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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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Tochter sterben.«
    »Ich könnte Sie foltern. Ich kann Ihnen ins Knie schießen, in den Unterleib. Ich kann so lange auf Sie schießen, bis Sie auf meine Forderung eingehen.«
    »Ihre Tochter wird trotzdem sterben. Und Sie wissen das auch. Grundsätzlich sehen Sie ein, dass das, was Ihnen erklärt worden ist, der Wahrheit entspricht. Sie müssen sich damit abfinden und sich entscheiden. In vier Minuten und dreißig Sekunden.«
    Webber zog mit dem Daumen den Hammer des Revolvers zurück.
    »Ich sage Ihnen zum letzten Mal –«
    »Meinen Sie etwa, Sie sind der Erste, den man vor diese Entscheidung stellt, Mr Webber? Glauben Sie ernsthaft, dass ich so etwas nicht schon vorher getan habe? Letzten Endes müssen Sie sich entscheiden: Ihr Leben oder das Ihrer Tochter. Was ist Ihnen mehr wert?«
    Herod wartete. Er warf einen Blick auf seine Uhr und zählte die Sekunden.
    »Ich möchte sie noch ein paar Jahre erleben. Ich möchte erleben, wie sie heiratet und Mutter wird. Ich möchte Großvater werden. Verstehen Sie das?«
    »Ich verstehe es durchaus. Sie wird trotzdem weiterleben, und ihre Kinder werden Blumen auf Ihr Grab legen. Noch vier Minuten.«
    »Haben Sie denn niemanden, den Sie lieben?«
    »Nein.«
    Die Waffe in Webbers Hand zitterte, als ihm klar wurde, wie vergeblich seine Einwände waren.
    »Woher soll ich wissen, dass Sie nicht lügen?«
    »In welcher Hinsicht? Was die Schändung und Ermordung Ihrer Tochter angeht? Oh, ich glaube, Sie wissen, dass ich es ernst meine.«
    »Nein. In Bezug auf – dass Sie sie in Ruhe lassen.«
    »Weil ich nicht lüge. Ich muss es nicht. Andere lügen. Ich lege ihnen nur die Folgen ihrer Lügen dar. Für jeden Fehler muss es eine Abrechnung geben. Jede Aktion zieht eine Reaktion nach sich. Die Frage ist nur, wen Sie mehr lieben, Ihre Tochter oder sich selbst?«
    Herod stand auf. Er hatte ein Handy in der einen und sein Weinglas in der anderen Hand. »Ich lasse Sie einen Moment allein«, sagte er. »Versuchen Sie bitte nicht zu telefonieren. Wenn Sie es tun, ist unser Gespräch zu Ende, und ich werde dafür sorgen, dass Ihre Tochter zu Tode geschändet wird. Oh, und meine Kollegen werden dafür sorgen, dass Sie die Morgendämmerung nicht mehr erleben.«
    Webber versuchte nicht, Herod aufzuhalten, als er langsam die Küche verließ. Er wirkte wie betäubt.
    Im Flur betrachtete sich Herod im Spiegel. Er rückte seine Krawatte zurecht und wischte einen Fussel von seinem Jackett. Er liebte diesen alten Anzug. Er hatte ihn schon bei vielen ähnlichen Anlässen getragen. Er blickte ein letztes Mal auf seine Uhr. Er hörte, dass in der Küche gesprochen wurde, und fragte sich, ob Webber so dumm war, einen Anruf zu machen, aber der Tonfall passte nicht dazu. Dann kam ihm der Gedanke, dass Webber vielleicht Abbitte leistete oder sich von seiner Tochter verabschiedete, ohne dass sie ihn hören konnte. Doch als er sich der Tür näherte, verstand er Webbers Worte.
    »Wer sind Sie?«, fragte Webber. »Sind Sie derjenige, der meiner Suzie etwas zuleide tun will? Sind Sie das? Sind Sie das?«
    Herod warf einen Blick in die Küche. Webber starrte auf eins der Küchenfenster. Herod sah, wie Webber und er sich im Glas spiegelten, und einen Moment lang meinte er eine dritte Gestalt zu sehen, die seiner Meinung nach zu schemenhaft war, als dass es jemand sein könnte, der vom Garten aus hereinschaute, und doch war sonst niemand in der Küche, von den Lebenden einmal abgesehen beziehungsweise den Todgeweihten.
    Webber drehte sich zu Herod um. Er weinte.
    »Verdammt sollen Sie sein«, sagte er. »Zur Hölle verdammt.«
    Er hielt den Revolver an seine Schläfe und drückte ab. Herods Ohren klingelten, als der Knall von den gefliesten Wänden und dem Küchenboden widerhallte. Webber fiel zu Boden und lag zuckend neben seinem umgekippten Stuhl. Es war eine amateurhafte Art, die Waffe gegen sich selbst zu richten, dachte Herod, aber andererseits konnte man kaum erwarten, dass Webber die Kunst des Selbstmordes beherrschte. Der Lauf der Waffe war bei dem Schuss nach oben verrissen worden, so dass die Kugel ein Stück von Webbers Schädeldach weggerissen hatte, ohne ihn zu töten. Stattdessen hatte er die Augen weit aufgerissen, und sein Mund öffnete und schloss sich krampfhaft, wie der Fisch, den er auf dem Granitblock hatte liegen lassen, in seinen letzten Momenten. Herod erbarmte sich seiner, nahm Webber die Waffe aus der Hand und brachte die Sache für ihn zu Ende, dann trank er den letzten Schluck

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