Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)
mochte.
Ich blickte auf das Gelände. Ein großer Sattelzug kam angefahren und zeigte mit der Lichthupe an, dass er Hilfe brauchte. Ich dachte an Joel Tobias. Ich fragte mich, wo er jetzt war und was er über die Grenze bringen mochte. Dieser Sattelzug hatte Nummernschilder aus New Jersey. New Jersey. Phil verfolgte meinen Blick.
»Hey, ich kenne den Fahrer nicht«, sagte er. »Mir ist es egal.«
Statt den Peilsender nach New Jersey zu schicken, sagte ich zu Mike, er solle das Gerät wieder dort anbringen, wo er es abmontiert hatte. Er schien sich zu freuen, dass ich seine Gedankengänge endlich nachvollziehen konnte: Mein Wissen um den Sender konnte als Waffe gegen den- oder diejenigen eingesetzt werden, die ihn dort angebracht hatten, wenn sich die passende Gelegenheit dazu ergab.
Ich bezahlte Mike großzügig für seine Mühe, worauf er mir seine Handynummer gab, für den Fall, dass ich seine Hilfe noch mal brauchen sollte.
»Ein tüchtiger Junge«, sagte ich, als Phil und ich ihm hinterherschauten. »Und klug dazu.«
»Der Sohn meiner Schwester«, sagte Phil.
»Er dich aber nicht ›Onkel Phil‹ genannt.«
»Ich habe dir doch gesagt, dass er diskret ist.«
Ich gab auch Ernesto ein Trinkgeld. Er bedankte sich, aber er hatte eindeutig das Gefühl, dass er für den Schreck, den er davongetragen hatte, eine größere Belohnung verdient hätte. Da er aber nicht in die Luft geflogen war, beachtete ich seine schmerzliche Miene nicht.
»Hast du irgendeine Ahnung, wer das Ding an deinem Auto angebracht hat?«, wollte Phil wissen.
»Durchaus.«
»Meinst du, die sind hinter dir her?«
»Möglicherweise.«
»Hast du Unterstützung?«
»Ist schon unterwegs.«
»Wenn ich an deiner Stelle wäre und jemand Peilsender an mein Auto montiert, die vom Militär stammen, dann würde ich Unterstützung mit ’ner Knarre haben wollen. Ist das so eine Unterstützung?«
»Nein«, sagte ich. »Es ist Unterstützung mit einem Haufen Knarren.«
10
Sie schnappten sich Tobias, als er nur ein paar Meilen südlich von Moosehorn auf der Route 27 unterwegs war. Seit er die Grenze überquert hatte, war ein Auto hinter ihm gewesen, doch er hatte es kaum beachtet. Er war diese Tour so oft gefahren, dass er achtlos geworden war – seine Hauptsorge galt dem amerikanischen Zollposten in Coburn Gore, und sobald er den sicher passiert hatte, schaltete er für gewöhnlich ab. Diesmal war er außerdem gefrustet: Er brachte nur einen Bruchteil dessen mit, was er erwartet hatte, und er hatte es satt, diese mühseligen Fahrten allein auf sich zu nehmen. Als die Todesfälle zunahmen, war ihre Gruppe auf einen kleinen Kern geschrumpft. Das bedeutete mehr Arbeit und mehr Risiken für jeden, aber dementsprechend größer würde am Ende auch der Lohn sein.
Im Lagerhaus hatte es an diesem Tag ein Problem gegeben. Im Nachbarkomplex hatte es im Zuge einer Drogenrazzia, die sich wahrscheinlich noch zwei Tage hinzog, vor kanadischen Cops nur so gewimmelt, und Tobias fand es unklug, Schmuggelware in Steinwurfweite des Gesetzes wegzuschaffen. Vor die Wahl gestellt, länger dort herumzuhängen oder eine weitere Tour zu unternehmen, wenn es wieder ruhiger war, hatte er sich für Letzteres entschieden.
Später allerdings sollte er mit sich hadern, weil er auf der Heimfahrt nicht wachsamer gewesen war, aber man hatte ihm versichert, dass man sich um Parker gekümmert habe, und der Peilsender hatte bestätigt, dass sich der Detektiv noch in Portland aufhielt, als Tobias schon eine Stunde unterwegs war.
Der Detektiv machte Tobias zu schaffen, aber nicht so sehr wie Jimmy Jewel. Er hatte den anderen sofort von Jewels unbeholfenem Annäherungsversuch im Dewey’s berichtet und ihnen erklärt, dass es so aussehe, als werde er neugierig, was die wirtschaftliche Seite von Tobias’ Unternehmung anging, aber sie hatten ihm geraten, abzuwarten und zuzusehen, wie es weiterlief. Er konnte sie lediglich überreden, die Unternehmung wenigstens eine Zeitlang ruhen zu lassen, doch als die Tage verstrichen, ohne dass es zu einem Zwischenfall kam, wurden sie ungeduldig, und bald darauf war er wieder auf Grenztour. Allerdings behielten sie Jimmy und den großen Elefanten, der ihm den Rücken deckte, im Auge, aber allem Anschein nach war Jimmy zu dem Schluss gekommen, dass man sich wegen Joel Tobias keine Gedanken machen musste. Joel war sich dessen nicht so sicher, doch die anderen hatten sich nach besten Kräften darum bemüht, ihn zu überzeugen. Und da Jimmy sich
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