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Die brennende Gasse

Die brennende Gasse

Titel: Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Mutter oder der Hebamme, Frau Sarah, die Antworten auf diese Fragen wüßten und sie mit einem freundlichen, verständnisvollen Zwinkern erteilen würden. Bei einem ihrer seltenen und schwierigen Gespräche über Frauenangelegenheiten hatte Père, der so liebevoll versuchte, ihr Vater und Mutter zugleich zu sein, gesagt, die Juden hätten strenge Regeln für die Aktivitäten von Mann und Frau im Bett. » Darin sind die Christen vernünftiger «, hatte er widerstrebend eingeräumt. » Sie erlegen ihnen keine anderen Beschränkungen auf als die, daß Mann und Frau vor ihrem Gott verehelicht sein müssen. «
    Sie spürte den Stachel dieser einen, geheiligten Beschränkung, denn dagegen hatte sie eklatant verstoßen. Und plötzlich empfand sie unerklärliche Angst. Würde sie dafür in der Hölle schmoren? Bitte nicht, Herr! Habe ich unter Deiner Willkür nicht schon genug gelitten?
    Wo blieb die Gerechtigkeit? Wie viele Frauen hatte ihr leiblicher Vater in sein Bett geholt, während er doch nur mit einer von ihnen verheiratet war? Niemand hatte sie gezählt, zum unverdienten Nutzen seines Rufes. Er hatte nur die oberflächlichsten Versuche unternommen, seine Untreue zu vertuschen. Und war ihre eigene Mutter nicht Edwards Geliebte gewesen, wenn auch gegen ihren Willen, ohne mit ihm verheiratet zu sein?
    Ganz bestimmt ruhte ihre edle Mutter nun in Gottes Armen und wurde von Engeln mit der Verheißung eines ewigen Lebens getröstet, das weniger tragisch wäre als ihr irdisches. Jeder andere Verlauf wäre schlicht undenkbar. Gott ist gnädig, versicherte sie sich, trotz allem, was die Priester uns glauben machen wollen.
    Aber Père hatte Lady Throxwood in sein Bett geholt, und es hatte kein gutes Ende genommen.
    Ich werde um Vergebung beten müssen, dachte sie.
    Aber welch köstliche Sünde war das gewesen! Sie würde in aller Demut Abbitte leisten und dadurch vielleicht alles wiedergutmachen.
    Als von Alejandro immer noch jegliche Spur fehlte und sie zu Marcels Haus zurückkehrten, fühlte Kate sich seltsam erleichtert.
     
    D e Chauliacs Dienerschaft eilte hektisch und geschäftig im Haus umher und bereitete die Soiree vor. Alejandro saß an einem Ende des Tisches im Arbeitszimmer des Franzosen und beobachtete das Treiben ringsum. Abrahams Manuskript lag offen vor ihm. De Chauliac saß ihm gegenüber und hatte ein medizinisches Werk in Händen; aber seine Augen vermochten anscheinend nicht auf dessen Seiten zu verweilen.
    Über seine lange Nase hinweg überwachte er streng seine emsige Dienerschaft. Aus seinem Ausdruck schloß der Jude, daß sein Kerkermeister mit deren Aktivitäten nicht zufrieden war; er wunderte sich, warum de Chauliac keine Mätresse hielt, die sich um solche Belange kümmerte. Und warum wurde von ihm selbst verlangt, Zeuge zu sein? Ich möchte, daß Ihr bei meinen Studien anwesend seid, hatte der französische Arzt erklärt, als er Alejandro aus seiner Kammer hatte holen lassen. Vielleicht ergibt sich das Bedürfnis, den einen oder anderen Punkt zu diskutieren.
    Dann ruft doch einen Eurer Studenten, hatte Alejandro gesagt. Sicherlich reißen sich alle um das Privileg, zu Euren Füßen zu liegen!
    Das tun sie in der Tat, aber ich ziehe bei meiner Lektüre die Gesellschaft von Gleichen vor, hatte de Chauliac erwidert.
    » Franzose, Ihr studiert nicht, sondern seid zerstreut. Wozu braucht Ihr dann meine Gesellschaft? «
    » Weil ich es so will, Spanier! « Er lächelte sarkastisch. » Obwohl sie im Augenblick wenig taugt … «
    Weil ich Euch nicht mit Konversation zufriedenstelle. Bis auf di e K lage eben hatte Alejandro noch nie das Wort ergriffen, wenn sein Gastgeber ihn nicht als erster ansprach, obwohl er sich nach einem ordentlichen Gespräch sehnte, über irgend etwas, das seine Gedanken von den gegenwärtigen Schwierigkeiten ablenkte. Das verwirrende Wort, das er zuvor gefunden hatte, war noch immer nicht entziffert, und das Manuskript enthielt noch viel mehr, das nach Aufklärung verlangte. Aber er gestattete sich nicht das schlichte Vergnügen eines Dialogs, denn sein Häscher würde sich ebenfalls daran erfreuen, und dazu wollte er auf keinen Fall beitragen.
    Als die Schatten länger wurden und die Abenddämmerung hereinbrach, trafen allmählich diejenigen ein, die für die Unterhaltung sorgen würden. Zuerst kamen Musiker und ein Narr, dann eine exotisch aussehende Frau mit dunklem Haar und bräunlichem Teint, seinem eigenen nicht unähnlich. De Chauliac behauptete, sie würde der

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