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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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im Irak anging. Nur einer der Toten war ein ausgebildeter Scharfschütze gewesen. Die anderen waren normale Infanteristen, und so sollte die Sache nicht laufen. Mindestens zwei ausgebildete Scharfschützen pro Team, das war die Regel. Als ein Jahr später ein sechsköpfiges Scharfschützenteam des 3. Reservebataillons umkam und die verbliebenen Scharfschützen sich an immer strengere Einsatzregeln halten mussten, kamen Vernon und Pritchard zu dem Schluss, dass ihnen die Marineinfanterie den Buckel runterrutschen könne, worin sie später noch bestärkt wurden, als sich infolge einer Explosion die Retina von Vernons rechtem Auge ablöste, er darauf für immer die Sehkraft verlor und heimgeschickt wurde.
    Aber inzwischen hatten sie Tobias kennengelernt und waren an dem Abend dabei, als die Razzia in dem Lagerhaus stattfand. Sie waren Scharfschützenteam 1, das die Anmarschwege nach Süden sicherte. Twizell und Greenham waren Team 2 und sicherten nach Norden. Niemand hatte den Sinn des Einsatzes in Frage gestellt – die Scharfschützeneinheiten waren es gewohnt, ihre Operationen eigenständig zu planen und durchzuführen, und sie hatten zwei Tage vorher bekanntgegeben, dass sie in die Gegend einsickern würden, damit die Patrouillen sie umgehen konnten. Nur Tobias und Roddam wussten, wo sie genau waren. Letzten Endes hatten sie an dem Abend, an dem Razzia stattfand, nicht einen einzigen Schuss abgeben müssen und waren dementsprechend enttäuscht gewesen.
    Kurz nachdem Vernon heimgeschafft worden war, hatte auch Pritchard das Militär verlassen, und nun lagen sie beide im Unterholz und waren bereit, statt der Hadschis Mexikaner zu töten. Beide Männer waren ruhig, geduldig und in sich gekehrt, wie es sich für Präzisionsschützen gehörte. Sie hatten auch keine Gewissensbisse. Wenn man ihn fragte, ob er eingedenk seiner Opfer jemals so etwas wie Reue empfunden habe, erwiderte Pritchard, er habe lediglich den Rückstoß wahrgenommen. Das stimmte allerdings nicht ganz – das Töten verschaffte ihm ein Hochgefühl, das besser als Sex war. Dennoch war er ein anständiger und mutiger Mann, der fest davon überzeugt war, dass er einen ehrenwerten Beruf hatte, aber er war auch intelligent genug, um zu erkennen, wie hin und her gerissen er war zwischen dem Wunsch, auf moralisch einwandfreie Art und Weise zu töten, während ihm die Tat an sich gleichzeitig Vergnügen bereitete.
    Er und Vernon trugen selbstgefertigte Tarnanzüge, die zur besseren Durchlüftung Löcher am Rücken hatten. Sie hatten sich an einem nahe gelegenen Bachlauf mit nassem Schlamm eingeschmiert, und da es eine mondhelle Nacht war, trugen sie Netze über ihren Hüten, damit die Umrisse ihrer Gesichter verschwammen. Sie benutzten keine Laserzielgeräte. Stattdessen nahmen beide Männer automatisch die nötigen Berechnungen im Kopf vor: Entfernung, Winkel zum Ziel, Luftdichte, Windgeschwindigkeit und -richtung, Feuchtigkeit, ja selbst die Temperatur der Treibladung in der Patrone, denn eine um zwanzig Grad wärmere Patrone schlägt auf tausend Meter zwanzig Zoll höher ein. Früher hatten sie Notizbücher mit Zahlenangaben, Taschenrechner mit ballistischer Software und an den Gewehrschaft geklebte Tabellen benutzt. Jetzt kannten sie all diese Werte auswendig.
    Das Ziel lag schräg hangabwärts. Pritchard schätzte, dass er etwa einen halben Meter höher und leicht nach links halten sollte, damit die Kugel genau saß. Alles war bereit. Nur Twizell und Greenham waren noch nicht in Stellung. Pritchard hatte keine Ahnung, wo sie waren. Sowohl er als auch Vernon waren nach wie vor sauer, weil Tobias sie woanders hingeschickt hatte, ohne es für nötig zu halten, die Sache vorher mit ihnen abzuklären. Vernon war Staff Sergeant gewesen, ein E-6er, der Ranghöchste der vier Scharfschützen, und er und Tobias gerieten immer noch aneinander, wenn es um Einsatzfragen ging. Er und Pritchard hätten wenigstens zu Rate gezogen werden sollen. Jetzt fehlte ihnen ein Team, und das war nicht gut.
    Der Van stand in einem Wäldchen etwa hundert Meter hinter Rojas’ Lagerhaus. Die Fahrertür war offen. Tobias, der eine schwarze Skimaske und einen schwarzen Kampfanzug trug, musterte das Lagerhaus und die umliegenden Gebäude durch ein Nachtsichtgerät. Er fuhr zusammen, als er ganz in der Nähe ein Geräusch hörte, dann ertönte ein leiser Pfiff, und eine Gestalt tauchte aus dem Gestrüpp vor ihm auf.
    »Vier plus Rojas«, sagte Mallak. »Drei mit MP5 , einer mit einer

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