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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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mit einem Stilett in die Zwischenräume, die sich im polierten Holz abzeichneten. Er brauchte eine Weile, bis er das kleine Geheimfach geöffnet hatte. Eine Art Schachtel kam zum Vorschein. Der Kniende griff danach und öffnete sie. Es war eine Schatulle. Ein kleiner goldener Schlüssel lag darin. Nicht viel größer als sein Daumen, aber reichhaltig verziert. Ein Wappen war am Griff zu erkennen. Ein blaues Jerusalemkreuz prangte in der Mitte des Wappenschildes.
    Plötzlich flammte das Licht auf.
    »Keine falsche Bewegung!«, sagte eine tiefe Stimme im barschen Befehlston. »Habe ich doch richtig gesehen.«
    Ein alter Mann stand in der Tür zur Sakristei und zielte mit einem Gewehr auf die beiden dunklen Gestalten.
    »Die Polizei ist auf dem Weg«, sagte der Alte. »Ich habe Sauposten geladen, wenn ihr euch bewegt, dann schieße ich! Jetzt nehmt die Hände hoch, aber so, dass ich euch sehen kann!«
    Der alte Mann zitterte, Schweiß rann ihm über die Stirn. Der Kniende erhob sich langsam. Das Stilett lag in der Innenseite seiner Hand. Während der kleinere der beiden langsam seine Hände in die Höhe streckte, drehte sich der andere ein klein wenig zur Seite. Auch er erhob langsam seine Hände, doch plötzlich zuckte seine Rechte vor. Blitzschnell, beinahe unsichtbar für den Alten, verließ das Messer die Hand des Eindringlings. Ein Surren war zu hören, als das Messer die Luft zerschnitt. Noch bevor es sein Ziel traf, sprangen die beiden Einbrecher zur Seite. Geschickt rollten sie sich auf dem Boden ab und suchten Deckung. Doch kein Schuss fiel, nur ein gurgelnder Laut war zu hören. Mit weit vor Überraschung und Schmerz aufgerissenen Augen fiel der Alte nach vorne auf die Knie. Das Gewehr rutschte ihm aus den Händen und landete scheppernd auf dem Steinboden. In der Kirche klang dieses Geräusch wie Donnerhall. Die beiden Eindringlinge richteten sich behände auf.
    »Andiamo!«, raunte der Große seinem Begleiter zu. Sie hasteten auf die Sakristeitür zu. Bevor sie an dem Alten vorübergingen, beugte sich der Große hinab und drehte den Liegenden um. Eine Blutlache breitete sich in Höhe seines Kopfes aus. Mit offenen Augen starrte der Alte an die Decke. Der Große zog das Messer aus dem Hals des Toten und rannte hinter seinem Komplizen her. Als der jammernde Ton des Martinshorns der herbeieilenden Polizeiwagen die Dunkelheit anfüllte, waren die beiden längst verschwunden. Der Küster blieb in seinem Blut zurück.

4
    Jerusalem, Ausgrabungsstätte an der Straße nach Jericho …
     
    Tom erwachte. Sein Kopf brummte, als ob tausende Hummeln darin hin und her flögen. Er öffnete die Augen. Mit verschwommenem Blick schaute er sich langsam um. Er lag in einem Zelt, Licht brannte. Draußen war es dunkel, jedoch drang der Lärm von Maschinen dumpf an sein Ohr. Ein kalter Lappen kühlte seine Stirn. Neben seiner Liege saß Yaara und hielt seine Hand.
    »Was … was ist passiert?«, fragte er mit krächzender Stimme.
    Yaara benetzte seine ausgetrockneten Lippen mit einem feuchten Tuch, beugte sich über ihn und drückte ihm sanft einen Kuss auf die Wangen.
    »Du lebst, mein Gott, ich bin so dankbar«, sagte sie, und ihre Stimme klang brüchig wie Glas.
    »Mein Kopf tut weh«, klagte Tom und fasste sich mit der freien Hand an die Stirn.
    »Der Arzt meint, es könnte eine leichte Gehirnerschütterung sein«, erklärte Yaara. »Aber deine Knochen sind heil geblieben. Es ist wie ein Wunder. Du bist in eine Höhle eingebrochen und beinahe zwei Meter tief gefallen.«
    »Eine Höhle?«, fragte Tom.
    »Wir haben dich mit der Seilwinde geborgen«, erzählte Yaara. »Moshav und der Professor sind hinabgestiegen. Es war ein Glück, dass es dort ausreichend Sauerstoff gab. Es ist ein Grab. Sie legen es gerade frei.«
    »Ein Grab?«, wiederholte Tom Stein. »Wie kommt eine Grabstätte unter das Gemäuer einer römischen Garnison? Ist es jüdischen Ursprungs oder ist es ein Römergrab?«
    Yaara schüttelte den Kopf und ihre schwarzen lockigen Haare flogen hin und her. »Es ist kein Grab aus der Römerzeit. Es stammt nach ersten Schätzungen aus dem frühen Mittelalter. Professor Hawke ist überzeugt, dass es sich um die Grabstätte eines bedeutenden Kreuzritters handelt. Das Grab enthält einen steinernen Sarg und keine Ossuarien. Aaron hat die Decke stabilisiert. Professor Raful ist ebenfalls angekommen. Sie arbeiten die Nacht durch.«
    Tom wollte sich erheben, doch Yaara hielt ihn mit sanftem Druck zurück. »Du ruhst dich aus!

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