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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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abgemacht«, sagte er. »Er hat mit den übrigen Familienmitgliedern über mein Anliegen gesprochen. Es würde eine Art Denkmal für seinen Sohn werden, habe ich ihm erklärt, aber auch eine Art Verbindung zu den anderen Familien herstellen, die im Krieg Söhne und Töchter beziehungsweise Väter und Mütter verloren haben, und er hat das verstanden. Ich habe ihm versprochen, dass ich nicht aufdringlich sein werde, und war es auch nicht. Ich habe mich im Hintergrund gehalten. Die meisten Leute haben mich nicht mal bemerkt, aber mit einem Mal hatte ich es mit einem Haufen Gorillas zu tun.«
    »Haben sie Ihnen erklärt, worum es ging?«
    »Sie haben gesagt, es sei eine private Feier. Als ich darauf hinwies, dass mir die Familie erlaubt hätte zu fotografieren, wollte mir einer von ihnen die Kamera abnehmen, während ihn die anderen abgeschirmt haben. Ich bin zurückgewichen, worauf mich ein Typ, ein breitschultriger Typ, dem ein paar Finger gefehlt haben, gepackt und aufgefordert hat, sämtliche Bilder zu löschen, auf denen keine Familienangehörigen sind. Er hat gesagt, wenn ich nicht spure, zerschlägt er meine Kamera, und danach würden er und seine Freunde mich ausfindig machen und mir irgendwas brechen.«
    »Sie haben die Fotos also gelöscht?«
    »Den Teufel hab ich getan. Ich besitze eine neue Nikon. Das ist ein komplizierter Apparat, wenn man sich nicht damit auskennt. Ich habe auf ein paar Knöpfe gedrückt, den Bildschirm blockiert und ihnen gesagt, dass ich alles gemacht hätte, was sie verlangt haben. Daraufhin ließ mich der breitschultrige Typ los, und damit hatte es sich.«
    »Könnte ich vielleicht einen Blick auf diese Fotos werfen?«
    »Klar, warum denn nicht?« Ich gab ihm meine E-Mail-Adresse, und er versprach, mir die Fotos zu schicken, sobald er wieder an seinem Computer saß.
    »Wissen Sie«, fügte Eberly hinzu, »dass Damien Patchett mit einem Corporal namens Kramer in Verbindung stand, der sich oben in Kanada umgebracht hat?«
    »Ich weiß. Sie haben zusammen gedient.«
    »Tja, Kramers Familie stammt aus Orono. Nach seinem Tod haben wir einen Text abgedruckt, den er geschrieben hatte. Seine Schwester hat uns gebeten, ihn zu veröffentlichen. Sie wohnt noch in der Stadt. Deswegen bin ich auf dieses ganze Fotoprojekt gekommen, um ehrlich zu sein. Der Artikel hat hier in der Gegend für viel Aufsehen gesorgt, und der Herausgeber hat Ärger mit dem Militär gekriegt.«
    »Worüber hat Kramer geschrieben?«
    »Über diese PTBS -Sache. Posttraumatische Belastungsstörung. Ich lasse Ihnen den Artikel mit den Fotos zukommen.«
    Eberlys Material ging etwa zwei Stunden später ein, als ich mir ein Steak zum Abendessen briet. Ich nahm die Pfanne vom Herd und stellte sie zum Abkühlen beiseite.
    Bernie Kramers Artikel war kurz, aber heftig. Er handelte vom Kampf mit dem, was er für PTBS hielt – von seiner Paranoia, seiner Unfähigkeit, irgendjemandem zu trauen, den lähmenden Angstgefühlen –, und vor allem von seiner Wut darüber, dass sich das Militär weigerte, PTBS als eine im Kampf erlittene Verwundung anzusehen. Er war eindeutig als längerer Leserbrief verfasst worden, der nie abgeschickt worden war, doch der Herausgeber hatte erkannt, welches Potential in dem Text steckte, und ihn auf der Meinungsseite veröffentlicht. Am berührendsten war der Abschnitt, in dem er seinen Aufenthalt in der Rehastation für verwundete Soldaten in Fort Bragg schilderte. Kramer ließ durchklingen, dass Fort Bragg eine Art Entsorgungsstätte für Soldaten darstellte, die unter den Folgen von Drogenmissbrauch litten, und dass sich aufgrund des ständigen Personalwechsels niemand um Auszeichnungen, Aktenkorrekturen oder Abschiedszeremonien kümmerte. »Als wir heimkamen«, schloss er, »hatte man uns bereits vergessen.«
    Es war durchaus nachvollziehbar, das die Army alles andere als froh darüber war, wenn sich einer ihrer ehemaligen Soldaten auf diese Weise an die Öffentlichkeit wandte, auch wenn in den Blogs von Soldaten und anderswo schon Schlimmeres gestanden hatte. Nichtsdestotrotz dürfte eine kleine Lokalzeitung eine leichte Beute für einen Presseoffizier gewesen sein, der sich vor seinen Vorgesetzten beweisen wollte.
    Ich druckte den Artikel aus und legte ihn zu denen, die ich im Zusammenhang mit dem Tod von Brett Harlan und seiner Frau Margaret aufbewahrt hatte. Außerdem hatte ich mir ein paar Notizen in Bezug auf PTBS und die Selbstmorde von Militärangehörigen gemacht. Danach schaute ich mir die

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