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Die Brooklyn-Revue

Die Brooklyn-Revue

Titel: Die Brooklyn-Revue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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seiner Hose auf. Er stand direkt vor mir, und sein offener Hosenstall befand sich keinen halben Meter vor meinem Gesicht. Sieh dir das an, sagte er, und dann holte er seinen Schwanz heraus und hielt ihn mir hin. Wenn ich ehrlich sein soll, er hatte einen ziemlich großen – viel größer, als man zwischen den Beinen eines so mickrigen Burschen erwarten würde. Ich habe in meinem Leben schon viele nackte Männer gesehen, und wenn es bloß um Länge und Umfang ginge, müsste ich seinen Apparat in die oberen zehn Prozent einstufen. Ein Schwanz in Pornoformat, falls dir das was sagt, aber für meinen Geschmack ganz und gar nicht attraktiv. Steif und dunkelrot, aber in diesem ausgefahrenen Zustand mit dicken geschwollenen Adern bedeckt und obendrein nach links gekrümmt. Groß war er, der Schwanz, aber auch abstoßend, und der Mann, der dazugehörte, wirkte auf mich sogar noch abstoßender. Ich hätte jetzt einfach aufspringen und aus dem Haus laufen können, aber irgendwo im Hinterkopf kam mir der Gedanke, dass dieses Arschloch mir eine unbezahlbare Gelegenheit bot und dass es mich nur ein paar unangenehme Augenblicke kosten würde, uns alle von den Irren dieser Kirche zu befreien   …
    Das ist der heilige Knochen, sagte der Reverend und wedelte mir mit seinem Ständer vor der Nase herum. Gott hat mir diese herrliche Gabe verliehen, und der Samen, der dort hervorschießt, vermag Engel zu zeugen. Nimm ihn in die Hand, Schwester Aurora, und spüre das Feuer, das durch seine Adern rinnt. Nimm ihn in den Mund und schmecke das Fleisch, mit dem unser Herrgott mich in seiner Güte ausgestattet hat   …
    Ich habe getan, was er wollte, Onkel Nat. Ich habe die Augen zugemacht und mir diesen borstigen dicken Maiskolben in den Mund geschoben und Stück für Stück abgelutscht.Es war ekelhaft. Meine Nase an seinem muffigen Bauch, mir hat sich der Magen umgedreht, aber ich wusste, was ich tat, und ich war froh. Kurz bevor er kam, habe ich ihn aus dem Mund genommen und die Sache mit der Hand beendet; ich habe dafür gesorgt, dass mir sein kostbarer Samen mitten auf die Bluse spritzte. Das brauchte ich als Beweis, mehr hatte ich nicht nötig, um diesen Mistkerl fertig zu machen. Weißt du noch – Monica und Bill? Das mit ihrem Kleid? Tja, und ich hatte jetzt meine Bluse, und die war so gut wie eine Waffe, so gut wie eine geladene Pistole   …
    Draußen bin ich weinend ins Auto gestiegen. Ich weiß nicht, ob das echte oder falsche Tränen waren, aber jedenfalls waren es Tränen. Ich habe David gesagt, er soll den Motor anlassen und nach Hause fahren. Er sah beunruhigt aus, aber da er erst am nächsten Morgen wieder sprechen durfte, konnte er mir keine Fragen stellen. In dem Augenblick wurde mir klar, dass das Ganze so oder so ausgehen konnte. Ich war drauf und dran, ihm zu erzählen, Reverend Bob habe mich vergewaltigt. Wenn David dann etwas sagte, hätte das bedeutet, dass ich ihm wichtiger war als der gottverdammte Tempel vom Heiligen Wort. Wir könnten die Bluse zur Polizei bringen, die DNA bestimmen lassen, und der Reverend würde in siedendem Öl gesotten. Was aber, wenn David nichts dazu sagte? Das hätte bedeutet, dass ich ihm absolut gleichgültig war, dass er bis zum bitteren Ende an seinem Bob-Vater festhalten würde. Zum Handeln blieb mir nicht viel Zeit. Wenn David mich im Stich ließ, durfte ich nicht mehr nur an mich selber denken. Dann musste nur noch Lucy gerettet werden, und die einzige Lösung war, sie aus North Carolina fortzuschaffen. Nicht morgen oder nächste Woche, sondern jetzt, auf der Stelle, mit dem ersten Bus, der nach New York fuhr   …
    Nachdem wir etwa hundert Meter gefahren waren, sagte ich es ihm. Das Schwein hat mich vergewaltigt, sagte ich. Sieh dir meine Bluse an, David. Das Sperma stammt von Reverend Bob. Er hat mich festgehalten und nicht losgelassen. Er hat Gewalt gebraucht, und ich war nicht stark genug, ihn wegzustoßen. David fuhr an den Straßenrand und hielt an. Kurz dachte ich, er nehme Anteil an mir, und bekam ein schlechtes Gewissen, weil ich an ihm gezweifelt hatte, schämte mich, dass ich nicht bereit gewesen war, ihm zu vertrauen. Er streckte die Hand aus und berührte mein Gesicht, und in seinen Augen lag so ein sanfter, gefühlvoller Ausdruck, dieser zärtliche Blick, in den ich mich in Kalifornien verliebt hatte. Das ist der Mann, den ich geheiratet habe, sagte ich mir, und er liebt mich immer noch. Aber von wegen. Mag sein, dass ich ihm Leid getan habe, aber er dachte gar

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