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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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Nationalmuseums, so wie auch die Siegel, die zurzeit in Maine zum Verkauf standen. Rochmans Siegel waren nur eine Anzahlung für seine Beratung und Einschätzung sowie seine Hilfe bei der Beschaffung von Käufern gewesen. Mit der Zeit würde er den Ermittlern alles verraten, was er wusste, und dann war es nur noch eine Frage von Tagen, bis man sich die Hintermänner vornahm.
    Der Kollektor wusste von Dr. Al-Daini und glaubte, dass der Iraker letzten Endes das Kästchen suchte, auch wenn er dazu entschlossen war, die anderen Schätze wiederzubeschaffen, die 2003 verlorengegangen waren. Der Kollektor hatte Erkundigungen eingeholt und erfahren, dass Al-Daini jetzt auf dem Weg in die USA war. Er würde nach Boston fliegen und von dort aus direkt zu dem stillgelegten Motel in Langdon, Maine, gebracht werden.
    Die Männer, die die gestohlenen Artefakte von dem Motel abtransportiert hatten, waren unvorsichtig gewesen. Man hatte im hohen Gras zwei kleine Alabasterfiguren gefunden und sie rasch als Teil des Schatzes identifiziert, der 1964 in Tell as-Sawwan am linken Ufer des Tigris entdeckt und später aus dem Irakischen Nationalmuseum geraubt worden war. Außerdem hatte man in einem von innen abgeschlossenen Zimmer des Motels die Leiche eines Mannes gefunden, der sich eine tödliche Schussverletzung zugefügt hatte, nachdem er vorher offenbar auf irgendwelche unbekannten Angreifer gefeuert hatte.
    Die Leiche war von dem Detektiv entdeckt worden, von Charlie Parker.
    Der Kollektor war sich bewusst, dass es keine Zufälle gab, jedenfalls nicht, wenn Parker beteiligt war. Er war ein Teil von etwas, über das er sich nicht im Klaren war – über das sich auch der Kollektor nicht im Klaren war. Jetzt umkreisten er und Parker einmal mehr die gleiche Beute, wie zwei Monde, die einen dunklen, unbekannten Planeten umrundeten.
    Der Kollektor rief seinen Anwalt an. Er wollte wissen, wo Parker war. Sein Anwalt, ein alter Mann, der Computer, Handys und so gut wie alle neuen technischen Errungenschaften der letzten Jahre verabscheute, rief wiederum einen Mann an, der sich auf Dreieckspeilung spezialisiert hatte und Parkers Handy in einem Motel in der Nähe von Bucksport aufspürte.
    Bucksport war eine Stunde entfernt.
    Der Kollektor fuhr los.

30
    Herod stand neben seinem Auto und blickte auf Rojas’ Lagerhaus. In beiden Stockwerken brannte Licht, und er konnte Gestalten sehen, die sich hinter dem Fenster im Erdgeschoss bewegten. Auf dem Parkplatz standen mehrere Fahrzeuge: die Pick-ups von Rojas’ Brüdern, zwei Personenwagen und ein weißes SUV .
    Herod brauchte seine Medikamente, und zwar eine starke Dosis. Die Schmerzen waren im Laufe des Tages schlimmer geworden, und jetzt wollte er das Ganze hinter sich bringen, damit er sich eine Weile ausruhen konnte.
    Er spürte ein Prickeln am Halsansatz. Zuerst nahm er es vor gellender Pein gar nicht wahr; es war so, als versuchte man inmitten der Kakophonie eines Orchesters, das seine Instrumente stimmte, eine Melodie zu erkennen. Die Wunde an seinem Mund pochte in der warmen Sommerluft, und die Insekten fielen über ihn her.
    Ich stinke nach Verfall, dachte er. Wenn ich mich hinlegen und auf den letzten Atemzug warten würde, würden sie ihre Eier in mein Fleisch legen, bevor ich hinüber bin. Es könnte sogar eine Erlösung sein. Er stellte sich die Maden vor, die aus den Eiern schlüpften und sich an seinen Tumoren gütlich taten, das faulige Gewebe fraßen und den Rest übrig ließen, damit er sich regenerierte, nur dass kein heiles Fleisch mehr vorhanden war und sie ihn gänzlich verzehren würden. Einstmals hätte er so ein Ende vielleicht sogar begrüßt, denn das ging zumindest schneller und natürlicher vonstatten als die Art und Weise, wie sein Körper sich selbst verschlang. Stattdessen hatte er ein Ventil für seine Schmerzen gefunden. Wenn dies eine göttliche Heimsuchung war, eine Strafe für seine Sünden – denn Herod hatte gesündigt und dies auch genossen –, dann würde Herod wiederum andere bestrafen. Der Käpt’n hatte ihm die Mittel und Möglichkeiten dazu gegeben und ihm ein Ziel beschert, das über das simple Zufügen von Schmerz aus Vergeltung für seine eigenen Qualen hinausreichte. Der Käpt’n hatte ihm versprochen, dass die Welt wegen Herod trauern werde. Bevor er aus der Dunkelheit zurückgeholt wurde – vielleicht aus der Hölle eines anderen zurück in die seines eigenen Leibes –, hatte der Käpt’n ihm Bilder eingegeben: das Abbild eines

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