Die brennende Gasse
Irgendwohin «, sagte Tom vage. » Nach Hause oder zu Freunden und Verwandten vermutlich. Wo immer es am sichersten erscheint. «
Während Janie durch Toms Autofenster die Menschenmenge beobachtete, faßte sie nach seiner Hand und hielt sich daran fest wie an einer Rettungsleine. » Gott schütze sie alle «, betete sie laut.
» Normalerweise sage ich so etwas nicht – aber ich finde, jetzt ist eine gute Zeit dafür. «
» Etwas schütze sie alle – irgendwas! «
Tränen stiegen Janie in die Augen. Ihre Stimme kam ihr selbst brüchig vor. » Letztes Mal wußte keiner, wie es sein würde, aber diesmal … um Himmels willen, wie sollen wir das alles durchstehen? «
Tom streckte den Arm aus und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. » Diesmal werden einige Leute besser vorbereitet sein, darunter auch du und ich. Versuche, es so zu sehen. Und die, die nicht vorbereitet sind, nun ja … hoffentlich wird dieses unbekannte Wesen einen Weg finden, sie zu schützen. «
Nach einer Pause versuchte er es nochmals: » Weißt du, du mußt das nicht machen. Es kann warten. «
» Das glaube ich nicht, Tom. «
» Okay «, pflichtete er ihr bekümmert bei. » Es ist schließlich deine Sache. Wo wirst du heute übernachten, wenn du nicht fertig wirst? «
» Bei Michael und Caroline. Und wenn sie nicht zu Hause sind, habe ich einen Schlüssel. Aber ich denke, sie werden da sein. «
» Bist du sicher, daß du nicht gleich wieder mit rauskommen möchtest? «
» Wenn ich kann, ja! Aber ich muß Caroline sehen. «
In diesem Augenblick fuhr ein grüner Kleinlaster mit Blinklicht an ihnen vorbei. Beide folgten ihm mit den Augen. » Michael könnte Dienst haben «, sagte Tom.
» Dann werden Caroline und ich zusammenbleiben. « Janie hielt inne und sagte dann: » Schau, Tom, ich wollte dich gestern abend schon fragen, aber war noch voller Argwohn. Ich meine, es wäre gut, sie rauszubringen – sie würden gut dazupassen. «
Toms Gesicht wurde noch besorgter. » Michael ist Polizist «, erinnerte er sie. » Jetzt, wo die alten Vorschriften wieder gelten, müßte er uns vielleicht melden. Es ist möglich, daß er am Ende das Lager verraten müßte. «
» Hör mal, er ist schon in einiges ziemlich tief verwickelt, und bis jetzt hat er noch nie etwas ausgeplaudert. Er hat mir Informationen über die Autopsie dieses Trainers gegeben … weiß auch alles, was in London passiert ist, und hat niemals ein Wort davon verlauten lassen. «
» Stimmt! Aber ich glaube einfach nicht … «
» Tom, Caroline ist für mich wie eine Schwester … die einzige Familienangehörige, die ich noch habe. «
» Es tut mir leid «, sagte er endlich. » Aber ich kann ohne die anderen nicht entscheiden. Der Rest der Gruppe wird darüber diskutieren müssen. «
» Michael könnte unglaublich hilfreich sein … und Caroline – ich muß dich hoffentlich nicht darauf hinweisen, wie … «
» Janie, bitte, ich würde ja gern ja sagen, aber ich kann nicht. Nicht, ohne vorher mit den anderen darüber zu reden. Ich werde das heute abend tun, wenn ich zurückkomme. « Er streckte die Arme über die Mittelkonsole aus, die sie trennte, und drückte sie für ein paar kurze Augenblicke heftig an sich. » Ich liebe dich «, flüsterte er.
» Ganz meinerseits! «
» Sei vorsichtig da draußen «, bat er.
Was sie hoch und heilig versprach …
D ie Luft in dem holzgetäfelten Aufzug kochte förmlich. Er war voll besorgter Leute, von denen Janie einige kannte. Keiner machte sich die Mühe, sie zu grüßen. Schnell und hart wurde sich wieder jeder selbst der Nächste.
Als die Tür sich in dem Geschoß öffnete, in dem Janie gearbeitet hatte, lag Panik im Treppenhaus wie ein Gewitter, bereit, seine zerstörerische Last über jeden ohne Schutz auszugießen – und dabei wußte keiner, worin ein effektiver Schutz bestand. Janie drängte sich aus dem Lift, während andere ihn hastig bestiegen. Sie fand Chet Malin hinter seinem Schreibtisch. Er packte seine persönlichen Sachen zusammen und sah sogar noch entnervter aus, als sie erwartet hatte.
Ruhig setzte sie sich ihm gegenüber auf einen Stuhl.
» Was machen Sie denn hier? Ich dachte, Sie wären … «
» Abgehauen? Geflüchtet? « Sie kicherte verbittert. » Schon in Ordnung. Ich habe Angst. Aber nicht vor Ihnen. Oder den Leuten oben. «
Er sah sich nervös um, als könne jemand sie belauschen. » Hören Sie, Janie, verschwinden Sie von hier. Sehen Sie denn nicht, was passiert? Wir müssen Patienten
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