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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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waren. Er wurde auf einem anderen Weg heimgebracht: Zunächst mit einem Black-Hawk-Sanitätshubschrauber zum Feldlazarett in der Grünen Zone, wo man ihn stabilisierte, bevor er zum Traumazentrum am Landstuhl Regional Medical Center in der Nähe von Kaiserslautern verlegt wurde, in dem man ihm die Beine amputierte. Dann von Landstuhl nach Ramstein, von Ramstein zur Andrews Air Force Base, in einem C-141 Starlifter, in dem die Männer wie Anmachholz gestapelt waren, wie Gefangene auf einem Sklavenschiff, mit fünfzehn Zentimeter Abstand zum Mann darüber, benebelt von Medikamenten, die aber gegen den ekelerregenden Gestank nach Blut und Urin ebenso wenig nützten wie die Ohrstöpsel gegen den ohrenbetäubenden Lärm der Motoren. Anschließend von der Andrews AFB zum Walter Reed. Die Hölle der Ergotherapie, die Versuche, ihm Prothesen anzupassen, die schließlich wegen der Schmerzen, die sie verursachten, aufgegeben wurden, denn Schmerzen hatte er schon genug gehabt.
    Dann die Rückkehr nach Maine und die Auseinandersetzungen mit Tobias. Man werde sich um ihn kümmern, hatte ihm Tobias erklärt, er müsse lediglich den Mund halten. Aber ihm ging es nicht nur um sich. Es gab eine Abmachung: Das Geld sollte dazu verwendet werden, ihren Waffenbrüdern und -schwestern zu helfen, denjenigen, die verwundet worden waren, die so viel verloren hatten. Tobias sagte, es habe sich etwas geändert. Er wolle nicht ans Gewissen der anderen appellieren. Sie könnten geben, so viel sie wollten. Sie alle. Es sei kompliziert. Sie müssten vorsichtig sein. Jandreau verstand das nicht.
    Und plötzlich starben die ersten. Kramer war es, der ihm von dem Kästchen erzählte, der über die Alpträume sprach, die er hatte. Der ihn in die dunklen Winkel der sumerischen Mythologie einführte. Aber erst nach Damien Patchetts Tod erfuhr er die Wahrheit über Roddam. Roddam war tot. Eine Woche nachdem Tobias und Bacci zurückgekehrt waren, die ersten Männer, die an der Razzia in al-Adhamiya beteiligt waren, war er in der IRIS -Niederlassung in Concord gefunden worden. Allen anderen war es entgangen, selbst wenn jemand darauf geachtet hätte, weil Roddam nicht sein richtiger Name war – eigentlich hieß er Nailon, Jack Nailon. Er war in seinem Büro eingeschlafen, hatte einen Aschenbecher mit einer brennenden Zigarre auf der Sofalehne stehen und zu viel Whiskey im Blut und an der Kleidung. Er sei verbrannt, hieß es.
    Nur dass Roddam beziehungsweise Nailon oder wie immer sein richtiger Name lauten mochte, nicht getrunken hatte. Daran konnte er sich genau erinnern, weil er es an dem feuchtfröhlichen Abend im Stützpunkt erfahren hatte, als er und Roddam ein paar Worte gewechselt hatten und er Roddam ein Bier angeboten hatte. Roddam war Diabetiker und hatte zu hohen Blutdruck. Er durfte keinen Alkohol trinken und rauchte auch nicht. Er hatte keine Ahnung, warum das bei den Ermittlungen wegen Roddams Tod nicht zur Sprache gekommen war. Vielleicht war seine Krankengeschichte, wie so vieles, was Roddam anging, nicht genau bekannt oder geheim. Doch dann erinnerte er sich an ein paar Sachen, die Tobias vor seiner Heimkehr über Roddam gesagt hatte: dass Roddam unzuverlässig sei. Dass er keiner von uns sei. Dass Roddam in Quebec Ärger machte. Dass er einen größeren Anteil wollte. So als wollte er sie auf Roddams Beseitigung vorbereiten.
    Nach Damiens Beerdigung hatte er Roddams Tod zur Sprache gebracht. Er hatte allerhand Sachen zur Sprache gebracht, weil er traurig war und betrunken, weil ihm Mel fehlte und er Damien mit Sicherheit vermissen würde. Wenn Roddam nicht das Sagen hatte, wer dann? Tobias war der typische Unteroffizier. Er kam nicht auf Ideen, er setzte sie bloß um, und das hier war eine komplizierte Unternehmung.
    Und Tobias hatte ihm gesagt, er solle ruhig sein und sich um seinen eigenen Kram kümmern, weil ein Mann, der im Rollstuhl sitze, schutzlos sei und Krüppel ständig Unfälle hätten.
    Von da an hatte er immer die Knarre unter seinem Stuhl.

29
    Der Kollektor war jetzt nur noch wenige Schritte hinter Herod. Er spürte, wie seine Angst mit jedem Schritt zunahm.
    Herod war ein ungewöhnlicher Fall. Der Kollektor hätte ihn womöglich nur als eine interessante Herausforderung betrachtet, wie ein Jäger, der feststellt, dass das Tier, das er verfolgt, eine unerwartete Gerissenheit an den Tag legt, hätte er sich nicht zusehends Gedanken über die eigentlichen Ziele des Mannes gemacht. Herod hatte sich gut getarnt, so dass der

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