Die Bruderschaft der Black Dagger
mein Handy aus der Tasche und rufe zu Hause an. Mein Mann geht nicht ans Telefon, weil er schläft. Der Hund geht nicht dran, weil er keine entgegengestellten Daumen besitzt und daher die Tasten für ihn so schwer zu bedienen sind.
»Hallo, Boat, das Interview hab ich nicht bekommen, aber ich habe trotzdem Stoff zum Schreiben. Ich bin total aufgedreht und fahre jetzt einfach weiter, bis ich jenseits von Manhattan bin. Wahrscheinlich haue ich mich mittags in Pennsylvania aufs Ohr. Ruf mich an, wenn du wach bist.«
Dann sage ich ihm noch, dass ich ihn liebe und lege auf. Das Handy wandert zurück in die Tasche. Ich konzentriere mich auf die Straße und denke über die Brüder nach …
Was nichts Neues ist. Ich denke immer über sie nach. Langsam werde ich wegen Phury nervös.
Aus einer Laune heraus und um das ewige Grübeln zu stoppen, beuge ich mich vor und mache das Radio an. Ich muss lachen. »Dream Weaver« läuft.
Ich drehe das Radio so laut, wie es die Lautsprecher des Prius verkraften, drehe die Heizung voll auf, lasse die Fenster runter und trete das Gaspedal durch. Der Wagen gibt alles. Er ist kein GTO, aber für mich ist der Effekt genauso gut. Plötzlich genieße ich die Nacht, genau wie Mary damals, als sie sich selbst entkommen wollte.
Als ich durch die Nacht rase und mich eng in die Kurven der Route 22 schmiege, bin ich der Vogel, der fliegt, fliegt, fliegt, weit fort. Und ich hoffe, dass dieser Weg zwischen Caldwell und dem richtigen Leben niemals endet.
IX.
Fragen und Antworten mit J. R. Ward
B ei meinen Lesungen ist der Fragen- und Antworten-Teil am interessantesten. Ich werde mit Fragen bombardiert - über die Brüder, die Bücher, was kommt und was bereits passiert ist, Boo, die Särge, ob die Shellans auch Mädchenabende haben, wie zum Teufel Jane drauf ist … Die Anwältin in mir liebt diese Fragerei, und, ganz ehrlich, die Leser sind SCHLAU. Ihnen entgeht rein gar nichts, und ich habe einen Riesenrespekt vor ihnen. Wenn es um Dinge geht, die schon in den Büchern passiert sind, bin ich ganz offen. Wenn es aber um zukünftige Ereignisse geht, achte ich auf jedes Wort. Manchmal rutscht mir trotzdem etwas heraus, und ich enthülle ein, zwei kleine Geheimnisse. Aber meistens sage ich den Lesern, sie sollen einfach weiterlesen, oder ich beantworte genau die Frage, sage aber kein Wort mehr.
Aber die Leser merken natürlich, wenn ich ausweiche.
Für dieses Buch forderte ich die Leser auf dem Forum und in der Yahoo! Group auf, Fragen zu stellen. Und ich erhielt über dreitausend Zuschriften! Nachdem ich alle von ihnen gelesen hatte, entschied ich mich für die Folgenden:
Hat eine deiner Figuren jemals mitten im Schreibprozess gemeutert und gesagt: »Nee, so läuft es nicht.« Wer war es, und wie hast du sie wieder auf Linie gebracht?
- JILLIAN
Ich muss gestehen, dass ich ein bisschen lachen musste, als ich diese Frage gelesen habe - ICH WÜNSCHTE, es wäre so! Aber
leider überschätzt du mich, Jillian. Wie schon in den Dossiers erwähnt, habe ich keine Kontrolle über die Brüder. Sie kommen mir in den Sinn, wie es ihnen gerade gefällt, und meine Aufgabe ist es dann nur noch, all das so getreu wie möglich niederzuschreiben. Ich weiß nicht, woher sie kommen und warum sie mich ausgesucht haben, aber eines weiß ich sicher: Wenn sie wieder verschwinden, habe ich nichts mehr. Also bin ich es, die auf Linie bleiben muss, nicht sie.
Wie bist du auf die Namen der Brüder gekommen? In den meisten Vampirromanen, die ich kenne, werden eher altmodisch-elegante Namen verwendet, wohingegen deine genau auf den Punkt kommen und keinen Zweifel darüber aufkommen lassen, mit was für einem Typ Mann man es zu tun hat.
- AMBER
Die Brüder haben sich ihre Namen selbst gegeben - und mich hat das anfangs ein wenig verunsichert. Als Wrath in meinem Kopf auftauchte und anfing Nachtjagd und Blutopfer zu umreißen, wurde er von den Brüdern erst immer Roth genannt. Ich dachte: Roth? Was soll denn das für ein Name sein? Roth … Roth …
Die Brüder sind ständig in meinem Kopf, aber es gibt zwei konkrete Situationen, in denen sie das Ruder übernehmen: Wenn ich laufe und abends beim Einschlafen. Ich war also gerade beim Laufen oder starrte vor dem Einschlafen an die Decke … und immer schwirrte mir dieser Name im Kopf herum, zusammen mit hundert anderen Dingen, die in Nachtjagd und Blutopfer passieren … Plötzlich wurde mir klar, dass ich etwas falsch verstanden hatte. Es war
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