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Die Bruderschaft der Black Dagger

Titel: Die Bruderschaft der Black Dagger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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sehr leid. Ich konnte den Tintenfleck nicht entfernen.«
    Ich nehme ihm meine Tasche ab und sehe mir den Riemen an. Ja, der kleine blaue Streifen ist immer noch da. »Das macht nichts, Fritz. Es war wirklich nett von Ihnen, es zu versuchen. Danke schön. Vielen, vielen Dank.«
    Nachdem ich ihn noch etwas getröstet und das Angebot eines Picknickkorbs abgelehnt habe, geht er zurück ins Haus. Als ich die Tür ins Schloss fallen höre, starre ich meine Tasche an.
    Sofort, als ich den Tintenfleck bemerkt hatte, wollte ich eine neue haben. Unbedingt. Ich mag es einfach, wenn Dinge perfekt
sind, und ich war so frustriert, dass ich mir selbst die Tasche ruiniert hatte … ihre Unvollkommenheit minderte in meinen Augen ihren Wert.
    Jetzt betrachte ich sie im Mondschein, sehe all ihre kleinen Dellen und Macken. Seit fast zwei Jahren begleitet sie mich nun schon. Ich hatte sie in New York dabei, als ich mich mit meinen Lektoren und meinem Agenten getroffen habe. Im Urlaub mit meinen zwei besten Freundinnen in Florida. Sie war bei Signierstunden in Atlanta und Chicago und Dallas dabei. Meine beiden Handys wohnen darin: das für Freunde in den Staaten und das für Freunde im Ausland. Ich habe Quittungen von Abschleppwagen, Kontoauszüge, Rechnungen von Abendessen mit meinem Mann und Kinokarten von Abenden mit meiner Mutter und meiner Schwiegermutter in die Tasche gesteckt. Bilder von Menschen, die ich liebe, Kleingeld, das ich nicht mehr brauche, die Visitenkarten von Leuten, mit denen ich in Kontakt bleiben muss - all das habe ich darin aufbewahrt. Während Spaziergängen mit meinem Mentor und schnellen Einkäufen im Supermarkt war sie im Auto eingesperrt …
    Ich muss lächeln und werfe das Ding auf den Beifahrersitz des Toyota Prius, den ich gemietet habe. Dann steige ich ein, ziehe die Tür zu und taste nach dem Schlüssel, der noch im Schloss steckt.
    Ein Klopfen an der Scheibe erschreckt mich halb zu Tode, und ich renke mir beinahe den Hals aus. Es ist Vishous mit einem Handtuch um die Hüfte und einem Verband auf der Schulter. Er deutet nach unten, als wollte er, dass ich das Fenster runterlasse.
    Was ich tue. Ein kalter Windstoß fährt in den Wagen, und ich hoffe, es ist nur die Nacht und nicht er.
    V geht in die Hocke und legt einen schweren Unterarm seitlich auf das Auto. Er weicht meinem Blick weitgehend aus. Was mir Gelegenheit gibt, die Tätowierungen an seiner Schläfe genauer zu betrachten.
    »Sie hat dich rausgeschickt, stimmt’s?«, sage ich. »Um dich dafür zu entschuldigen, dass du so ein blöder Trottel warst.«

    Sein Schweigen heißt wohl Ja .
    Ich streiche mit der Hand über das Steuerrad. »Es ist schon okay, dass du und ich nicht so gut miteinander klarkommen. Ich meine … du weißt schon. Mach dir nichts draus.«
    »Mach ich auch nicht.« Kurze Pause. »Zumindest meistens nicht.«
    Herrje, jetzt weiß ich nicht, was ich sagen soll.
    Wir sind beide verlegen. Sehr verlegen. Und offen gestanden bin ich überrascht, dass er hier draußen bei mir und dem Auto bleibt. Eigentlich rechne ich damit, dass er zurück in die Höhle und zu den beiden Leuten geht, bei denen er sich wohlfühlt. V ist nicht der Typ für Beziehungen. Er ist ein Denker, kein Gefühlsmensch.
    Nach einiger Zeit komme ich zu dem Schluss, dass seine Anwesenheit hier und jetzt beweist, dass es ihm doch - auf seine ganz eigene Art - etwas ausmacht, dass wir beide so aneinandergeraten sind. Und er möchte es wiedergutmachen. Genau wie ich.
    »Hübsche Tasche«, sagte er und deutet mit dem Kopf auf den Beifahrersitz.
    Ich räuspere mich. »Da ist ein Tintenfleck drauf.«
    »Den kann man praktisch nicht erkennen.«
    »Ich weiß aber, dass er da ist.«
    »Dann musst du eben aufhören, so viel darüber nachzudenken. Die Tasche ist wirklich schön.«
    Dann lässt V seine Faust einmal von der Wagentür abprallen, als eine Art Abschiedsgruß, und steht auf.
    Ich sehe ihm nach, wie er in die Höhle geht. Quer über den Schultern steht in der Alten Sprache: Jane.
    Ich schaue meine Tasche an und denke an alles, was ich darin herumgetragen habe, an all die Orte, an denen sie schon mit mir war. Und allmählich sehe ich in ihr das, was sie für mich leistet, nicht nur das, was ihr wegen dieser Unvollkommenheit fehlt.
    Endlich lasse ich den Motor an und wende, wobei ich höllisch aufpasse, bloß nicht Rhages aufgemotzten GTO zu rammen
oder diesen riesenhaften Escalade oder Phurys schnittigen M5 oder Zs Carrera 4 S . Als ich aus dem Hof fahre, hole ich

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