafür sor gen, dass seine Leute zufrieden waren, und wenn sie walis i sche Frauen heirateten, würden sie für immer mit diesem Land verbunden sein.
    Er selbst hatte freilich nicht die Absicht, hier eine feste Bi n dung einzugehen. Er wollte ja nur in Wales bleiben, bis er se i ne ehrgeizigen Pläne verwirklicht haben würde.
    In den vergangenen neun Jahren seines Lebens hatte er sich als Krieger hervorgetan, in der Hof f nung, zur Belohnung eigene Ländereien zu erhalten. Nun, da sie ihm gehörten – wenn auch nicht dort, wo er es sich gewünscht hätte –, standen ihm Kämpfe anderer Art bevor.
    In den zurückliegenden langen Wintermonaten hatte er nicht nur Männer eingestellt und Vorräte ge hortet, sondern auch seine Situation gründlich über dacht. Er hatte diesen Grundbesitz in Nordwales nicht gewollt, doch jetzt musste er versuchen, das Beste daraus zu machen. Notfalls würde er dieses ihm zugesprochene Land mit Gewalt unterjochen, aber er hoffte, seine Ziele auf friedliche Weise erreichen zu können. Das ging schneller, und außerdem war überflüssiges Blu t vergießen ihm zuwider.
    Sobald er Nordwales für England gesichert hatte, würde auch der König nicht umhin können, Rands wachsenden Ei n fluss zu akzeptieren. Als mächtiger Baron würde er nach London zurüc k kehren. Dann brauchte er nur noch eine Frau mit besten Beziehun gen zum englischen Hof. Diese Angelege n heit durfte er auf gar keinen Fall aus den Augen verlieren.
    Jemand rief seinen Namen, und als er sich u m dreh te, sah er seinen stämmigen Hauptmann Osborn de Vere den gefrorenen Hügel hinaufsta p fen.
    »Das Schiff ist entladen. Mit der nächsten Flut segeln sie nach England zurück.«
    »Alan weiß, was er zu tun hat, nehme ich an?«
    »Ja, er wird mit den Schreinern, Steinmetzen und den restl i chen Lebensmittelvorräten wieder herkommen.« Osborn legte eine Pause ein, aber Rand wusste genau, was er als Nächstes zur Sprache bringen würde. Sie hatten fünf Jahre Seite an Seite gekämpft und einander Rückendeckung gegeben. Deshalb ve r stan den sie sich auch ohne viele Worte. Das bedeutete je doch nicht, dass sie immer derselben Meinung waren. »Jasper bleibt in England«, stellte er klar, bevor Osborn etwas sagen konnte.
    Die Augen des Hauptmanns verengten sich, und er schob tro t zig das Kinn vor. »In diesen rauen walisischen Hügeln würde dein Bruder viel schne l ler zum Mann werden als an Heinrichs Hof. Das weiß sogar Jasper selbst.«
    »Er ist auf Abenteuer aus, will aber keine Verantwortung ü bernehmen«, entgegnete Rand. »Du weißt genau, was ich von dieser Einstellung halte, und er weiß es auch. Solange er nicht gelernt hat, die ver schlungenen Pfade des englischen Hofl e bens zu durchschauen und inmitten dieses Schlangennests zu überleben, ist er ein grüner Junge und wäre mir hier von ke i nem Nutzen. Wenn er Heinrichs Hof gemeis tert hat, kann er gern herkommen und mich ablösen. Ich kehre dann bereitwillig nach England zurück. Wenden wir uns jetzt lieber wichtigeren Themen zu was meint Sir Lovell?«
    Osborn begriff, dass es sinnlos wäre, weiter über Rands jü n geren Bruder Jasper zu diskutieren, denn sein Freund würde sich sowieso nicht umstimmen lassen. »Weiß Gott, ich hätte es nie für möglich gehal ten, dass dieser sanfte Mann ein solcher Zuchtmeister sein kann. Seine Leute

Weitere Kostenlose Bücher