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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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ihren Platz über dem Kragen eines alten karierten Jahrmarktschreieranzugs mit einer fest geknoteten roten Fliege am Hals eines gelben, mit Ballons bedruckten Hemdes einnahm.
    Herod starrte darauf, und ihm war klar, dass er keine Angst hatte.
    »Ach Käpt’n!«, flüsterte er. »Ach Käpt’n, mein Käpt’n …«

15
    Die Stadt veränderte sich, aber das hatten Städte so an sich. Vielleicht lag es auch nur daran, dass ich älter wurde und schon zu viel hatte verschwinden sehen, als dass mir ganz wohl dabei war, wenn Restaurants und Läden, die ich gekannt hatte, geschlossen wurden. Die Verwandlung von Portland, einer Stadt, die darum kämpfte, nicht in die Casco Bay zu fallen und bis auf deren Grund zu sinken, in ein mittlerweile blühendes, von den schönen Künsten geprägtes und sicheres Gemeinwesen hatte Anfang der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts begonnen und war weitgehend mit Bundesgeldern in Form von Wahlkampfgeschenken finanziert worden, die so gut wie alle missbilligten, mit Ausnahme derjenigen, die davon profitierten. Die Congress Street hatte gepflasterte Gehsteige bekommen, der Old Port war wiederbelebt worden, und aus dem Municipal Airport wurde der International Jetport, was zumindest den Vorteil hatte, dass es futuristisch klang, auch wenn man den Großteil des letzten Jahrzehnts von Portland aus nicht direkt nach Kanada fliegen konnte, geschweige denn zu irgendeinem anderen Ziel, das nicht zu der angrenzenden Landmasse gehörte, so dass das »International« ziemlich überflüssig war.
    In den letzten Jahren hatte der Old Port einiges an Glanz verloren. Die Exchange Street, eine der bezauberndsten Straßen der Stadt, war im Umbruch begriffen. Books Etc. gab es nicht mehr, Emerson Books sollte demnächst geschlossen werden, weil die Inhaber in den Ruhestand gingen, so dass bald nur noch Longfellow Books im Old Port übrig bleiben würde. Walters Restaurant, in dem ich mit Susan, meiner toten Frau, und Rachel, der Mutter meines zweiten Kindes, gegessen hatte, hatte dichtgemacht, weil es zur Union Street umzog.
    Aber die Congress Street hatte immer noch allerhand Absonderliches und Ausgefallenes vorzuweisen, so als wäre ein kleiner Teil von Austin, Texas, in den Nordosten verlegt worden. Dort gab es jetzt Otto, eine anständige Pizzeria, die bis spät in die Nacht Pizzastücke anbot, und zu den diversen Galerien und Buchantiquariaten, Vinylplattenläden und Fossiliengeschäften hatten sich ein Comic-Kaufhaus und eine neue Buchhandlung namens Green Hand gesellt, in deren Hinterzimmer sich ein Museum für Kryptozoologie befand, was jeden von Herzen freute, der eine Vorliebe fürs Absurde hatte.
    Nun ja, fast jeden.
    »Was, verflucht noch mal, ist Kryptozoologie?«, fragte Louis, als wir am Monument Square saßen, Wein tranken und zusahen, wie die Welt an uns vorüberzog. Heute trug Louis Dolce & Gabbana: einen schwarzen Anzug mit drei Knöpfen an der Jacke, ein weißes Hemd, keinen Schlips. Obwohl er nicht laut sprach, warf eine Frau, die links von uns draußen vor dem Restaurant saß und Suppe aß, Louis einen missbilligenden Blick zu. Ich musste ihren Mut bewundern. Die meisten Menschen warfen Louis für gewöhnlich nur ängstliche oder neidische Blicke zu. Er war groß, schwarz und ziemlich gefährlich.
    »Bitte um Entschuldigung«, sagte Louis und nickte ihr zu. »Ich wollte keine Kraftausdrücke benutzen.« Er wandte sich wieder an mich und sagte: »Was, verflucht noch mal, hast du gesagt?«
    »Kryptozoologie«, erklärte ich, »ist die Wissenschaft von Lebewesen, die es möglicherweise gibt oder auch nicht, wie zum Beispiel Bigfoot oder das Ungeheuer von Loch Ness.«
    »Das Ungeheuer von Loch Ness ist tot«, sagte Angel.
    Angel trug heute ausgefranste Jeans, namenlose rot-silberne Sneakers und ein giftgrünes T-Shirt, das für eine Bar warb, die irgendwann in der Ära Kennedy dichtgemacht hatte. Im Gegensatz zu seinem Liebes- und Lebenspartner löste Angel mit seiner Garderobe für gewöhnlich Reaktionen aus, die zwischen Belustigung und offenkundiger Sorge schwankten, dass er farbenblind sein könnte. Angel war ebenfalls gefährlich, wenn auch nicht ganz so gefährlich wie Louis. Andererseits traf das auf die meisten Menschen zu, wie auch auf die meisten Giftschlangen.
    »Das hab ich irgendwo gelesen«, fuhr Angel fort. »Dieser Experte, der jahrelang danach Ausschau gehalten hat, kam zu dem Schluss, dass es gestorben ist.«
    »Yeah, vor zwohundertfünfzig Millionen Jahren«, sagte

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