Die Bruderschaft Christi
sie den Ausgang erreicht hatten, betrat Pater Phillipo in Begleitung eines weiteren Paters den Flughafen. Nur kurz trafen sich ihre Blicke. Pater Phillipo nickte ihnen freundlich zu, als er vorüberging.
»Wartet mal, wisst ihr, wer der Begleiter unseres kirchlichen Freundes ist?«, fragte Tom.
»Nein, noch nie gesehen.«
»Er geht zum Schalter der Alitalia«, sagte Yaara.
»Augenblick, ich will mal sehen, wohin unser Kirchenbruder fliegt«, antwortete Tom, und schon verschwand er in der Menge. Yaara, Moshav und Jean verließen den Flughafen und blieben vor der Zugangshalle stehen. Sie mussten nicht lange warten. Nach kurzer Zeit stieß Tom wieder zu ihnen.
»Unser Kirchenbruder bringt einen Besucher aus Rom zum Flughafen«, sagte Tom. »Ist das nicht ein sonderbarer Zufall?«
»Hast du etwa mit ihm gesprochen?«, fragte Yaara.
»Ich habe ihm erzählt, was Jonathan zugestoßen ist. Er war sehr betroffen. Ich erklärte ihm, dass wir unsere Abreise vorbereiten. Sein Begleiter heißt übrigens Pater Leonardo. Ein Dominikaner aus Rom.«
»Das ist wahrscheinlich nur Zufall«, sagte Jean. »Ich glaube, ihr spinnt euch da etwas zusammen. Hier gibt es ständig Besucher aus der heiligen Stadt. Schließlich ist hier das Heilige Land. Ich finde das nicht ungewöhnlich.«
»Du findest wohl überhaupt nichts ungewöhnlich, oder?«, konterte Tom.
Jean wandte sich Moshav zu. »Hast du heute irgendeinen Verfolger ausmachen können?«
Moshav schüttelte den Kopf.
»Siehst du, wieder so ein Hirngespinst«, fuhr Jean fort. »Du redest uns allen etwas ein. Nimm doch einfach die Dinge, wie sie sind. Warum sollte die israelische Polizei uns auf die Nase binden, dass sie uns beschattet? Bestimmt war unser Bewacher ebenfalls ein Polizist. Wenn du überhaupt jemand gesehen hast und es nicht wieder Einbildung war.«
Toms Ärger ließ sich nicht verbergen, er wollte entsprechend antworten, doch an Yaaras Gesichtsausdruck erkannte er, dass sie einen Streit missbilligte.
»Vielleicht hast du ja recht«, seufzte Tom. »Ich wünschte, es wäre so, aber ich bin Archäologe, so wie du. Es reicht mir nicht, wenn ich etwas glaube, ich will Beweise sehen. Und ich glaube nicht an den Blödsinn, den die Richterin über Gina und den Professor verzapft.«
Den Weg zurück ins Hotel schwiegen sie. Erst als sie den Gang zu ihren Zimmern entlanggingen, ergriff Tom erneut das Wort.
»Wir sollten uns Gedanken machen, wie wir weiter vorgehen wollen.«
Jean Colombare verzog das Gesicht. »Ich für meinen Teil habe das Theater satt. Ich gehe auf mein Zimmer und hau mich erst einmal aufs Ohr. Ich muss nachdenken.«
Ohne auf eine weitere Antwort zu warten, verschwand Jean.
Tom, Moshav und Yaara schauten ihm wortlos nach, bevor sie alle zusammen Toms Zimmer betraten.
»Ich kann ihn verstehen«, sinnierte Yaara. »Er ist hierhergekommen, um eine römische Garnison auszugraben, und nun befindet er sich mitten in einem Kriminalfilm.«
Moshav ließ sich mit einem Seufzer auf der Couch nieder. »Was machen wir jetzt?«
»Wir suchen nach Raful«, antwortete Tom entschlossen.
»Er ist vor beinahe zwei Wochen nach Stuttgart geflogen. So weit, so gut. Aber wie willst du ihn in Deutschland finden? Er könnte überall sein.«
Yaara nickte zustimmend.
»Ich werde in die Universität fahren und mit dem Dekan reden«, beschloss Tom. »Überlegt doch selbst, er hat die Schriftrollen bei sich, und er wird sie übersetzen wollen. Dazu braucht er Material und ein Labor, um sie nicht zu beschädigen. Vielleicht hat er Kontaktpersonen in Deutschland. Irgendjemand, der ihm dabei hilft. Habt ihr eine Idee?«
Moshav nestelte an einem Faden herum, den er von der Couch abgerissen hatte. »Wie wäre es mit dem Internet?«
Tom nickte. »Würdet ihr beide das übernehmen?«
»Sicher«, antwortete Yaara.
»Du siehst nicht gerade überzeugt aus«, sagte Tom und blickte Yaara in die Augen.
»Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich von der Geschichte halten soll. Manchmal glaube ich, Jean hat recht.«
»Wie siehst du die Sache?«, fragte Tom an Moshav gewandt.
Moshav zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht, was ich denken soll. Ich bin so wie Yaara hin- und hergerissen. Aber ich bin dabei, das ist keine Frage. Das Einzige, was uns passieren kann, wenn du dich irrst, ist die Erkenntnis, dass du dich geirrt hast. Ich sehe es gelassen. Ich habe in meinem Leben schon mehrere Gruben ausgehoben, weil ich dachte, ich würde dort auf etwas stoßen. Und oft genug war es
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