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Die brennende Gasse

Die brennende Gasse

Titel: Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Sind Sie ganz sicher, daß Sie es richtig hingekriegt haben? «
    » Es ist perfekt. Ich versprech ’ s Ihnen. «
    So viel Überzeugung. » Nun, dann bringen wir das Zeug auf den Weg, bevor … «
    Eigentlich hatte sie sagen wollen: bevor es zu spät ist. Statt dessen beendete sie den Satz mit: » Bevor alle Speditionen schließen. «
    Mit ein paar Berührungen des Bildschirms von Toms Telefon rief Janie die Nummern aller Speditionen in der Umgebung auf, die Luftfracht versandten. Dann probierte sie es rasch bei der nächstgelegenen.
    Doch dort nahm man für den Tag keine Lieferungen mehr an. Janie legte also auf und versuchte es bei der nächsten Spedition. Sie arbeitete sich durch das Alphabet und bekam immer wieder die gleiche Antwort zu hören: » Wir schaffen es zwar an den Bestimmungsort, aber zuerst müssen Sie es zu uns bringen. « Eine Spedition hatte eine Maschine abflugbereit auf der Rollbahn stehen; sie war beladen und sollte in zwei Stunden starten. Das sei der letzt e F lug aus Westmassachusetts zum Verteilungszentrum, weil die Piloten nicht mehr vollzählig zu ihren Schichten erschienen, und andere Gebiete hätten Priorität. Die Pilotin dieses letzten Fluges werde im Mittelwesten bleiben und dort auf neue Aufträge warten, informierte man Janie; sie würde nicht zu ihrem Heimatflughafen zurückkehren, weil der Betrieb dort eingestellt werde.
    Kristina raste also zum Flughafen, und Janie sandte E-mails an alle Außenmitarbeiter:
    Erwartet Päckchen, Anweisungen folgen.
     
    S ie fuhr sich mit der Zunge über die Zähne.
    Könnte es sein, daß ich heute morgen vergessen habe, sie zu putzen? fragte Janie sich. Sie ging nach oben ins Badezimmer und nahm die Tube mit Zahnpasta, die halb aufgerollt war. Bevor sie die Paste auf die Bürste drückte, hielt sie die Tube einen Moment in der Hand, und dabei fielen ihr zwei Dinge auf: erstens, daß Tom und sie beide zu den Leuten gehörten, die die Tuben aufrollen und nicht von der Mitte her ausdrücken. Das konnte nur ein Omen sein. Und zweitens, wie sehr sie es haßte, ohne Zahnpasta zu sein.
    Zahnpasta gehörte zu den banalen Artikeln des täglichen Bedarfs, die bald nur noch schwer oder gar nicht mehr zu bekommen sein würden. Es gab jedoch noch andere. Also fuhr Janie ihren quietschenden Volvo aus Toms Garage und machte sich auf den Weg, um möglichst viele von diesen Dingen zu erwerben, solange noch Ordnung herrschte.
    Der Heilige Gral würde stets das Benzin sein; an ihrer gewohnten Tankstelle stand bereits eine lange Schlange von Leuten, die sich ängstlich danach drängten, ihre Tanks, Kanister und Mayonnaisengläser zu füllen. Janie dachte einen Moment daran, weiterzufahren, aber sie wußte, an der nächsten Tankstelle würde es genauso sein – überall herrschte jetzt dieselbe Situation.
    Sie verbrachte eine ganze kostbare Stunde mit Warten und ärgerte sich über jede einzelne Minute; aber die Zeit mußte einfach aufgebracht werden, und als sie endlich an der Reihe war und mit der Hand über den Sensor fuhr, hörte sie erleichtert, wie die Pumpe das flüssige Gold in ihren Tank gurgeln ließ. Während die Zahlen auf der Benzinuhr stetig aufwärts klickten und die Macht, sich von einem Ort zum anderen zu bewegen, in ihren Wagen strömte, erinnerte sie sich sehr deutlich daran, wie schnell es letztes Mal schwer geworden war, über die Runden zu kommen. Monatelang gingen die Leute zu Fuß und trugen Dinge oder schleppten sie hinter sich her, bis Arbeiter, die wußten, wie man Öl aus der Erde gewinnt und zu Benzin raffiniert, aus ihren Höhlen auftauchten und wieder ihrem Job nachgingen. Damals bekam man Benzin, wenn man es bezahlen konnte; sie hatte von Tauschgeschäften mit seltenen Ersatzteilen und Werkzeugen gehört, gelegentlich sogar mit Kaffee. Aber man mußte Beziehungen haben, sonst ging man eben zu Fuß.
    Sie hamsterte Batterien, Kerzen, Milchpulver, Büchsennahrung, Mineralwasser, Tampons und – ultimative Notwendigkeit – Toilettenpapier. Glücklicherweise fand sie in einem Eisenwarenladen hinter einem verstaubten Ständer ein Schweizer Armeemesser. Jemand hatte es vor langer Zeit dorthin fallen lassen, und Janie war sicher, es hatte nur auf sie gewartet. Alle anderen Messer waren längst ausverkauft. Wie lange würde es dauern, bis die Regale wieder einmal vor Leere gähnten – wann würden die Verkäufer verschwinden und die Supermärkte allein ihrer Elektronik überlassen wie gespenstische Selbstbedienungsläden?
    Wann würde zuletzt

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