Die Bruderschaft Christi
dahinter und unterhielt sich mit einer Gruppe Japaner. Tom wartete geduldig, bis er an der Reihe war.
»Good morning, may I help you?«, fragte die Angestellte. Mit einer internationalen Sprache lag man auf einem Flughafen immer richtig.
»Entschuldigung, ich suche die Gepäckermittlung, es geht um einen verlorenen Koffer«, antwortete Tom.
Die Angestellte nickte und zeigte in Richtung der Rolltreppen. »Zweiter Stock, Level 2, Zimmer 288. Nehmen Sie die Rolltreppe, und gehen Sie nach rechts den Gang hinunter. Das letzte Zimmer auf der linken Seite.«
Tom bedankte sich. Yaara folgte ihm auf dem beschriebenen Weg. Als sie an der Reisegruppe vorbeikamen, warf er Moshav einen versteckten Blick zu. Dieser schüttelte den Kopf. Offenbar waren ihm noch keine Verfolger aufgefallen.
Tom und Yaara benutzten die Rolltreppe, und schließlich standen sie vor einer Glastür, die neben dem hebräischen Schriftzug die Aufschrift »Baggage-Investigation« trug. Tom klopfte kurz und trat ein. Hinter einem Schreibtisch saß ein junger Mann mit blonden, welligen Haaren. Weizmann, stand auf dem Namensschild. Wieder begrüßte der Angestellte seine Besucher in perfektem Englisch.
»Entschuldigen Sie, wahrscheinlich bin ich falsch bei Ihnen, eigentlich suche ich die Gepäckaufbewahrung.«
Der Mann lächelte. »Da sind Sie wirklich falsch. Sie müssen wieder in Level 1 und rechts vom Eingang, da befinden sich die Schließfächer.«
Tom bedankte sich artig und machte auf dem Absatz kehrt. Draußen im Gang warf ihm Yaara einen fragenden Blick zu. »Was sollte das eben?«
»Das wirst du gleich sehen«, antwortete Tom.
In der Eingangshalle ging Tom sofort wieder zu dem geschlossenen Informationsschalter im nordöstlichen Teil der Halle. Er nahm seinen zusammengefalteten Flugplan aus seiner Hosentasche.
»Pass jetzt bitte auf, Yaara. Sobald sich jemand nähert, gibst du mir ein Zeichen.«
Yaara nickte, während sich Tom über den Tresen beugte und sich heimlich das Telefonregister schnappte. Dann griff er zum Hörer und wählte die Kurzwahl des Air-France-Schalters.
»Guten Tag, mein Name ist Sharon von der Lloyd, London, Außenstelle Tel Aviv«, sagte Tom ins Telefon, nachdem er gewählt hatte. »Einer Ihrer Fluggäste hat eine Reisegepäckversicherung bei uns abgeschlossen. Er flog am Donnerstag oder Freitag vor zwei Wochen. Leider hat er in seiner Schadensmeldung vergessen, die korrekte Flugnummer anzugeben. Er hat den Verlust eines teuren Gemäldes gemeldet. Die Chargennummer lautet 23647. Das Gemälde sei an die einhunderttausend Dollar wert. Ich kann die Schadensmeldung ohne Angabe der Flugnummer nicht bearbeiten.«
Es dauerte eine Weile, bis sich die Frau am anderen Ende wieder meldete. »Diese Chargennummer, was soll das sein?«
»Er hat diese Ziffern auf seiner Schadensmeldung eingetragen. Ich weiß auch nicht, was es bedeuten soll. Ich habe mich mit Herrn Weizmann von der Gepäckermittlung kurzgeschlossen, aber der kann mir auch keine Auskunft geben und hat mich an Ihre Fluggesellschaft verwiesen.«
»Wie ist der Name des Passagiers?«
»Es handelt sich um Professor Chaim Raful aus Tel Aviv«, antwortete Tom. Yaara warf ihm einen fassungslosen Blick zu.
»Am Donnerstag oder Freitag vor zwei Wochen, sagen Sie?«
»Ja.«
»Kann ich Sie zurückrufen, es wird eine Weile dauern?«
»Ich bin hier am Flughafen, wählen Sie einfach die 14 und schon bin ich am Apparat.«
Tom legte auf.
»Du bist mit allen Wassern gewaschen«, flüsterte Yaara, nachdem Tom sich wieder zu ihr umgedreht hatte.
»Manchmal muss man eben improvisieren«, erwiderte Tom.
Der Rückruf dauerte beinahe zwanzig Minuten, doch die Angestellte der Air France konnte ihm nicht weiterhelfen. Einen Passagier namens Chaim Raful hatte sie nicht auf den Passagierlisten gefunden.
»Also scheidet Paris aus«, sagte Tom und wählte bereits die nächste Nummer. Diesmal den Schalter der British Airways. Erneut tischte er seine Geschichte auf, erneut wurde er gebeten, eine Weile zu warten. Diesmal war der Rückruf von Erfolg gekrönt. Tom legte den Hörer auf und grinste Yaara an. »Na also, Chaim Raful ist am Samstag vor vierzehn Tagen mit dem Flug BA 7089 nach Stuttgart geflogen. Er war alleine und hat auch kein Gepäck aufgegeben.«
»Nach Stuttgart?«
»Ja, Stuttgart«, wiederholte Tom. »Ich denke, wir sollten uns gleich ein paar Tickets kaufen.«
30
Jerusalem, Reich-Hotel in Beit HaKerem …
Sie hatten den Flughafen wieder verlassen. Noch bevor
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