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Die brennende Gasse

Die brennende Gasse

Titel: Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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schwöre, damit hatte ich nichts zu tun. «
    » Aber das war einer, der zuviel wußte, und Ihr Vater derjenige, der das alles angezettelt hat. Jemand, den ich kenne, hat zufällig ein e L iste gesehen, die ich in meinem Computer hatte, und er hat sich an den Namen erinnert. Sie können so viele Beweise löschen, wie Sie wollen. Menschen werden sich immer erinnern, selbst wenn elektronische Rechner es nicht tun. «
    KAPITEL 33
    E s war der kälteste Winter, dessen Alejandro sich entsinnen konnte, seit sie vor mehr als zehn Jahren den Kanal überquert hatten. Und obwohl die Winter, die sie in Frankreich erlebt hatten, nicht besonders freundlich gewesen waren, waren sie doch wesentlich milder als der eine seinerzeit in England. Damals hatte er gedacht, die Blumen und Vögel würden niemals wiederkommen. Doch in jenem Winter hatte ihn die Liebe einer Frau erwärmt, und jetzt war er derjenige, der versuchte, seine Tochter zu wärmen – aber nur dann, wenn sie bereit war, sich wärmen zu lassen.
    Wunderbarerweise hatte das Kind in ihr es geschafft, das Grauen von Aufstieg und Fall der Jacquerie zu überleben, und während er zusah, wie ihr Bauch sich von flach zu leicht gerundet zu voll und rund und schließlich zu fast hängend veränderte, staunte Alejandro darüber, wie Gott immer für jene sorgte, die nicht für sich selbst sorgen konnten. Im Fall von Kate und ihrer Leibesfrucht jedoch schien Gott das Fleisch für das Kind von den Knochen der werdenden Mutter zu nehmen; denn sie, vorher eine sinnliche und reife Gestalt, war jetzt dünn und eckig und gab jeden Bissen der mageren Nahrung, die sie zu sich nahm, dem Kind von Guillaume Karle. Ihre Schönheit hatte sie zwar nicht verloren, was Alejandro ohnehin für nahezu unmöglich hielt; aber die Schwangerschaft hatte sie den rosigen Schimmer ihrer Wangen gekostet. An den meisten Tagen war sie geisterhaft blaß, wenn sie nicht ein wenig frische Luft schöpfte, aber wegen ihrer schrecklichen Unterernährung schaffte sie diese Anstrengung oft nicht. Häufig klagte sie über schmerzende Zähne, und Alejandro betete jeden Tag, daß sie der Schwangerschaft keinen davon opfern mußte. Ein Apfel hin und wieder oder, mit Gottes Großmut, gelegentlich eine Zwiebel mit ihren wundersamen Eigenschaften hätten das Problem gelöst. Aber so etwas war nicht zu bekommen.
    Das ungeborene Kind rührte sich in ihrem Bauch wie ein kleiner Soldat, und Alejandro hatte nie Schwierigkeiten, die Füße des Babys zu finden, wenn es im Leib seiner Mutter strampelte. Es schenkte Kate beinahe die einzige Freude, die sie noch kannte, mit den Händen über das Eine zu streichen, das außer ihren Erinnerungen noch von ihrer Liebe zu Guillaume Karle übrig war. Und Alejandro fand es nur gerecht, daß sie endlich etwas Freude an ihrer Last hatte; denn in den ersten paar Monaten hatte sie nur gewürgt und aufgestoßen und versucht, die wenige Nahrung bei sich zu behalten, die sie zu sich nahm. Es gab keine Kräuter, um die richtigen Tees und Tinkturen für ihre Schwangerschaftskrankheit zu bereiten; denn alles, was sie hatten, war für die verwundeten Soldaten der Jacquerie oder zu anderen Heilzwecken verwendet worden, und als endlich die letzten Verwundeten das Langhaus verließen, war die Erde bereits herbstlich braun – es gab keine Kräuter mehr. Bis zum Frühling würde es keine geben, aber bis dahin würde das Kind schon geboren sein. Lebend, wie Alejandro hoffte. Er glaubte, es nicht zu überleben, wenn seine Tochter noch einen so grausamen Verlust erleiden mußte.
    Jenen Winter hatten sie mit zwei Goldstücken begonnen, und er war davon überzeugt gewesen, sie würden damit durchkommen. Zwei Goldstücke reichten aus, eine große Familie ein Jahr lang zu ernähren; das hatte man ihm jedenfalls versichert, und daran wollte er verzweifelt glauben. Es gab niemanden, der das Vieh versorgte, niemanden, der das bißchen Weizen erntete, das gesät worden war, niemanden, es auf den Markt zu bringen, und so zahlten die Leute schwindelerregende Preise für alles, was eßbar war. Die Adeligen hungern wahrscheinlich nicht, dachte Alejandro, und Charles von Navarra und der Baron de Coucy am allerwenigsten.
    Doch selbst diese gaben ihre Münzen noch schneller aus als jemals zuvor, und überall im Land flüsterte man grollend darüber; jeder, der vorbeikam, berichtete es im Langhaus.
    Jetzt hatten sie nur noch ein paar letzte sous; Alejandro wußte, ihre einzige Nahrung bis zum Frühling würde das sein, was er

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