Die Bruderschaft Christi
EDV haben, dann sind wir immer noch nicht schlauer.«
»Ich bin sicher, Sie finden die Spurenträger im Fahndungssystem. Das sind alles Schwerverbrecher. Wie viel Blut ist im Wagen, glauben Sie, der Mann ist schwer verletzt?«
Der Beamte zuckte mit der Schulter. »Es kommt ganz darauf an, wie groß der Kerl ist. Es ist relativ wenig Blut und der Lage nach, vorausgesetzt der Kerl ist von durchschnittlicher Größe, könnte es sich um eine Schulterverletzung handeln.«
Bukowski nickte.
Lisa kam langsam näher. Sie schaute skeptisch drein. »Das südwestliche Waldstück ist ebenfalls durchsucht. Die Hunde haben offenbar die Spur verloren.«
»Scheiße!«, entfuhr es Bukowski.
»Die können schon längst über alle Berge sein.«
Bukowski schaute auf seine Armbanduhr. Der Schusswechsel mit den Kollegen lag knapp zwei Stunden zurück. »Die sind hier noch irgendwo, und einer von ihnen ist verletzt. Das macht sie umso gefährlicher.«
»Aber sie können nicht mehr so einfach in einer Pension oder einem Gasthaus unterkriechen. Jeder würde Verdacht schöpfen, wenn er einen blutenden Gast aufnimmt. Das Radio berichtet seit dem Vorfall über unsere Suchaktion. Ich glaube, du findest hier keinen mehr, der nicht weiß, was läuft.«
Bukowski verzog die Mundwinkel. »Und genau das ist es, was mir Sorgen macht.«
Rom, Città del Vaticano nahe der Piazza San Pietro …
»Die Dinge scheinen mir immer mehr zu entgleiten«, murmelte Kardinal Borghese. Er war verärgert über diesen jungen Pater, der gerade aus Jerusalem zurückgekehrt war und nichts erreicht hatte. Sicherlich, die Grabungsarbeiten nahe der Straße nach Jericho wurden von nun an von der kirchennahen École ausgeführt, so wie es von Anfang an hätte sein sollen, doch das war weniger als nichts. Seit Tagen hatte er keine Informationen mehr erhalten. Benoit und auch Rom schwiegen. Der Kardinalpräfekt weilte außer Landes, und irgendwo auf dieser Welt saß im Verborgenen dieser Häretiker und arbeitete daran, die Grundfeste der römisch-katholischen Kirche zu erschüttern. Die Macht der Tempelritter war ungebrochen. All das Morden und Ächten vor mehr als siebenhundert Jahren hatte nichts genutzt, das Vermächtnis dieses gefährlichen Ordens schwebte nach wie vor wie ein Damoklesschwert über dem Heiligen Stuhl. Und niemand, nicht einmal der Papst, wusste davon. Nur die Bruderschaft ahnte, welche Auswirkungen der Fund in Jerusalem haben konnte. Die Epoche der Templer war nicht vorüber. Zu viele waren entkommen, hatten die Flucht ergriffen. Überall prangten ihre Zeichen. Sogar auf den Geldscheinen dieser Nation, die zu Teilen aus der Hinterlassenschaft des Ritterordens hervorgegangen war.
Sie hatten damals alle hintergangen. Unter dem Deckmantel einer gläubigen und gottesfürchtigen Bruderschaft hatten sie ihr Gespinst aus Hohn und Verachtung für das Wort Gottes gewebt. Macht und Einfluss und Reichtum hatten sie erlangt. Auf Drohungen und Lügen hatten sie ihre Burg errichtet, die scheinbar allen Zeiten trotzte.
Kardinal Borghese seufzte. Er blickte aus dem Fenster, wo sich die Strahlen der Sonne in den Glasscheiben der benachbarten Häuser spiegelten.
»Mein Gott, warum lässt du zu, dass sie uns an den Abgrund führen? Warum sendest du nicht deine Engel mit dem flammenden Schwert, deine Cherubinen und deine Seraphinen? Du Hirte Israels, höre, der du Jakobs Nachkommenschaft weidest wie eine Herde! Der du hoch im Himmel über uns thronst, erscheine!«
Der Kardinal lauschte in die Stille. Seine Hände hielt er gefaltet. Der Druck in seinen Fingern schmerzte. Doch das Zeichen Gottes blieb aus.
Der Kardinal erhob sich. Es war Zeit, sich für die Abendmesse vorzubereiten. Er zupfte seinen Kragen zurecht, als das Telefon klingelte.
Er hob ab und meldete sich.
»Es ist an der Zeit, wir müssen uns treffen, umgehend!«, tönte eine hölzerne Stimme aus dem Lautsprecher.
Der Kardinal schnappte nach Luft. »Ich komme«, antwortete er.
35
Mitterbach am Königssee, Berchtesgadener Land …
Die junge Frau war zur Salzsäule erstarrt. Mit schreckgeweiteten Augen stierte sie auf die beiden Männer in ihrer Küche. Ein kleiner, gedrungener mit der Statur eines Boxers und einer Hakennase im Gesicht, die ihr wie eine Gestalt aus einem schlechten Kriminalfilm erschien, und der andere, groß und hager, mit einem Gesicht, als wäre es der Teufel persönlich.
Den ganzen Tag hatte sie schon die vielen Polizeiwagen beobachtet, die auf der Straße nach
Weitere Kostenlose Bücher