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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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ist.«
    »Das vergesse ich nicht, ehrwürdiger Abt. Aber wenn wir sie fassen, finden wir vielleicht heraus, wer sie geschickt hat.«
    »Wir werden uns an jene halten, die uns geblieben sind«, erwiderte der Abt und deutete auf die Männer, die bewusstlos auf dem Boden des Korridors lagen. »Ich bezweifle, dass sie uns verraten werden, wer sie geschickt hat, aber vielleicht ist das auch gar nicht erforderlich.«
    Er bedeutete seinen Mitbrüdern, sich um die Verletzten zu kümmern. Die Mönche würden ihre Wunden pflegen und dafür sorgen, dass sie wieder gesund wurden, wie es das Gebot der Nächstenliebe befahl. Bruder Patrick beugte sich zu einem der Bewusstlosen hinab, schlug seine Kapuze zurück und lüftete die Maske.
    Darunter kamen blasse, von blondem Haar und einem Backenbart umrahmte Züge zum Vorschein, die einem jungen Mann gehörten. Noch größer war die Überraschung allerdings, als Patrick den Umhang des Eindringlings zurückschlug. Unter dem tiefen Schwarz der Robe trat helles Rot zu Tage – das Rot der Uniform eines britischen Dragoners.
    Die Mönche von Kelso standen starr vor Entsetzen. Keiner von ihnen hatte mit einer solchen Wendung gerechnet – mit Ausnahme von Abt Andrew.
    »Nun gibt es kein Zurück mehr«, murmelte er, und sein Blick verfinsterte sich. »Der Feind ist zurückgekehrt und hat sein Gesicht gezeigt. Der Kampf hat begonnen, meine Brüder …«

 

Drittes Buch
 
    Das Runenschwert
     

 

1.
    A m Tag nach ihrem denkwürdigen Fund in der Bibliothek und dem unheimlichen Kampf in den Straßen machten Walter Scott und Quentin sich erneut auf, um Professor Gainswick zu besuchen. Vielleicht, so hofften sie, konnte der Gelehrte ihnen mehr über den Steinkreis sagen, von dem in dem alten Fragment die Rede war.
    Den Vormittag hatte Sir Walter auf der Stadtwache verbracht, wo er versucht hatte, mehr über den Kampf herauszufinden, dessen Zeugen Quentin und er in der Nacht geworden waren. Als Mitglied des Obersten Gerichtshofs wurde er mit allem gebührenden Respekt behandelt, jedoch konnten die Constables ihm nicht weiterhelfen; weder war eine Anzeige eingegangen, noch hatten die Diensthabenden der Nachtwache überhaupt mitbekommen, was sich in den dunklen Gassen des Universitätsviertels abgespielt hatte. Allem Anschein nach waren Sir Walter und sein Neffe die einzigen Zeugen des Vorfalls – und im Licht des neuen Tages begannen selbst sie daran zu zweifeln, dass er überhaupt je stattgefunden hatte.
    Während Sir Walter die Nacht an seinem Schreibtisch zugebracht hatte, hatte sich Quentin schlafen gelegt, allerdings kaum Ruhe gefunden.
    Immer wieder musste er an die aufregenden Ereignisse denken, an die Entdeckung, die sie gemacht hatten, und an die dunklen Schatten, die sie verfolgten. Und sobald er die Augen schloss und ein wenig Schlaf fand, brachen schlimme Bilder über ihn herein – Albträume von Runen und grässlichen Fratzen, von Steinkreisen und von Feuern, die in der Nacht loderten und das Ende der Welt verhießen.
    Entsprechend düster war seine Stimmung, als sie in der Kutsche saßen, die sie hinauf zur High Street brachte. Mochte sein Onkel die Augen verschließen und weiter nach einer rationalen Erklärung suchen – für ihn stand längst fest, dass hier nicht nur purer Zufall am Werk war. Immer wieder musste Quentin an die Warnungen denken, die sowohl Inspector Dellard als auch Abt Andrew ausgesprochen hatten.
    Sir Walter, der in Quentins Mienenspiel zu lesen vermochte wie in einem offenen Buch, blickte ihn unverwandt an. »Mein lieber Neffe«, sagte er, »ich weiß zu schätzen, was du für mich tust. Aber in deinen Blicken lese ich Furcht.«
    »Du verwechselst Furcht mit Vorsicht, Onkel«, verbesserte Quentin selbstbewusst. »Wenn ich mich recht entsinne, hielt Cicero sie für den besseren Teil der Tapferkeit.«
    Sir Walter musste schmunzeln. »Schön, dass du trotz aller Aufregung noch Zeit für das Studium der Klassiker findest, mein Junge. Aber mir ist es ernst. Ich habe im Zuge dieser bestürzenden Ereignisse bereits einen Studenten verloren, und ich will nicht auch noch den Tod eines zweiten beklagen müssen. Wenn du also lieber aussteigen und zu deiner Familie zurückkehren möchtest, kann ich das gut verstehen. Ihr Haus ist nicht weit entfernt. Ich könnte dem Kutscher sagen, dass er …«
    »Nein, Onkel«, sagte Quentin entschieden. »Es ist wahr, dass ich nicht alle deine Ansichten teile, was diesen mysteriösen Fall anbelangt. Aber in den letzten

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