Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)
kein Aufsehen erregen durfte, wenn man nicht für längere Zeit im Gefängnis landen wollte. Obwohl nicht viel Platz war und die Äste der Bäume praktisch am Führerhaus schrammten, hatte er leicht nach rechts gezogen, um das andere Auto vorbeizulassen. Es war keine günstige Stelle zum Überholen, da sie sich einer Kurve näherten, und falls ihnen jemand mit hoher Geschwindigkeit entgegenkommen sollte, brauchten sie so viel Platz wie möglich, wenn sie nicht alle als Verkehrsopfer enden wollten. Aber nach vorne war alles frei, und er sah, wie die roten Rücklichter in der Ferne verschwanden.
Ein halbe Meile später sah er Blinklichter, und jemand winkte mit zwei Leuchtstäben. Er trat auf die Bremse, als die Scheinwerfer seines Trucks den gelben Plymouth erfassten, der ihn vorhin überholt hatte. Er stand quer auf dem weißen Seitenstreifen. Hinter ihm war ein anderes Auto mit rot-blauen Blinklichtern. Er konnte allerdings kein Polizeiemblem erkennen, was merkwürdig war.
Ein Uniformierter mit einem etwas unförmigen Kopf kam auf ihn zu. Er ließ das Fenster herunter.
»Was ist los?«, fragte er, als eine Taschenlampe auf sein Gesicht gerichtet wurde und er die Hand heben musste, um seine Augen abzuschirmen. In diesem Moment zog der Uniformierte eine Schusswaffe, und zwei weitere Männer, die mit Maschinenpistolen bewaffnet waren, kamen unter den Bäumen hervor. Ihre Gesichter waren hinter grusligen Masken verborgen, und jetzt zog sich auch der Uniformierte eine Maske übers Gesicht, aber vorher konnte Joel noch einen Blick auf sein Gesicht werfen und dachte: Mexikaner. Das bestätigte sich, als der Mann das Wort ergriff.
»Lass die Hände dort, wo ich sie sehen kann, Buey «, sagte er. »Wir niemand was tun wollen. Alles klar?«
Joel nickte. Dass sie maskiert waren, beruhigte ihn etwas, denn das deutete darauf hin, dass sie ihn nicht umbringen wollten. Denn Mörder, die an einer einsamen Straße zuschlagen, müssen sich keine Gedanken machen, ob ihr Opfer sie identifizieren könnte.
»Meine Freunde steigen zu dir in das Führerhaus und sagen dir, wohin du fahren. Mach, was sie dir sagen, dann es vorbei, und du können heim zu deiner Novia, sí? « Joel nickte erneut. Sie wussten also, dass er eine Freundin hatte, was wiederum hieß, dass sie oder jemand, der ihnen nahestand, ihn in Portland ausgespäht hatten. Er machte sich eine Gedankennotiz.
Die Türen zum Führerhaus waren nicht abgeschlossen. Tobias ließ die Hände auf dem Lenkrad, als die beiden Männer einstiegen. Einer rutschte in die Schlafkabine hinter dem Sitz, der andere blieb neben Tobias, drehte sich leicht um, so dass er an der Tür lehnte, und ließ die Schusswaffe lässig auf dem Oberschenkel ruhen. Anscheinend sind heute Abend alle ganz locker, dachte Joel, doch ihm wurde mulmig, als ein Knistern aus dem Funkgerät des Uniformierten draußen drang.
»Andale!« , sagte er und winkte den anderen Fahrzeugen zu, dann Joel. Er richtete seine Waffe durch die Windschutzscheibe auf Joel, um sicherzugehen, dass er ihn verstand. »Apurate!« Der Plymouth setzte kurz zurück und fuhr dann in Richtung Süden. Die Blinklichter des zweiten Autos wurden ausgeschaltet, als der Uniformierte zu ihm rannte. Es zog nach rechts, um Joel vorbeizulassen, und setzte sich dann hinter ihn, so dass er zwischen beiden Autos eingeklemmt war.
»Wohin soll ich fahren?«, fragte er.
»Achte auf die Straße, Buey «, lautete die Antwort.
Joel tat, wie ihm geheißen, und schwieg. Er hätte sie fragen können, ob sie wüssten, mit wem sie sich anlegten, oder ihnen mit Rache drohen, wenn sie sich nicht sofort aus dem Führerhaus schwangen und ihn in Ruhe ließen, aber er ließ es sein. Er wollte das hier nur überleben und zusehen, dass er und sein Truck unbeschadet blieben. Sobald er wieder in Portland war, würde er ein paar Anrufe machen, aber er ging bereits allerlei Möglichkeiten durch. Wenn das hier ein gewöhnlicher Überfall war, dann hatten diese Typen entweder den falschen Truck ausgesucht oder waren einer Fehlinformation aufgesessen, was wiederum hieß, dass sie nichts Lukrativeres erbeuten würden als Trockentierfutter im Wert von zweitausend Dollar. Wenn es sich allerdings nicht um einen gewöhnlichen Überfall handelte, dann waren sie gut informiert, und das konnte nur bedeuten, dass Joel in der Bredouille war und die Sache schmerzhaft für ihn ausgehen könnte.
Der Plymouth vor ihm blinkte nach rechts.
»Folg ihm«, sagte der Mann hinter ihm, worauf
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