Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
Vom Netzwerk:
der zweitgrößten Einrichtung des Landes unterrichtet. Die Pflege der jüdischen Religion stand im Vordergrund und sollte im Verbund mit der modernen Wissenschaft allen Studenten die Tore zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Landes und der menschlichen Existenz öffnen. Die zunehmende Zahl Studierender gab dem Konzept, das die Leitung der Universität verfolgte, durchaus recht.
    Im Sekretariat meldete sich Tom an und setzte sich im Flur auf eine Bank. Es dauerte eine Weile, bis Dekan Yerud auftauchte. Er trug einen schwarzen Smoking, ein weißes Hemd und eine akkurat sitzende Fliege.
    »Entschuldigen Sie, Herr Stein«, begrüßte er seinen Besucher. »Ich stehe wirklich unter Druck. Die Presse ist bereits vor Ort. Vielleicht könnten wir uns beeilen.«
    »Das käme auch mir gelegen«, gab Tom zurück.
    »Ja, es ist schrecklich, was draußen auf dem Grabungsfeld geschehen ist. Ich kann es noch immer nicht glauben.«
    »Professor Hawke und Gina Andreotti waren nicht in dunkle Geschäfte verwickelt, Herr Dekan. Die Polizei irrt. Ich weiß nur nicht, wie man das beweisen kann. Aber für den Professor lege ich die Hand ins Feuer.«
    »Es tut mir leid«, antwortete Dekan Yerud. »Wir können alle nicht in die Menschen hineinschauen. Auch ich erachte den Professor als integeren Menschen und ausgezeichneten Wissenschaftler. Aber ich möchte mir nicht anmaßen, das Ermittlungsergebnis unserer Polizei in Zweifel zu ziehen.«
    Tom nickte. Yerud räusperte sich und führte Tom in sein Zimmer, das gegenüber dem Sekretariat lag.
    »Nehmen Sie Platz, was führt Sie zu mir, Herr Stein?«
    »Die Grabungsarbeiten wurden vorläufig eingestellt, doch wir haben für unsere geleisteten Dienste noch keinen Lohn erhalten«, erklärte Tom.
    Dekan Yerud verzog sein Gesicht. »Das ist allerdings unmöglich, wir haben die gesamte Lohnzahlung an Professor Raful überwiesen. Er hat die Verträge mit dem Personal geschlossen, soviel ich weiß.«
    Tom nickte zustimmend. »Leider ist der Professor abgereist.«
    »Ja, ja, leider ist mir ebenfalls nicht bekannt, wo er sich derzeit aufhält. Er hat sich nicht bei mir gemeldet.«
    »Er hat Ihnen nicht mitgeteilt, dass er nach Deutschland gereist ist, um die Schriftrollen auszuwerten?«, fragte Tom beinahe beiläufig.
    »Nach Deutschland, sagen Sie!«
    »Nach Süddeutschland«, bestätigte Tom. »Ich dachte, Sie wüssten Bescheid.«
    Der Dekan betrachtete nachdenklich seine Fingernägel. »Er hat mir nicht mitgeteilt, was er zu tun beabsichtigt.«
    »Sie müssen verstehen, es geht schließlich um die Zahlungen für mich und meine Kollegen. Das Leben ist nicht leicht, wenn man ohne Geld dasteht.«
    »Selbstverständlich.«
    »Unsere Forderungen belaufen sich auf zwanzigtausend Dollar«, schob Tom nach. »Das ist keine kleine Summe.«
    »Ich verstehe, aber ich wüsste nicht, wie ich Ihnen helfen könnte. Wir haben den Etat für die Grabungsarbeiten bereits aufgelöst und die Restsumme überwiesen. Leider verfügt unsere Universität über ein enges Budget. Sie müssten sich mit Professor Raful auseinandersetzen.«
    »Würde ich gerne, wenn ich nur wüsste, wie ich ihn erreiche.«
    Der Dekan warf einen Blick auf die Uhr über der Tür. Schließlich erhob er sich. »Leider stehe ich etwas unter Druck, und ich habe keine Ahnung, wo Sie den Professor erreichen können.«
    »Aber Sie könnten mir wenigstens sagen, wo sich der Professor aufhalten könnte. Er muss doch Bekannte dort haben.«
    Der Dekan schob seinen Stuhl zur Seite. »Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann. Soweit ich mich erinnere, gab es einmal einen Professor für Altertümer an der Universität in München. Chaim Raful hat sich im Vorfeld der Grabungsarbeiten ein paar Mal mit ihm getroffen. Irgendwo in den Alpen.«
    »Können Sie sich an den Namen erinnern?«, fragte Tom.
    Der Professor eilte zur Tür. »Ich weiß nur, dass er bis vor ein paar Jahren an der Universität von München unterrichtete, aber auf den Namen komme ich nicht.«
    Dekan Yerud öffnete die Tür. Tom erhob sich und folgte ihm. Er streckte ihm die Hand entgegen. »Vielen Dank, Herr Dekan, wenngleich Sie mir auch nicht helfen konnten.«
    Der Dekan setzte ein künstliches Lächeln auf. »Sobald sich Raful meldet, werde ich dafür sorgen, dass Sie Ihren Lohn erhalten.«
    »Ich danke Ihnen.«
    Eine Weile stand Tom noch allein auf dem Flur. Dekan Yerud eilte davon. Er wusste nicht, welchen Wert die Neuigkeit hatte, die er vom Dekan erfahren

Weitere Kostenlose Bücher