Die Bruderschaft Christi
noch den ganzen Tag bis nach oben«, klagte Peter und beobachtete Hanna, die hinter dem Heuschober verschwand.
Es war kaum eine Minute vergangen, als Hanna plötzlich wie von der Tarantel gestochen hinter dem Heuschober hervorkam. Sie schrie wie am Spieß.
»Jetzt hat sie wohl doch ein Käfer in den fetten Arsch gekniffen«, kommentierte Peter lächelnd.
Hastig lief Hanna zur Gruppe zurück. Ihr Gesicht war aschfahl. Sie keuchte. »Da … da drinnen … da hängt einer …«, stammelte sie atemlos.
»Du spinnst«, antwortete Peter.
»Schau selbst, wenn du es nicht glaubst!«, schrie sie ihn an, ehe sie sich zitternd auf ihrem Stein niederließ. Monika setzte sich neben sie. »Da drinnen hängt einer. Kopfüber. Sein Leib ist aufgeschnitten, und seine Haut ist vom Gesicht gefetzt. Ich … ich habe so etwas noch nicht gesehen. Überall Fliegen und vertrocknetes Blut und Gedärme.«
Monika nahm sie in den Arm, während Peter mit seinen männlichen Begleitern zur Hütte ging. Kurz darauf kamen sie zurück. Ihre Gesichter waren starr.
»Wir müssen die Polizei rufen, hat jemand das Handy griffbereit?«
München, Bayrisches Landeskriminalamt in der
Maillingerstraße …
Bukowski kochte Kaffee, während Lisa am Computer saß und einen Bericht tippte.
»Willst du auch einen?«
Lisa nickte, ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden.
»Ich habe das schon immer gehasst«, nörgelte Bukowski. »Hochbezahlte und gut ausgebildete Polizisten verbringen den Großteil ihrer Zeit damit, unterqualifizierte Tätigkeiten auszuführen. Und alles nur, weil dieser Staat ständig Stellen streicht.«
»Berichte müssen nun mal sein«, antwortete Lisa beiläufig.
Bukowski füllte dampfenden Kaffee in eine Tasse. »Natürlich müssen Berichte sein, aber es würde doch ausreichen, wenn wir sie auf Band diktieren.«
»Bis vor zwei Jahren gab es noch eine Schreibkraft. Aber jetzt müssen wir selbst eben ran. Ich kann doch auch nichts dafür, dass wir einen harten Sparkurs fahren.«
»Wenn wir wenigstens dabei sparen würden, aber dieser Staat spart eine Mark ein und gibt dafür zehn an anderer Stelle aus.«
»Du solltest Politiker werden, und übrigens – die Mark gibt es nicht mehr!«
Bukowski stellte eine Tasse auf Lisas Schreibtisch. »Gott behüte«, sagte er und winkte ab. »Ich habe einen Amtseid geleistet. Ich darf mich nicht mit Halsabschneidern und Rattenfängern einlassen. Also kann ich auch nicht in die Politik.«
»Du hast aber eine sehr gute Meinung von unseren Volksvertretern.«
Bukowski ließ sich auf seinen Stuhl sinken und nippte genüsslich an seiner Tasse.
»Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Versicherungsvertreter und einem Volksvertreter?«
Lisa warf Bukowski einen kurzen, genervten Blick zu, ehe sie sich wieder dem Bildschirm widmete. Sie schwieg.
»Pass auf, es ist ganz einfach. Der Versicherungsvertreter verkauft Versicherungen, und der Volksvertreter verkauft sein Volk.«
Bukowski lachte laut über seinen eigenen Witz.
»Hör mal, es wird nicht einfacher für mich, wenn du mir laufend dabei reinquatschst«, maulte Lisa. »Wie wäre es, wenn du einfach in die Kantine gehst und dort bleibst, bis ich gegangen bin.«
Das Telefon klingelte. Ehe sich Bukowski aufrichten konnte, hatte Lisa schon den Hörer in der Hand.
Ihrem Gesichtsausdruck entnahm er, dass sie keine guten Neuigkeiten erfuhr. Nach dem knappen Gespräch legte sie auf.
»Ist was passiert?«
Lisa nickte. »Das waren die Kollegen aus Berchtesgaden. Man hat dort eine verstümmelte Leiche gefunden. In der Nähe von Ramsau, oberhalb der Wimbachklamm.«
»Was haben wir damit zu tun?«
»In der Nähe gibt es ein Gasthaus. Auf dem Parkplatz haben die Kollegen unseren französischen Mercedes entdeckt. Außerdem ist die Leiche mit dem Kopf nach unten in einem Heuschober gekreuzigt und dann misshandelt worden.«
Bukowski stellte seine Tasse so abrupt ab, dass der Kaffee über den Rand schwappte. »Unseren Mercedes?«
Lisa nickte.
»Weiß man, wer der Tote ist?«
Diesmal schüttelte Lisa den Kopf. »Männlich, etwa Mitte siebzig und gänzlich unbekannt.«
Bukowski sprang auf. »Also los, worauf wartest du?«
32
Jerusalem, Reich-Hotel in Beit HaKerem …
»Er hat sich schon seit über zwanzig Jahren mit dem Thema auseinandergesetzt«, erklärte Yaara und hielt eine ellenlange Übersicht über die Arbeiten von Professor Chaim Raful in die Höhe.
»Er muss gewusst haben, dass wir bei den Grabungen auf den
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