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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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schwarzen Engels, der hinter einer Wand verborgen, ein Wesen, das in sich gefangen war; Leiber, die langsam dahinschwanden, doch nie starben, und ein jeder hatte etwas vom Käpt’n in sich …
    Und das Kästchen. Der Käpt’n hatte ihm das Kästchen gezeigt. Aber inzwischen war es bereits verschwunden, und deshalb hatte die Suche begonnen.
    Das Kribbeln hörte nicht auf. Er rieb sich den Hals, rechnete damit, dass eine mit Blut vollgesogene Kreatur unter seinen Finger zerplatzte, doch da war nichts. Ein freies Feld lag zwischen Herod und dem Lagerhaus. An ihrem vordersten Rand stand eine Wasserpfütze, trübe von Ungeziefer. Herod ging näher heran, bis er sein Spiegelbild sehen konnte, seines und noch ein anderes. Hinter ihm stand eine hoch aufgeschossene Vogelscheuche in einem schwarzen Anzug, auf dem Kopf einen schwarzen Zylinder mit kaputter Krone. Ihr Gesicht war ein Sack, in den zwei primitive Augen geschnitten worden waren, aber ohne Mund. Die Vogelscheuche wurde durch nichts gestützt. Es gab kein Holzkreuz, das ihr Halt bot.
    Der Käpt’n war zurückgekehrt.
    Vernon und Pritchard lagen auf einer niedrigen Anhöhe, wo sie durch Gestrüpp und tief herabhängende Zweige verborgen waren. Sie hatten freie Sicht auf die Häuser neben Rojas’ Lagerhaus. Beide waren völlig reglos; selbst von nahem schienen sie kaum zu atmen. Pritchard hatte das rechte Auge vor dem Nachtsichtgerät des M40. Das Gewehr war bis auf tausend Meter absolut treffsicher, und Pritchard war kaum achthundert Meter von den Zielen entfernt. Vernon, der neben ihm lag, hatte durch sein ATN Night Spirit die Türen und Fenster erfasst.
    Vernon und Pritchard waren Scharfschützenscouts der Marineinfanterie, Elitekämpfer, die dazu ausgebildet waren, Jagd auf andere Jäger zu machen. Sie waren Veteranen der Scharfschützengefechte in Bagdad, einem weitgehend unbekannten Konflikt, der eskaliert war, nachdem man durch die Hadschis zwei Scharfschützenteams der Marines, insgesamt zehn Männer, verloren hatte. Sie hatten Katz und Maus mit dem nahezu legendären »Juba« gespielt, einem unbekannten Heckenschützen, den manche für einen Tschetschenen hielten, andere für eine ganze Gruppe von Heckenschützen, die mit im Irak hergestellten Tabuk-Gewehren bewaffnet waren, einem Kalschnikow-Ableger. Juba war diszipliniert und wartete darauf, dass Soldaten aufstanden oder aus Fahrzeugen stiegen, suchte nach Lücken im Körperschutz und gab nie mehr als einen Schuss ab, bevor er sich absetzte. Vernon und Pritchard waren sich nicht einig, ob Juba ein Mann war oder mehrere. Pritchard, der bessere Schütze der beiden, neigte zu Ersterem, weil Juba mit Vorliebe aus dreihundert Meter Entfernung feuerte und nie mehr als einen Schuss abgab, selbst wenn man ihm einen Köder vorsetzte. Vernon widersprach ihm und verwies darauf, dass das Tabuk zwar bis auf neunhundert Meter zuverlässig, auf dreihundert Meter aber am treffsichersten war, weshalb die unter dem Namen Juba firmierenden Heckenschützen allein schon durch ihre Ausrüstung eingeschränkt seien. Vernon hatte Juba auch einige Abschüsse zugeschrieben, bei denen Dragunows und ein 22er Izhmash verwendet worden waren, was auf mehrere Heckenschützen hindeutete. Pritchard wollte davon jedoch nichts wissen. Letzten Endes waren beide Männer von Juba ins Visier genommen worden, sei es von einem oder von mehreren. Wie ihre Kameraden hatten sie gelernt, »die Kurve zu kratzen«: im Zickzack zu laufen, sich hin und her zu bewegen, den Kopf nie ruhig zu halten, um ein schwierigeres Ziel abzugeben. Pritchard nannte es den »Schlachtfeld-Boogie«, Vernon den »Dschihad-Jitterbug«. Das Komische dabei war, dass eigentlich keiner der beiden Männer tanzen konnte, doch als sie von einem Killer ersten Ranges bedroht worden waren, hatten sie sich bewegt wie Gene Kelly und Fred Astaire.
    Vernon und Pritchard hatten die vier Männer der Echo Company gekannt, die 2004 in Ramadi getötet worden waren. Drei von ihnen hatten einen Kopfschuss davongetragen, der vierte war förmlich von Kugeln zerfetzt worden. Darüber hinaus war einem Marineinfanteristen die Kehle durchgeschnitten worden. Der Angriff war am helllichten Tag erfolgt, nur achthundert Meter vom Kommandoposten entfernt. Später erfuhren sie, dass ein vierköpfiges »Hitteam« dafür verantwortlich war und man es schon seit einiger Zeit auf die Marines abgesehen hatte, doch seit diesem Überfall machten sich Vernon und Pritchard keine Illusionen mehr, was den Konflikt

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