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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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hier oben schöner, nicht so schwül wie in Florida oder Louisiana, von ein paar Tagen im August einmal abgesehen, aber nicht so schön, um die Winter wettzumachen, bei weitem nicht.
    Wieder dachte er an einen Drink. Er würde sich zwei Bier genehmigen, wenn er nach Portland zurückkam. Er konnte sich nicht ausstehen, wenn er besoffen war, und sah es auch bei anderen nicht gern. Er hatte Bobby Jandreau im Sully’s angefaucht, als Bobby die Klappe aufgerissen und Aufsehen erregt hatte, auch wenn in einem Laden wie dem Sully’s die meisten Leute damit beschäftigt waren, sich zu betrinken, und nicht darauf achteten, was um sie herum vorging. Bobby tat ihm leid. Joel war sich nicht sicher, ob er hätte weiterleben können, wenn er so schwer verwundet worden wäre wie Bobby. Seine Verletzungen reichten ihm schon: Er humpelte bei jedem Schritt und hatte immer noch Phantomschmerzen, wo einst die fehlenden Finger gewesen waren. Aber Bobbys Verwundungen waren keine Entschuldigung dafür, dass er laut geworden war und solche Sachen gesagt hatte. Sie hatten ihm einen Anteil versprochen, und Joel war bereit, sich daran zu halten, auch nach dem, was im Sully’s gesagt worden war, aber jetzt wollte Bobby nichts mehr. Er wollte nichts mehr mit ihnen zu tun haben, und das machte Joel zu schaffen. Die anderen beunruhigte es ebenfalls. Sie hatten versucht, vernünftig mit Bobby zu reden, aber es hatte nichts genützt. Joel konnte sich vorstellen, dass er nach dem Vorfall im Sully’s gekränkt war, aber ihnen war nichts anderes übriggeblieben.
    Niemandem wird etwas getan – das war die grundsätzliche Übereinkunft. Tut niemandem etwas zuleide. Leider war das auf dieser Welt nicht immer möglich, deshalb war das Prinzip abgeändert worden zu einem »Tut unseresgleichen nichts zuleide«. Der Detektiv, dieser Parker, hatte das, was ihm widerfahren war, herausgefordert, und Foster Jandreau ebenfalls. Tobias mochte nicht auf ihn geschossen haben, aber er hatte beigepflichtet, dass es notwendig war.
    Tobias hielt bereits nach dem Hinweisschild auf Proctors Motel Ausschau, damit er sich auf das Abbiegen vorbereiten konnte. Er war nervös. Ein Sattelzug, der so nahe an der Grenze zu einem stillgelegten Motel abbog, erregte Aufsehen. Tobias waren die Touren lieber, bei denen kleinere Gegenstände transportiert wurden, die an einer Tankstelle oder einem Diner übergeben werden konnten. Beim Transport größerer Stücke, die er zum Motel bringen musste, kam er immer ins Schwitzen, aber nur ein oder zwei solche Fuhren waren noch zu machen, und jetzt musste er einen Ort in der Nähe von Portland finden, wo er sie einlagern konnte. Nach Kramers Tod waren sie zu dem Schluss gekommen, dass die größeren Stücke das Risiko nicht wert waren, da sie sie vor allerlei logistische Schwierigkeiten stellten. Man musste eine andere Möglichkeit finden, wo man sie lagern konnte, auch wenn dabei weniger Profit heraussprang. Schließlich hatten sie sich die Mühe gemacht, sie den weiten Weg nach Kanada zu befördern, und verdammt wollten sie sein, wenn sie sie jetzt irgendwo in einem Sumpf versenkten oder in einem Loch vergruben. Dennoch hatten sie bereits Käufer für eine Reihe von Statuen gefunden, und Tobias war die Aufgabe zugefallen, sie über die Grenze zu bringen. Er hatte die erste Fuhre, die als billige steinerne Gartendekoration für Leute mit mehr Geld als Geschmack ausgewiesen war, ohne jede Schwierigkeit zu einem Lagerhaus in Pennsylvania gebracht. Die zweite Fuhre musste zwei Wochen bei Proctor eingelagert werden, und für das Ein- und Ausladen hatten vier Männer fünf Stunden gebraucht. Ständig hatte Tobias damit gerechnet, dass die Staatspolizei oder der amerikanische Zoll angerauscht kamen, und er konnte sich noch daran erinnern, wie erleichtert er war, als die Arbeit erledigt und er wieder auf der Piste war und zu Karen nach Hause fuhr. Jetzt musste er nur noch ein letztes Mal zu Proctor, dann war er fertig. Wenn es stimmte, dass Proctor aussteigen wollte, war ihm das nur recht. Er würde ihn nicht vermissen. Weder ihn noch den Gestank in seiner Hütte oder den Anblick des lausigen Motels, das langsam im Boden versank.
    Einem Mann, der sich beim Alk nicht beherrschen konnte, konnte man nicht trauen. Es war ein Zeichen von Schwäche. Tobias würde darauf wetten, dass Proctor garantiert als Kandidat für eine PTBS -Therapie, oder wie immer man das damals bezeichnete, aus dem ersten Golfkrieg zurückgekommen war. Stattdessen hatte er

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