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Die brennende Gasse

Die brennende Gasse

Titel: Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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von Kleidung übereinandergezogen. Als sie aus dem Flugzeug und ihrem Kunstfaseroverall gestiegen war, dachte sie, sie müsse wie ein wandelnder Wäschekorb aussehen. In dem Overall hatte sie geschwitzt, und feuchte Haarsträhnen klebten an ihren Schläfen. Bei einem raschen Rundblick sah sie nirgends einen Sanitärraum, den sie auf einmal dringend brauchte. Bevor sie die Zollkontrolle passiert hatte, konnte sie die Schlange nicht mehr verlassen.
    Dieses Mal war ihre Tasche eine der ersten auf dem Karussell; also riß sie sie rasch hoch und rannte förmlich zur Inspektion, wo ihr Computer und ihr Handy anstandslos durch den Scanner kamen. Ihr Visum war einwandfrei, die Hotelreservierung bestätigt, ihr Paß gestempelt. Daher mußte sie nur noch die Hand auf den Sensor legen und weitermarschieren.
    Schon hatte sie den Arm ausgestreckt, zog ihre Hand dann aber für ein oder zwei Sekunden wieder zurück – denn in ihr schrillten Alarmglocken, und ihre Paranoia holte sie ein.
    Mach dir darüber keine Gedanken, hatte Tom sie beschwichtigt. Er hatte steif und fest behauptet, sie wäre in keinerlei legaler Gefahr, wenn sie nach Island reiste. England besitzt dort keine Gerichtshoheit. Sie können nur registrieren, daß du da warst, und dich durch die Sperre schicken. Festhalten oder verhaften werden sie dich nicht oder dir sonstwie lästig fallen.
    Etwas weniger überzeugt hatte er dann hinzugefügt: Und jetzt ab mit dir – mach dir eine schöne Zeit.
    Sie hob die Hand an den Sensor. Ein Lichtblitz traf ihre Handfläche, und sofort öffnete sich eine elektronische Sperre. Janie schob sich mit ihrer Reisetasche hindurch, bog um die Ecke und erblickte Bruce. Nach einem heftigen Schlucken rannte sie auf ihn zu.
    Das Hotel bestand aus Beton, der im Gegensatz zu Holz und Metall in Island leicht zu haben war; doch passend zu den meisten Bauten in Reykjavik war es in einer weichen, fröhlichen Farbe gestrichen, in diesem Fall buttergelb mit rosenfarbenen Rändern. Das Zimmer, das man ihnen zeigte, war ebenso angenehm, sparsam, aber komfortabel möbliert und im übrigen fast schmucklos. Auf dem schwedisch blauen Eisenbett und unter der weichen Decke in Regenbogenfarben aus isländischer Wolle erkannten Janie und Bruce einander zum erstenmal seit vielen Monaten in mehr als zwei Dimensionen wieder.
    Als sie um zehn Uhr abends aufwachten, stand die Sonne tief am Himmel, war aber noch sichtbar. Sie hing dicht über dem Horizont, sandte gleichsam waagerechte Strahlen aus, und die Schatten schienen sich bis in die Unendlichkeit zu erstrecken. Als Janie wieder zu sich kam, betrachtete sie Bruces eckiges Gesicht und entdeckte Dinge wieder, die sie vergessen hatte seit ihrer letzten Begegnung. Das kräftige lockige Haar – war es eine Spur grauer als voriges Mal? Die dunklen, dichten Wimpern, die so unschuldig fast bis auf die Wangenknochen reichten, wenn seine Augen geschlossen waren, und ihr den Atem raubten, wenn er diese öffnete …
    Ein oder zwei graue Haare in seinen Brauen, eine kleine Narbe direkt unter der Unterlippe … Sie berührte sie mit einer Fingerspitze, und er bewegte sich.
    » Ich weiß, du hast es mir schon mal gesagt «, drängte sie, » aber woher hast du die? «
    Seine Augen waren noch immer geschlossen, aber er lächelte und sagte: » Als kleines Kind war ich in der Skischule. Der Zahn ging mittendurch. «
    » Autsch «, sagte sie leise. » Wo? «
    » Hab ich vergessen. Irgendwo in Neuengland. «
    » Wie alt warst du? «
    Er atmete tief ein. Seine Augen öffneten sich für eine Sekunde und schlossen sich dann wieder. Mit gerunzelten Brauen dachte er intensiv über diese tiefschürfende Frage nach. » Sieben oder acht vielleicht. «
    » Oh! Jung zum Skifahren. «
    » Nicht in meiner Familie. Meine Mutter behauptete immer, wir wären alle mit Skiern auf die Welt gekommen. «
    Sowie mit Treuhandvermögen und einem Stammbaum, dachte Janie. Das erklärte die beinahe unheimliche Anmut, mit der er durch die Welt ging.
    Er küßte sie mit einem Schnurren auf die Stirn und stand nackt vom Bett auf. Janie folgte seinen mühelosen Bewegungen mit halbgeöffneten Augen und bewunderte seine Silhouette, die sich von den Balkontüren abhob. Eine dampfende Brise kam herein, als er die doppelt verglaste Tür öffnete, und erinnerte sie daran, daß sie diese Nacht am Fuß eines Vulkans schlafen würden.
    Unter den auf dem Boden liegenden Kleidungsstücken fand er sein Hemd und streifte es über; dann zog er seine Hose an und ging

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