Die Bruderschaft Christi
am Ende umsonst.«
München, Bayrisches Landeskriminalamt, Dezernat 63 …
»Fabrizio Santini ist ein gefährlicher Mafia-Killer, ich hoffe, die französischen Behörden können ihn bald dingfest machen«, sagte Bukowskis Chefin und klopfte ihm auf die Schulter. »Das war gute Arbeit, und die Fahrt nach Paris hat sich bezahlt gemacht. Wenn ich auch nicht immer mit Ihren Methoden einverstanden bin, muss ich Ihnen in diesem Fall doch meine Anerkennung aussprechen.«
»Uns fehlen nur noch das Motiv und die Hintermänner«, erklärte Bukowski. »Aber für die Täterschaft gibt es klare Beweise.«
»Wie sehen Sie die Chance, den Fall restlos aufzuklären?«
»Es gibt eine Verbindung zwischen den beiden ermordeten Priestern. Sie haben sich alle beide mit altertümlichen Sprachen beschäftigt. Sie kannten sich, das belegt ein Foto aus dem Internet, auf dem sie zusammen mit einem Münchner Dozenten und einem Archäologieprofessor aus Israel abgelichtet worden sind. Abgesehen von dem Mord in der Wieskirche glaube ich, dass sich daraus das Motiv ergibt. Der Mord an dem Messner war nur Zufall, das ist sicher. Wahrscheinlich hofften die Täter, in der Kirche das zu finden, was sie suchten. Sie wurden vom Messdiener gestört, deshalb musste er sterben.«
»Was könnte das sein?«, fragte die Direktorin. »Sie haben die Kirche doch noch einmal durchsuchen lassen.«
»Ich habe keinen blassen Schimmer, wir haben auch beim zweiten Mal nichts gefunden, obwohl wir gründlich waren«, antwortete Bukowski. »Es ist vielleicht ein Schriftstück, eine Schatzkarte, irgendetwas, das sich leicht verstecken lässt.«
»Das heißt, wir müssen abwarten und hoffen, dass sich weitere Anhaltspunkte aus der Täterfestnahme ergeben.«
»Zum jetzigen Zeitpunkt zumindest. Aber Santini war nicht alleine. Unser Verdächtiger hatte einen Komplizen.«
Die Direktorin lächelte zufrieden. »Ich denke, wir übergeben die Fahndungsunterlagen an die Zielfahnder des Bundeskriminalamtes. Er ist schließlich schon mehrere Jahre auf der Flucht. Wir fertigen eine Pressemitteilung und geben den Fall ab. Das ist bei dieser Sachlage vernünftig und auch notwendig. Vielleicht haben die Zielfahnder des BKA mehr Glück. Für uns ist das eine Nummer zu groß.«
»Ich würde gerne noch ein wenig abwarten«, widersprach Bukowski. »Die französischen Kollegen ermitteln mit Hochdruck. Noch immer fehlt der Wagen, mit dem sie das Verbrechen in der Wieskirche verübt haben. Wir sollten nicht zu schnell …«
»Mein werter Kollege Bukowski«, sagte die Direktorin einfühlsam. »Sie haben wirklich gute Arbeit geleistet, aber es ist Zeit, die Öffentlichkeit zu beruhigen und sich wieder neuen Dingen anzunehmen. Die Ermittlungen haben einen Punkt erreicht, wo es nicht mehr vorwärtsgeht. Schreiben Sie den Bericht und schicken Sie ihn an die Staatsanwaltschaft. Sollte sich noch etwas ergeben, können wir jederzeit wieder in die Ermittlungen einsteigen.«
Bukowski wusste, dass er hier keine weitere Unterstützung mehr zu erwarten hatte. Die Direktorin hatte recht. Aus Santini würde er, wenn man ihn überhaupt zu fassen bekam, nichts herausbekommen. Und ob der Komplize jemals identifiziert werden konnte, das wagte er zu bezweifeln. Trotzdem hatte er ein ungutes Gefühl. Einen Fall abzugeben, ohne dass alle Fakten auf dem Tisch lagen, war gegen seine Natur.
Tel Aviv, Bar-Ilan-Universität …
Nachdem Tom seinen Wagen in der Nähe des Campus abgestellt hatte und über den weitläufigen Platz schritt, empfing ihn eine frische und salzhaltige Brise. Das nahe Meer setzte sich mit seiner Luft gegen die Abgase der Straßen, Häuser und Industrieanlagen durch.
Gleich am heutigen Morgen hatte Tom mit Dekan Yerud telefoniert und um ein Treffen gebeten. Der Dekan schien wenig davon erfreut, offenbar wollte er das Kapitel Raful endlich abschließen. Als Tom jedoch darauf bestand und seinen Besuch mit den weiteren Modalitäten bezüglich der Grabungsarbeiten und ausstehenden Lohnzahlungen begründete, stimmte Dekan Yerud zu. Um zehn Uhr hätte er eine halbe Stunde Zeit, doch anschließend müsse er sich wieder seiner Pflicht widmen. Das Joseph-Carlebach-Institut nahm eine neue Computeranlage in Betrieb, und bei diesem offiziellen Anlass könne er nicht fehlen. Eine halbe Stunde sollte reichen, dachte sich Tom.
Das Verwaltungsgebäude lag inmitten des Areals, umgeben von hohen Bäumen. Tom betrat das moderne Gebäude. Tausende von Studenten wurden hier an
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