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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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Fotos an, die Eberly nach Damiens Beerdigung aufgenommen hatte. Er war so hilfsbereit gewesen und hatte die Gesichter der Männer eingekreist, die ihn zur Rede gestellt hatten, darunter auch Joel Tobias. Ich betrachtete die anderen ganz genau. Nur einer war schwarz, folglich musste es sich um Vernon handeln. Ich überprüfte den Fotodrucker, um sicherzugehen, dass Papier drin war, und druckte die besten Aufnahmen zweimal aus. Ich wollte auch die Namen der übrigen Männer erfahren. Möglicherweise konnte mir Ronald Straydeer dabei weiterhelfen. Ich hatte seine E-Mail-Adresse und ließ ihm ein paar Aufnahmen zukommen. Eberly hatte mir außerdem den Namen und die Telefonnummer von Lauren Fannan genannt, Bernie Kramers Schwester. Ich rief sie an, und wir sprachen eine Weile miteinander. Sie erzählte mir, dass Bernie »krank« aus dem Irak zurückgekommen sei und sich sein Zustand in den darauffolgenden Monaten verschlechtert habe. Sie hatte den Eindruck, dass man ihn dazu gedrängt hatte, nicht über seine Probleme zu sprechen, konnte aber nicht sagen, ob das Militär Druck auf ihn ausgeübt hatte oder seine Kameraden.
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte ich.
    »Da war ein Freund von ihm, ein gewisser Joel Tobias. Er war Bernies Sergeant im Irak. Wegen Tobias war Bernie überhaupt oben in Quebec. Bernie konnte fließend Französisch, und er sollte da oben irgendetwas für Tobias erledigen, irgendwas mit Lastwagen und Transporten. Bernie hat Medikamente genommen, damit er schlafen konnte, und Tobias hat gesagt, er soll damit aufhören, weil es seine Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt.«
    Wenn Joel Tobias Bernie Kramer gesagt hatte, er solle seine Medikamente nicht mehr nehmen, weil sie ihn bei den ihm zugewiesenen Aufgaben behinderten, konnte er dann auch verantwortlich dafür sein, dass Damien Patchett sein Trazodon absetzte?
    »Hat Bernie sich professionelle Hilfe gesucht?«
    »Ich hatte wegen der Art und Weise, wie er über seinen Zustand sprach, den Eindruck, dass er Hilfe bekam, aber er hat nicht gesagt, von wem. Nach Bernies Tod habe ich Tobias angerufen und ihm erklärt, dass er bei der Beerdigung nicht willkommen sei, deshalb blieb er ihr fern. Ich habe ihn seitdem nicht mehr gesehen. Ich habe den Brief, den Bernie über die posttraumatische Belastungsstörung geschrieben hat, in seinen persönlichen Papieren gefunden und bin zu dem Schluss gekommen, dass er in der Zeitung abgedruckt werden sollte, weil die Leute wissen sollten, wie diese Männer und Frauen von ihrer eigenen Regierung behandelt werden. Bernie war ein wunderbarer Mann, ein liebenswürdiger Mann. Er hat es nicht verdient, dass sein Leben so endet.«
    »Sie haben Bernies persönliche Papiere erwähnt, Mrs Fannan. Haben Sie sie noch?«
    »Ein paar davon«, erwiderte sie. »Den Rest habe ich verbrannt.«
    Irgendetwas war da los. »Warum haben Sie sie verbrannt?«
    Sie fing an zu weinen, so dass ich nur mühsam verstand, was sie sagte. »Er hatte Seite um Seite beschrieben, der reine … Wahnsinn. Dass er Stimmen hörte und Dinge sah. Ich dachte, das käme von seiner Krankheit, aber es war so verstörend und so irrsinnig. Ich wollte nicht, dass es irgendein anderer liest, denn wenn das rauskäme, würde es nur von dem Brief ablenken. Er hat von Dämonen geredet und dass er verfolgt wird. Es war wirres Zeug. Lauter wirres Zeug.«
    Ich dankte ihr und legte auf. Eine Nachricht war in meiner Mailbox aufgetaucht. Ronald Straydeer meldete sich bei mir zurück. Er hatte eins der Fotos ausgedruckt, gekennzeichnet, das Bild wieder eingescannt und zurückgeschickt. Darüber stand eine kurze Nachricht:
Als du weg warst, fiel mir noch etwas anderes ein, das mir bei der Beerdigung sonderbar vorkam. Ein Veteran aus dem ersten Golfkrieg war mit Tobias und den anderen im Sully’s. Sein Name ist Harold Proctor. Soweit ich weiß, hat er sich nie etwas aus irgendjemandem oder irgendwas gemacht, und es gibt keinen Grund, weshalb er näheren Kontakt zu Tobias haben sollte, es sei denn, er ist an dem, was da vor sich geht, beteiligt. Er besitzt in der Nähe von Langdon, nordwestlich von Rangeley, ein heruntergekommenes Motel. Ich muss dir ja wohl nicht sagen, wie nahe das an der kanadischen Grenze ist.
    Proctor war auf keinem der Fotos. Ich wusste, dass es eine Verfahrensweise gab, bei der Veteranen früherer Kriege zurückkehrende Soldaten in Empfang nahmen, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich herausfinden sollte, ob Proctor daran beteiligt war oder er zu denen gehört

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