Die Bruderschaft der Black Dagger
ein Schmunzeln. Zsadist ist reserviert, misstrauisch und kühl, und ich bin immer gut mit ihm ausgekommen. Butch rockt sowieso - und beim Sex redet er viel.
Und V? Vishous war und ist - entschuldigt meine Offenheit - ein Mistkerl. Ein selbstgefälliges, arrogantes Arschloch, das mich nicht ausstehen kann.
Seine Geschichte zu Papier zu bringen, war ein Alptraum. Jedes einzelne Wort war ein Kampf, besonders was den ersten Entwurf betraf. Die meiste Zeit fühlte ich mich, als müsste ich die Sätze mit einem Spielzeughammer und einer Kuchengabel aus einem Fels meißeln.
Das Entwerfen besteht für mich aus zwei grundlegenden Komponenten. Einerseits sind da die Bilder in meinem Kopf,
und zum anderen muss ich beim Schreiben auch hören, riechen und spüren, was vor sich geht. Das bedeutet normalerweise, dass ich in die Stiefel der Brüder oder die High Heels der Shellans schlüpfe und damit das Geschehen aus der Perspektive der jeweiligen Person erlebe. Wie bei einer DVD spule ich immer wieder zurück und nehme so viel wie möglich von der Szene auf und bringe es dann zu Papier.
Aber Vishous gab mir so gut wie gar nichts, mit dem ich arbeiten konnte, weil ich mich einfach nicht in ihn hineinversetzen konnte. Aus dem jeweiligen Blickwinkel der anderen zu erzählen, war kein Problem, aber aus seinem - nichts zu machen. Ich konnte ihn betrachten, so lange ich wollte, ich blieb immer außen vor - und nachdem ein Großteil des Buches aus seiner Perspektive erzählt ist, wollte ich die meiste Zeit am liebsten meinen Kopf auf die Tastatur schlagen.
Natürlich sind die Geschichten der Black Dagger nur Fiktion, aber wenn ich es nicht schaffe, mich in die Position meiner Figuren zu versetzen, fühlt es sich für mich nicht ehrlich an - und das ist kein schönes Gefühl. So schlau bin ich nämlich nicht. Ich bekomme es nicht hin, wenn ich einfach nur Vermutungen anstelle. Ich muss mich in meine Figuren hineinversetzen, damit ich eine gute Story erzählen kann, und nachdem mir V die Tür vor der Nase zugeschlagen hat, wurde die Sache zu einer echten Quälerei.
Am Ende habe ich es dann zwar doch noch hinbekommen, aber dazu später mehr.
Der zweite Grund, warum Seelenjäger und Todesfluch schwierig zu schreiben waren, bestand in der Tatsache, dass mich manche Inhalte der Geschichte nervös machten, denn ich war nicht sicher, ob der Markt sie dulden würde. Zwei Dinge beunruhigten mich im Besonderen: Bisexualität und BDSM (Bondage, Dominanz, Sadomaso) sind Themen, mit denen nicht jeder locker umgehen kann, besonders wenn die Hauptfigur des Buches darin involviert ist. Aber das war noch nicht alles. V ist außerdem teilweise entmannt und hat, nachdem er seinen ersten
Kampf gewonnen hat, im Kriegerlager einen anderen Vampir mit Gewalt genommen.
Vs komplexe sexuelle Natur beeinflusst weitreichend sein Leben - das schließt auch seine Beziehung zu Butch und Jane mit ein. Um ihm gerecht zu werden, musste ich ihn in all seinen Facetten zeigen.
Im ersten Entwurf von Seelenjäger war ich viel zu zögerlich, so dass die Geschichte kaum Substanz hatte. Ich deutete die Bondage-Szene mit ihm und Jane nur an und sparte die Geschichte mit Butch sogar völlig aus.
Damit missachtete ich aber völlig Regel Nummer zwei ( Write Out Loud ). Kein Wunder, dass das Ergebnis zunächst so ansprechend war wie toter Fisch in der Sonne - nichts bewegte sich, und es müffelte. Ich brütete eine gute Woche darüber und bastelte an ein paar Szenen mit John Matthew und Phury herum. Ganz tief drinnen wusste ich bereits, dass ich all meinen Mut zusammennehmen, ins kalte Wasser springen und ein paar Grenzen überschreiten musste. Aber zu dem Zeitpunkt war ich von den vergeblichen Versuchen, mich in V hineinzuversetzen, bereits ziemlich erschöpft.
Doch ein Gespräch mit meiner Lektorin brachte mich wieder auf die Spur. Wir beredeten die Dinge, die mich belasteten, und sie meinte nur: »Tu’s doch einfach - pack einfach mal alles rein, und dann schauen wir, wie es sich auf dem Papier so macht.«
Wie immer hatte sie Recht. Sie hatte mir schon anfangs bei Nachtjagd einen ähnlichen Tipp gegeben: »Treib die Geschichte so weit du kannst, abwägen können wir dann immer noch später.«
Als ich mich dann wieder an die Arbeit machte, war ich bereit, aufs Ganze zu gehen - und überrascht, dass ich letztendlich nur bei drei Szenen wesentliche Änderungen vornehmen musste: zwei mit Butch und V, und dann fügte ich noch die Szene mit V im Kriegerlager hinzu.
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