Die Bruderschaft Christi
neben einem dunkelgrünen Mercedes. Sie trugen Sonnenbrillen und wirkten von weitem wie zwei harmlose Passanten. Doch irgendetwas störte den Polizeioberkommissar, der den Zivilwagen lenkte. Er stupste seine Kollegin an. »Die beiden sollten wir mal näher betrachten«, sagte er. Er öffnete die Fahrertür. Als seine Kollegin den Gurt abgelegt hatte, stand er bereits auf der Straße und ging auf die beiden Männer zu.
»Guten Abend«, grüßte er, plötzlich wirbelte der Große herum und schon zerbrach ein lauter Knall die Idylle. Der Polizeioberkommissar zuckte zusammen, ein schmerzhafter Schrei kam über seine Lippen, ehe er zu Boden stürzte. Frauen und Kinder kreischten und duckten sich tief auf den Boden. Die Tür des Mercedes flog auf und der Kleinere ließ sich auf den Sitz gleiten.
Der Oberkommissar brachte seine Waffe in Anschlag, aber schon knallte es erneut. Seine Kollegin stand schreckensstarr neben dem Wagen. »Holger, um Gottes willen!«, schrie sie laut. Der Oberkommissar erhob sich und humpelte hinter einem Wagen in Deckung, ehe der Große erneut auf ihn schoss. Das Projektil surrte jaulend davon und schlug in die Seite des Dienstwagens. Die Polizistin duckte sich und brachte ihre Waffe in Anschlag. »Polizei, Waffe weg!«, rief sie dem großen Mann zu, doch der dachte gar nicht daran. Laut heulte der Motor des Mercedes auf. Mit quietschenden Reifen fuhr er rückwärts aus der Parklücke heraus. Die Zivilbeamtin schoss, aber verfehlte den Großen, der auf die Beifahrertür zuhastete. Die Tür schwang auf. Erneut schoss er in Richtung des Polizisten. Der Oberkommissar zielte kurz und drückte ab. Einen kurzen Augenblick verharrte der Große, doch dann ließ er sich in den Wagen fallen und der Mercedes schoss in Richtung Seestraße davon.
»Verdammte Scheiße!«, rief der Oberkommissar. »Ruf Verstärkung!«
Die Kollegin verschwand im Wagen und griff nach dem Funkhörer. Nachdem sie ihre Meldung abgesetzt hatte, lief sie zu ihrem Kollegen.
»Wo hat es dich erwischt?«, fragte sie besorgt und suchte seinen Körper nach einer Wunde ab. Ein kleines Loch zierte sein Hemd in Höhe des Brustbeines. Seine linke Hand blutete.
Er öffnete das Hemd. Seine Schutzweste kam zum Vorschein.
»Was ist mit deiner Hand?«, fragte die Kollegin.
»Ist nur eine Schürfwunde. Aber ich glaube, ich habe den Großen erwischt.«
Zehn Minuten nach dem Vorfall waren alle Streifen informiert. Als Bukowski die Nachricht von dem Zwischenfall in Schönau erreichte, klopfte er Lisa sanft auf die Schulter. »Ich wusste es, die Kerle sind noch hier. Sie haben noch nicht gefunden, was sie suchen.«
34
Jerusalem, Reich-Hotel in Beit HaKerem …
»Wir werden uns trennen«, sagte Tom mit ernster Miene. »Wir müssen versuchen, so viel wie möglich über die Tempelritter in Erfahrung zu bringen, und wir müssen der Spur Chaim Rafuls folgen. Deswegen werden Yaara und Moshav nach Paris fliegen und wir beide nach Stuttgart. Wir müssen das Geheimnis lüften.«
Jean Colombare lächelte. »Ich glaube zwar nach wie vor, dass um uns lediglich die üblichen Geier kreisen, die es immer bei Ausgrabungsarbeiten gibt und die nur darauf warten, dass ein Krümel für sie abfällt. Solche Typen, wie dieser Pollak einer ist. Aber du hast Recht, Tom. Wir sollten alles daransetzen, Chaim Raful zu finden.«
»Und was willst du tun, wenn wir ihn gefunden haben?«, fragte Yaara.
Tom nickte. »Wir werden alles veröffentlichen, was in dem Grab des Templers gefunden wurde. Wenn erst einmal die Öffentlichkeit über alles Bescheid weiß, gibt es keinen Grund mehr, uns nachzustellen.«
Moshav stimmte mit leisem Brummen zu.
»Aber Chaim Raful wird nicht so einfach mitspielen«, wandte Yaara ein.
»Lass das meine Sorgen sein, wir werden ihn irgendwie dazu zwingen müssen. Ich habe keine Lust, weiterhin die Zielscheibe für die Schatten zu spielen, die in den dunklen Ecken lauern. Ich bin sicher, Pollak ist nur einer von ihnen, vielleicht sogar einer der harmlosen Sorte. Aber denkt an Jonathan.«
Jean räusperte sich. »Ich habe ebenfalls ein paar Vorlesungen an der Sorbonne besucht. Ich kenne Professor Molière, von dem Moshav sprach, ebenfalls ganz gut, und außerdem kenne ich mich in Paris aus und habe dort Freunde, die mir helfen können. Wenn es so ist, dass wir mit dem Schlimmsten rechnen müssen, dann sollte wohl besser ich nach Molière suchen.«
»Und ich werde dich begleiten«, sagte Yaara und hielt die Manuskriptmappe mit den
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