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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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hatte, die Damien Patchett in Empfang genommen hatten, als er heimgekehrt war. Aber wenn Ronald in Bezug auf Proctor recht hatte, und ich hatte keinen Grund, daran zu zweifeln, dann kam es mir mehr als unwahrscheinlich vor, dass der ältere Mann ein Kandidat für ein Begrüßungskomitee war.
    Ronald hatte mir zwei weitere Namen geliefert: Mallak und Bacci. Neben Mallaks Namen hatte er geschrieben: »Unionville – aber in Atlanta aufgewachsen«. Außerdem hatte er den Schwarzen offiziell als Vernon identifiziert und einen kleinen, bärtigen Mann neben ihm als Pritchard. Über das Gesicht eines großen Mannes, der eine Brille trug, hatte er ein X gemalt und danebengeschrieben: »Harlan – tot«. Links auf dem Bild, in der Ferne kaum sichtbar, war ein muskulöser Mann in einem Rollstuhl: Bobby Jandreau. Kyle Quinns Worte kamen mir wieder in den Sinn, als ich mir das Foto von Foster Jandreau in der Zeitung angeschaut hatte.
    Eine schlimme Sache.
    Ich nahm meinen Stift und fügte Foster Jandreaus Namen zur Liste der Toten hinzu.

12
    Am nächsten Morgen in aller Frühe machte sich Tobias auf den Weg zu Harold Proctors Motel. Er nahm an, dass es Schicksal war. Er war auf dem Weg zu Proctor gewesen, als ihn die Mexikaner geschnappt hatten, deshalb war er nicht weiter verblüfft, als man ihm auftrug, trotzdem dort vorbeizuschauen, auch wenn er keine Fracht hatte, die er dort einlagern sollte. Eher überraschte ihn hingegen der Grund für die Fahrt, obwohl er, wenn er’s recht bedachte, genau diesen Fall vorhergesehen hatte.
    »Proctor lässt uns im Stich«, hatte die Stimme am anderen Ende an diesem Morgen gesagt. »Er will aussteigen. Nimm alles mit, was noch dort ist, und zahl ihn aus. Das meiste davon ist sowieso bloß noch Kleinkram.«
    »Bist du dir sicher, dass er nicht aus dem Nähkästchen plaudert?«, fragte Tobias.
    »Er weiß genau, dass er das nicht tun sollte.«
    Tobias war sich da nicht so sicher. Er hatte vor, ein paar Takte mit Proctor zu reden, wenn er ihn sah, nur um sicherzugehen, dass er wusste, wozu er verpflichtet war.
    Sein Gesicht und die Hände taten weh. Das Ibuprofen, das er genommen hatte, hatte den Schmerz etwas gedämpft, aber nicht so weit, dass er anständig schlafen konnte. Doch Schlafmangel war für ihn nichts Neues, jedenfalls in letzter Zeit nicht. Im Irak hatte er mitten im Mörserbeschuss geschlafen, so müde war er die ganze Zeit gewesen, aber seit er nach Hause zurückgekehrt war, kam er nachts nur mühsam zur Ruhe, und wenn er schlief, träumte er. Es waren schlechte Träume, und in letzter Zeit waren sie noch schlimmer geworden. Er war der Meinung, dass die Probleme, die er in jüngster Zeit hatte, mit einer der Touren angefangen hatten, die er vor etwa einem Monat zu Proctor unternommen hatte. Seitdem war es ihm nicht mehr richtig gut gegangen.
    Tobias hatte nicht viel für harte Schnäpse übrig, aber jetzt hätte er einen steifen Drink gebrauchen können. Proctor würde ihm einen geben, wenn er darum bat, aber Tobias hatte nicht vor, Proctors Gastfreundschaft allzu lange in Anspruch zu nehmen. Außerdem wollte er auf keinen Fall von den Cops angehalten werden, wenn er mit einer Alkoholfahne am Steuer eines Sattelzugs saß, eines Sattelzugs zudem, der vermutlich mehr Schätze enthielt als jeder andere, der bislang durch den Staat gefahren war.
    Wie zur Bestätigung dafür, dass es klüger war zu warten, bis er wieder nach Portland kam, bevor er seinen Durst stillte, fuhr prompt ein Wagen der Grenzpatrouille in Richtung Osten an ihm vorbei. Tobias hob lässig die Hand zum Gruß, worauf die Geste erwidert wurde. Er verfolgte den Grenzpolizisten im Spiegel, bis er außer Sicht war, dann atmete er durch. Dass ihm nach allem, was letzte Nacht passiert war, die Cops über den Weg liefen, hätte ihm gerade noch gefehlt. Es reichte schon, dass er zu Proctor musste.
    Tobias hielt nicht viel von dem älteren Mann. Proctor war ein Säufer, der glaubte, nur weil sie beide beim Militär gewesen waren, wären sie insgeheim Brüder, aber Tobias sah das nicht so. Sie waren nicht einmal im gleichen Krieg gewesen – über ein Jahrzehnt lag zwischen den beiden Konflikten. Er und Proctor gingen unterschiedliche Wege. Proctor soff sich zu Tode, während Tobias Geld verdienen und ein besseres Leben haben wollte. Seiner Ansicht nach sollte er Karen darum bitten, ihn zu heiraten, und sobald sie liiert waren, sollten sie nach Süden ziehen, weg von der verdammten Kälte in Maine. Im Sommer war es

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