Die Bruderschaft Christi
Jungblut und Professor Chaim Raful. Yaara rief den Bericht auf und überflog die Zeilen.
»Sie haben sich gekannt«, sagte sie. »Sie haben gemeinsam in Qumran gearbeitet, bevor die École-Bibliothek die Arbeiten übernahm.«
Sie überprüften die weiteren Dokumente und stellten fest, dass es über die gesamten letzten Jahre Kontakte zwischen Raful und Jungblut gegeben haben musste. Beide arbeiteten intensiv daran, das Leben von Jesus Christus kritisch zu beleuchten.
»Von daher wäre es natürlich möglich, dass sich Raful nach Deutschland zu Jungblut abgesetzt hat, um die Schriftrollen aus dem Sarkophag des Templers zu übersetzen. Jungblut ist ebenfalls der altertümlichen Sprachen mächtig.«
Yaara nickte. »Ich bin gespannt, was Tom herausgefunden hat.«
Als sie die große Halle verließen, führten sie beinahe eintausend Seiten Aufsätze, Berichte und Abhandlungen mit sich.
Watzmann-Massiv,
Berchtesgadener Land, auf knapp 800 Meter …
Die kleine Bergwandertruppe aus dem Thüringer Vogtland war früh aufgebrochen, um den Aufstieg zum Watzmannhaus rechtzeitig zu schaffen. Der Berg lag noch im Frühnebel eines beginnenden, trüben Tages. Die fünf Freunde, zwei Ärztinnen und drei Ärzte aus Gera, hatten sich die Aufgabe gestellt, innerhalb von acht Stunden die knapp dreizehnhundert Höhenmeter zu überwinden. Sie waren mehr oder minder erfahren und brachen kurz nach sieben an der Wimmbachbrücke auf. Die erste große Pause war auf der Mitterkaser Alm eingeplant. Über die Stuben Alm sollte der Aufstieg in einem gleichmäßig steilen Teilstück auf etwa vierzehnhundert Meter erfolgen. Nachdem sie die Wimbachklamm hinter sich gelassen hatten, ging es in Richtung Osten durch einen kühlen Wald weiter hinauf auf den Berg. Peter Seifert führte die Gruppe an. Er hatte die Tour bereits vier Mal zurückgelegt und verbrachte seine gesamte Freizeit in den Bergen. Er unternahm auch gerne größere Touren und hatte eine Ausbildung als Bergführer beim Thüringer Alpenverein absolviert. Doch diesmal sollte es mit seinen Kolleginnen und Kollegen ein eher gemütlicher Ausflug werden.
»Auf geht’s, keine Müdigkeit vorschützen!«, trieb er seine Wandergesellen an. Hanna Schutterwald fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. Für sie war es die erste größere Tour im Gebirge.
»Jetzt mal langsam«, stöhnte sie. »Das ist nicht der Rennsteig.«
»Nach der Mitterkaser Alm wird es noch steiler, aber dafür sind es nur zwei Kilometer.«
Hanna schnaufte wie eine Dampflokomotive. Sie war starke Raucherin und hatte sich die Tour wohl doch ein wenig angenehmer vorgestellt. Wortlos folgte sie ihrem Bergführer.
Es war kurz vor zehn Uhr, und die Stuben Alm lag noch ein klein wenig entfernt, als Hanna sich inmitten einer kleinen Lichtung auf einem Stein niederließ und nach ihrer Feldflasche griff.
»Weiter, sonst schaffen wir es nie!«, forderte Peter seine Begleiterin auf.
»Wir sind hier nicht in der Klinik«, antwortete Hanna beleidigt. »Ich brauche eine Pause. Ich habe Durst, und außerdem muss ich mal.«
Monika, die zweite Frau im Team, setzte sich neben sie. »Ich finde auch, dass du treibst. Wir haben Zeit bis heute Abend. Was bringt es uns, wenn wir schon um drei am Watzmannhaus sind? Wir wollen doch sowieso dort übernachten.«
Peter schüttelte den Kopf. »Ihr verpasst die schönsten Stunden des Tages. Man hat oben eine Aussicht, die ist überwältigend. Wenn wir zu spät oben ankommen, dann kriegen wir vielleicht keinen Platz mehr im Haus und müssen im Heuschober übernachten.«
»Zehn Minuten«, keuchte Hanna.
Peter warf seinen Begleitern einen fragenden Blick zu. Schließlich nickte er. »Also gut, zehn Minuten Pause.«
Nachdem Hanna einen kräftigen Schluck aus ihrer Feldflasche genommen hatte, setzte sie ihren Rucksack ab und blickte sich um. Die schlauchförmige Lichtung zog sich mehrere hundert Meter hinein in den bewaldeten Hügel. Sie war knapp zehn Meter breit. In einiger Entfernung stand ein kleiner Holzschuppen.
»Ich muss mal«, sagte Hanna und rülpste.
»Dann geh in den Wald«, antwortete Peter.
Hanna schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Lust, dass mir die Käfer in die Pobacken kneifen.«
»Dann geh hinter den Unterstand«, schlug Peter vor. »Da sieht dich auch niemand.«
»Was ist das für eine Hütte?«
»Ich nehme an, darin lagert Stroh.«
Sie erhob sich und ging über die Lichtung auf die kleine Hütte zu.
»Wenn sie weiter so rumzickt, dann brauchen wir
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