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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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hatten. Mit bebendem Mund und tränennassen Augen hörte er eine Zeitlang zu, bevor er wählte. Am anderen Ende klingelte es viermal, dann schaltete sich der Anrufbeantworter ein. Es war immer ein Anrufbeantworter. Er versuchte sich zu beruhigen, dann meldete er sich.
    »Irgendwas stimmt nicht«, sagte er. »Du musst herkommen und alles wegschaffen. Sag allen, dass ich aussteige. Ihr braucht mir bloß das Geld zu geben, das ihr mir noch schuldet. Den Rest könnt ihr behalten.«
    Er legte den Hörer auf, zog einen Mantel und ein Paar Sneakers an und schnappte sich eine Taschenlampe. Nach kurzem Zögern griff er unter sein Bett und tastete nach dem M12-Militärholster. Er zog die Browning heraus, steckte sie in die Manteltasche, nahm vorsichtshalber auch den Baseballschläger mit und verließ die Hütte.
    Es war eine mondlose, stockdunkle Nacht mit einer dichten schwarzen Wolkendecke am Himmel. Der Lichtstrahl der Taschenlampe schnitt durch die Düsternis, als er an der Reihe der mit Brettern vernagelten Zimmer vorbeiging, bis er zu Nummer 14 gelangte. Sein Vater kam ihm wieder in den Sinn, und er sah sich als kleinen Jungen, wie er neben seinem alten Herrn vor genau diesem Zimmer gestanden und ihn gefragt hatte, warum es kein Zimmer Nummer 13 gebe, warum nach Nummer 12 sofort Nummer 14 käme. Sein Vater hatte ihm erklärt, dass die Menschen abergläubisch seien. Sie wollten nicht in Zimmer Nummer 13 oder im dreizehnten Stock eines dieser großen Stadthotels übernachten, deshalb müsse man etwas verändern, um sie zu beruhigen. Folglich werde aus Nummer 13 Nummer 14, und alle schliefen ein bisschen besser, auch wenn Nummer 14 in Wahrheit nach wie vor Nummer 13 sei, ob man es nun verheimlichte oder nicht. Die großen Hotels in der Stadt hätten nach wie vor einen dreizehnten Stock und kleine Motels wie ihres ein Zimmer Nummer 13. Es gebe sogar Leute, die aus genau diesem Grund nicht in Zimmer Nummer 14 übernachten wollten, aber im Allgemeinen nähmen es die Gäste gar nicht wahr.
    Jetzt stand er allein vor Nummer 14. Von drinnen war kein Laut zu vernehmen, aber er konnte sie spüren. Sie warteten darauf, dass er etwas unternahm, das tat, was sie von ihm wollten, was sie über das Radio, den Fernseher und ein Telefon, das eigentlich nicht funktionieren sollte, aber dennoch klingelte, bei ihren Anrufen spätnachts verlangten: Erlöse uns.
    Die Riegel an der Tür waren noch immer vorgelegt, die Schlösser unversehrt, aber als er die Schrauben überprüfte, die er durch das Holz in den Rahmen gebohrt hatte, stellte er fest, dass drei locker waren und eine auf den Boden gefallen war.
    »Nein«, sagte er. »Das kann nicht sein.« Er hob die Schraube auf und musterte sie. Der Kopf war intakt und wies keinerlei Spuren auf. Natürlich wäre es möglich, dass jemand vorbeigekommen war, wenn er nicht in seiner Hütte war, und die Schraube gelöst hatte, aber warum hatte er es dann bei einer belassen und die anderen nur gelockert? Das war nicht nachvollziehbar.
    Es sei denn …
    Es sei denn, sie hatten es von innen getan. Aber wie?
    Ich sollte die Tür aufmachen, dachte er. Ich sollte sie aufmachen und sichergehen. Aber er wollte sie nicht aufmachen. Er hatte Angst vor dem, was er sehen und wozu er gezwungen werden könnte, denn ihm war klar, dass er diese Stimmen nicht beachten sollte, wenn er jemals etwas Gutes in seinem Leben tun wollte. Er konnte sie beinahe da drinnen hören, wie sie ihn riefen, ihn hänselten …
    Er kehrte zu seiner Hütte zurück, holte seinen großen Werkzeugkasten und ging wieder zu Nummer 14. Als er den Bohrer in die Maschine einsetzte, wurde er von einem Laut abgelenkt, der so klang wie Metall auf Holz. Er richtete den Strahl der Taschenlampe auf die Tür.
    Eine der verbliebenen Schrauben drehte sich vor seinen Augen langsam aus dem Holz und fiel auf den Boden.
    Schrauben nutzten also nichts, nicht mehr. Er legte die Bohrmaschine beiseite und griff zur Nagelpistole. Schwer atmend näherte er sich der Tür, setzte die Mündung ans Holz und betätigte den Abzug. Der Rückstoß verriss ihm den Arm etwas, aber als er zurücktrat, sah er, dass der drei Zoll lange Nagel bis zum Kopf im Holz steckte. Er machte weiter, bis alle zwanzig Nägel in die Tür gehämmert waren. Es würde eine Schinderei werden, sie wieder zu lösen, aber dass sie vorerst fest saßen, beruhigte ihn ein bisschen.
    Er setzte sich auf den feuchten Boden. Die Schrauben bewegten sich nicht mehr, und er hörte auch keine

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