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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Schönau, auf der anderen Seite der Königsseer Ache patrouillierten. Hubschrauberlärm hatte den frühen Tag erfüllt, und sie hatte im Radio gehört, dass es unmittelbar in der Nähe des Sees zu einer Schießerei zwischen der Polizei und ein paar Verbrechern gekommen war. Die Verbrecher waren noch immer auf der Flucht, und nun standen sie in ihrer Küche. Obwohl sie die Hintertür abgeschlossen hatte, waren sie in ihr Haus gekommen. Sie hatte Angst, unheimliche Angst. Der große Teufel presste seine blutige Hand an den Hals. Er war verwundet. Der Boxer zielte mit einer großkalibrigen Waffe direkt auf ihren Kopf.
    »Ruhig!«, zischte der Boxer, in seiner Stimme schwang ein südländischer Akzent. »Wer ist im Haus?«
    Die junge Frau zitterte.
    Der Boxer ging auf sie zu. Eindringlich wiederholte er seine Frage und hielt ihr den Lauf der Pistole an ihre Schläfe.
    »Niemand«, sagte sie ängstlich. »Nur ich und meine Mutter.«
    »Wo ist die Mutter?«
    Die junge Frau zeigte nach oben. »Sie ist krank, sie liegt im Bett. Sie kann nicht mehr aufstehen.«
    Der Teufel hatte sich inzwischen einen Stuhl herangezogen und ließ sich mit einem Seufzer darauf nieder.
    »Kannst du ihm helfen?«, fragte der Boxer.
    Langsam kehrten die Lebensgeister in ihren Körper zurück. Hoffnung keimte auf. Vielleicht würden sie einfach wieder verschwinden, wenn sie sich nicht verweigerte. Sie warf einen kurzen Blick auf die Uhr neben dem Küchenschrank. In einer Stunde würde ihr Sohn aus dem Schwimmtraining zurückkommen, bis dahin musste sie dafür sorgen, dass die Kerle wieder verschwanden. Sie nickte zögernd. »Ich … ich bin Krankenschwester«, antwortete sie leise.
    »Gut«, antwortete der Boxer, während der andere schwieg. Der Boxer nahm die Waffe herunter und gab den Weg frei. Sie schickte ein Stoßgebet gen Himmel und beugte sich über den Schweigsamen, der nur zögerlich die Hand von der Wunde nahm. Sie erschrak. Der Hals des Teufels war auf der rechten Seite aufgerissen, doch die Wunde blutete nur noch leicht. Offenbar war keine Ader verletzt. Wahrscheinlich ein Streifschuss, dennoch war mit der Verletzung nicht zu spaßen.
    »Ich brauche Alkohol und Verbandsmaterial«, sagte die junge Frau.
    Der Boxer nickte. Als sie sich umwandte und zur Tür eilte, trat er ihr in den Weg. Sie stoppte und schaute dem Mann in die Augen. Schließlich trat der Boxer ein Stück zur Seite.
    »Wo ist dein Mann?«, fragte er, als er ihr in den Flur folgte.
    »Der ist weggelaufen, so sind die Männer eben«, antwortete sie. Der Akzent des Boxers erinnerte sie an den Pizzabäcker aus Bischofswiesen.
    »Wenn du tust, was wir sagen, dann passiert dir nichts«, beruhigte sie der Mann.
    »Ich tue, was immer ihr wollt, aber ihr müsst wieder verschwinden«, bettelte sie. »Das müsst ihr versprechen.«
    Der Boxer grinste. »Wir gehen, wenn es Zeit ist.«
    Aus einem Schrank im Flur holte sie eine Flasche und diverse Mullbinden.
    »Ich lebe hier alleine mit meiner Mutter, die einen Schlaganfall hatte. Mein Sohn kommt bald vom Training. Ich werde euch helfen und ich habe einen Wagen. Den könnt ihr haben. Aber bitte tut uns nichts. Ich bin … ich kann …«
    »Still!«, befahl der Boxer. »Wir werden sehen.«
    Sie gingen zurück in die Küche. Tränen rannen ihr über die Wange, als sie sich wieder über den Verletzten beugte.
    »Du musst stark sein«, sagte sie sich leise, als sie mit einem Wattebausch und reichlich Alkohol die Wunde säuberte. Der Teufel verzog nicht die geringste Miene, obwohl sie wusste, dass er infernalische Schmerzen haben musste.
     
     
    Schönau, Berchtesgadener Land …
     
    Die Durchsuchung des Waldstückes war ergebnislos abgebrochen worden. Zusammen mit dem Einsatzleiter der örtlichen Polizei, einem Polizeioberrat der Direktion, waren Lisa und Bukowski nach Schönau zurückgefahren, wo eine mobile Leitstelle eingerichtet worden war. Noch immer war der Bereich rund um den Königssee von Polizeistreifen abgesperrt. Ein Hubschrauber kreiste über dem Gebiet, und jeder Fußgänger, beinahe jedes Fahrzeug, das sich zwischen dem See und Berchtesgaden bewegte, wurde angehalten und überprüft.
    »Es ist zum Kotzen!«, fluchte Bukowski laut, nachdem der Hubschrauber meldete, dass er zum Auftanken abdrehen und zum Heimatflughafen zurückkehren musste.
    Bukowski schlug mit der flachen Hand auf den Funktisch. »Da draußen treiben sich Schwerverbrecher herum, und uns geht der Sprit aus.«
    Die Anwesenden, der Polizeioberrat und zwei

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